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Lohnunternehmen Oberle: eigene Projekte und kollegiale Kooperationen

Im Südspessart gibt es mit Main, Bahn und viel Natur anständig Arbeit für Dienstleister Patrick Oberle. Er hat sich auf Forst und Landschaftspflege spezialisiert, wobei ihn auch schwierige Herausforderungen nicht schrecken – im Gegenteil.

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Von: Tobias Meyer

Eigentlich ist Patrick Oberle gelernter Werkzeugmechaniker, zehn Jahre hat er in diesem Beruf gearbeitet, anschließend wechselte er in den Vertrieb. Nach einer längeren Krankheit wollte er sich dann aber komplett neu orientieren – und startete als Lohnunternehmer nochmal komplett von vorne. Eingestiegen ist er im März 2017 mit einem Böschungsmulcher am Traktor, zudem gab es immer wieder Aufträge für Erdtransporte mit einer Mulde. „Das hat mich aber nicht erfüllt, ich wollte gern komplett eigene Projekte übernehmen, statt nur Einzelmaßnahmen zu erledigen“, erklärt der heute 38-Jährige. „Gleichzeitig versuche ich möglichst das zu machen, was sonst niemand bieten kann. Aufträge, für die sich sonst keiner traute auch nur ein Angebot abzugeben, habe ich dann angenommen“, erzählt Oberle nicht ohne Stolz. Daher hat er sich zu Beginn vor allem im Bereich Landschaftspflege spezialisiert und dafür Fällgreifer und Forstmulcher angeschafft.

Am meisten Freude hat er an größeren Projekten, die auch über den Naturpark Spessart oder den Landschaftspflegeverband zustande kommen. Dabei müssen dann beispielsweise ganze Täler freigehalten und für die Artenvielfalt rekultiviert werden. Hier fallen die Umgestaltungsmaßnahmen meist größer aus, mit reiner Pflege ist es dann nicht getan. Dafür steht Oberle auch in engem Kontakt mit den Verantwortlichen für diese Projekte bei den entsprechenden Behörden.


Starkes Team

Solche Gesamtaufträge erfordern aber auch entsprechend Manpower: Bis 2020 bewältigte er die Arbeit noch alleine, dann brauchte es den ersten Mitarbeiter. Diesen Oktober folgte bereits der zweite Festangestellte, dazu beschäftigt Oberle noch eine Aushilfe. Wichtig ist ihm, dass man nicht nur stur etwas abarbeitet, sondern mit Leidenschaft dabei ist. „Meine Mitarbeiter betrachten die Maschinen als ihre eigenen – top!“ Denn so weiß der Chef auch, dass die Technik pfleglich behandelt wird. Wenn sie ihm dann auch mal einen nicht ganz ernst gemeinten bösen Blick zuwerfen, weil er beim Verladen mit schlammigen Stiefeln in den sauberen Bagger steigt, bestätigt ihn das nur. In der Forsterschließung bzw. Forstpflege kann das Team so nun zu dritt ans Werk gehen: Ein Mann kümmert sich mit dem Trapezlöffel um die Gräben, der nächste erledigt mit dem größeren Bagger die generellen Erdbewegungen und die Nummer Drei kümmert sich mit Mulde oder Lkw um die Materiallogistik. Auch auf Borkenkäferflächen hat Teamarbeit Vorteile: Der Bagger zwickt mit dem Fällgreifer voraus, direkt dahinter folgt der Kollege mit dem Forstmulcher.

Dieser kommt vom spanischen Hersteller TMC Cancela, der von der Firma Kommunalservice Lang vertrieben wird. Aus dem Geschäftskontakt zum Händler ist inzwischen eine Freundschaft geworden. Daher kommen bei Oberle auch immer wieder Prototypen in den Testeinsatz, der Hersteller legt viel Wert auf die Meinung des Praktikers. Zudem standen seine Maschinen schon das ein oder andere Mal als Trägerfahrzeuge für deren Produktvideos vor der Kamera: „Das ist immer eine nette Abwechslung, man lernt völlig neue Leute kennen und vertieft die Geschäftsbeziehungen.“ Denn auch überbetrieblich arbeitet der Dienstleister gerne mit anderen Firmen zusammen, entweder bucht er sie dazu oder fungiert selbst als Subunternehmer. „Ich gehe lieber eine Kooperation ein, als in Konkurrenz zu treten“, sagt Oberle, denn schließlich könne niemand wirklich alles machen. Als Beispiel nennt er zwei Baumpflegespezialisten, die auch Klettern können. Diese engagiert er des Öfteren als Ergänzung für Feinarbeiten in der Krone, ebenso rufen sie ihn an, wenn schlagkräftigeres Gerät notwendig wird.

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Spezialmaschinen und Sonderlösungen

Neben dem Forstmulcher am Traktor ist auch ein entsprechendes Anbaugerät für den Baggerarm vorhanden. Aktuell ist der Unternehmens-Chef mit zwei Herstellern im Gespräch, denn der Forstmulcher verlangt antriebseitig sehr viel Hydraulikleistung, die nicht jeder liefern kann. Damit will Oberle auch in Bereichen arbeiten können, die sonst mit keinem Fahrzeug mehr zugänglich sind. Ein S12-Schreitbagger des Liechtensteiner Herstellers Kaiser war hierfür ebenfalls bereits für zwei Monate im Testeinsatz: „Das war sehr interessant. Wir haben jeden Morgen geknobelt, wer die Maschine fahren darf. Letztendlich haben wir dafür aber zu wenig Spezialeinsätze, weshalb wir wieder zurück zum Kettenbagger sind.“ Der aktuelle Acht-Tonner von Kubota ist dabei leistungstechnisch bereits an der Grenze, weshalb zusätzlich noch ein 17-Tonner auf Langzeitmiete mit in den Forsteinsatz geht, bis ein passendes Modell gefunden ist. „Bei uns ist eigentlich keine Maschine Standard, wir haben überall zusätzliche Sonderlösungen realisiert“, erklärt der Lohnunternehmer.

Die Ideen kommen dabei nicht selten von seinen Mitarbeitern, die ja ebenfalls tagtäglich in der Praxis mögliches Verbesserungspotential erkennen. „Aktuell denken wir über einen Rückewagen am Bagger nach, der mit dem Fällgreifer direkt gefüllt werden könnte“, erzählt der Gründer. So spart er ein zweites Fahrzeug, das die Logistik zum Sammelplatz erledigt. Stattdessen kann der Traktor sofort mit dem Forstmulcher die Fläche zur Pflanzung vorbereiten. Ohne Kran wäre der Anhänger günstiger und leichter, für den Einsatz am Traktor könnte dort ein separater Greifarm im Dreipunkt verbaut werden, der auch einzeln praktisch ist.

Auch wenn Oberle die Seitenstreifenpflege alleine zu Beginn nicht sehr glücklich machte, aufgegeben hat er den Bereich natürlich nicht. Der dafür eingesetzte Mulag MFK500-Ausleger gehört eigentlich zum Unimog, Oberle betreibt ihn dagegen im Fronthubwerk des Valtras. Als einziger ermöglichte der finnische Hersteller die Freigabe dafür ohne abstützenden Unterzug. Denn auf mit Baumstümpfen übersäten Rückegassen und Jagdschneisen zählt jeder Zentimeter Bodenfreiheit. So aber ist auf unwegsamen Waldwegen neben dem Mulchen des Randstreifens auch das Schneiden von Lichtraumprofilen möglich. Außerdem komme man durch das Anheben des ganzen Auslegers samt Seitenverschiebung durch das Fronthubwerk auch in sehr unbequem zugängliches Gelände – Kollegen, die mit einer Anbauplatte arbeiten, seien hier weniger flexibel.

Kundschaft aus dem Internet

Schnell hat Oberle zudem gemerkt, wie gut Social Media für ihn funktioniert. Facebook, Instagram und der WhatsApp-Status halten seine Kunden auf dem Laufenden: „Immer öfter ist eine Anfrage darauf zurückzuführen, dass etwa ein Bauhofleiter am Abend meinen neuen Status oder Post gesehen und sich dann am nächsten Tag gleich dazu gemeldet hat.“ Denn nicht für jede neue Maschine kann er gleich wieder überall Flyer verteilen. Kleine, geschickte Erweiterungen aber sprechen sich über die sozialen Medien schnell bei den Kunden herum. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die optische Gestaltung seines Fuhrparks: Statt des leuchtenden Kommunal-Oranges gibt es hier durchgehend sattes Schwarz – vom Traktor über den Bagger bis zum Lkw. Auch die gelbe Haube der gerade neu angeschafften Energreen-Mulchraupe wurde bereits entsprechend lackiert. „Das hat einen merklichen Effekt, denn darüber wird geredet und die Kunden erinnern sich an mich“, versichert Oberle. Außerdem wollen viele aus der Branche einfach wissen, wer das mit den schwarzen Fahrzeugen ist. Dann wird gegoogelt und Oberle ist wieder ein Stück bekannter.

Fuhrpark im Einzelnen:
- Valtra T234D mit Bodenpanzer und Rückfahreinrichtung,
- MAN Drei-Achs-Allrad-Lkw,
- Hakenlift-Anhänger,
- Mulag-Ausleger mit Mulcher & Freischneidersäge,
- diverse Heckmulcher, Stubbenfräse,
- diverse Forstmulcher (u.a. TMC Cancela TFX225, THE100, TLE125),
- Kubota KX80-Bagger,
- 17-Tonnen-Kurzheckbagger zur Miete,
- Energreen Funkraupe,
- Tieflader, Radlader, Fällgreifer, 360-Grad-Trapezlöffel,
- Mikrokettenbagger, Mikrokettendumper, Anbaugrader-Planierhobel

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