Die Hard- und Software-Lösungen erleichtern das Erfassen, Verwalten, Auswerten und Managen von forstwirtschaftlichen Daten. Bereits am ersten Veranstaltungstag war das Interesse der Besucher an den Präsentationen der teilnehmenden Firmen groß. „Wir haben mit der Wahl des Fokusthemas offensichtlich einen Nerv getroffen. Die beteiligten Firmen haben ebenso wie die im Wald engagierten Vorführer berichtet, dass sie an ihren Ständen fachkundige Besucher erlebt haben, die mit konkreten Anliegen, Fachfragen und Problemen gezielt nach digitalen Lösungen gefragt haben“, so die Geschäftsführende Direktorin des KWF, Prof. Dr. Ute Seeling. Auffällig sei auch der hohe Anteil an Nachwuchskräften gewesen. Und auch die Vortragsveranstaltungen waren ausnahmslos sehr gut besucht. An beiden Tagen ging es in Vorträgen und Diskussionen um die Zukunft der Informationstechnologie, z.B. bei der Holzernte, der Inventur, beim Waldschutz sowie beim Datenmanagement und Datenschutz.
Auch Brandenburgs Forstminister Jörg Vogelsänger war zur Eröffnung der Thementage vor Ort: „Auch wenn Forstleute ihren Beruf gewählt haben, um mit und in der Natur zu arbeiten, steigt auch hier der Arbeitsanteil vor dem PC, mit dem Notebook oder dem Smartphone. Konnte vor wenigen Jahren noch ein geschulter Forstmann mit Erfahrung und Wachstumstabellen seine Erträge halbwegs kalkulieren, so kommt heute kein Prognosemodell ohne rechnergestützte Programme oder Fernaufklärung per Drohne oder sogar per Satellit aus. Und gerade auch in Zeiten, in denen sich die Anzeichen für dynamische Veränderungen beim Klima häufen, können die anfallenden großen Datenmengen nur noch mithilfe moderner IT-Technik bewältigt werden.“
Praxisnahe Vor-Ort-Dokumentation im Wald
Konkret wird es auf dem Rundweg im Wald, denn auch IT-Lösungen können am besten durch eine praxisnahe Vor-Ort-Demonstration verstanden werden. Schnell wird klar: Viele der Firmen präsentieren nicht nur simple Verwaltungstools und wetterfeste Tablets, diese bilden aber die Basis für viele der gezeigten Anwendungen. Die Gründungsinitiative Vins zeigt ihre mobile 3D Inspektions- und Vermessungslösung. Sie verknüpft moderne Sensortechnologie mit eigens entwickelter Software zur Datenanalyse. So können aus den Rohdaten des DMT PILOT 3D direkt verwertbare Informationen bereitgestellt werden, es wird ein räumliches Modell des Waldes erzeugt. Aus diesem lassen sich Brusthöhendurchmesser, die Stammverteilung und die Grundfläche ableiten. Durch die mobile Aufnahme und die automatisierte Auswertung ist sogar eine Vollkluppung, also die Erfassung aller Baumdurchmesser ganzer Bestände möglich. Die Daten lassen sich in vorhandene Forstinformationssysteme einspeisen und können auch für die bestandsgenaue Waldwachstumssimulation herangezogen werden.
Das Start-up LogBuch aus Stuttgart entwickelt eine Software für Datenerfassung und Kartierung in der Forstwirtschaft. Mit einer kleinen Ergänzung am Halter der Spraydose zur Forstmarkierung verbinden sie das Smartphone sowie ein Headset. Wird ein Baum markiert, kann gleichzeitig dessen Position gespeichert und alle Informationen einfach gesprochen werden, ein umständliches Eintippen in Geräte entfällt, die zweite Hand bleibt frei. Die Software mit Spracherkennung kann später alle Informationen aus den Audio-Daten in Text umwandeln, dem jeweiligen Baum automatisch zuordnen und alles in eine zentrale Datenbank einspeisen. Nach Ansicht der Gründer wird LogBuch auf lange Sicht die Grundlage für den digitalisierten Forst schaffen.
Maßgeschneiderte Apps für forstliche Zwecke
Christine Müller von Inforst hat sich auf Apps für die Natur spezialisiert. Denn warum neue Hardware kaufen, wenn Smartphone oder Tablett sowieso dabei sind, GPS und Kamera sind bereits integriert, die Daten können direkt im Wald aufgenommen werden. Die App WaldFliege hilft bei der Holzaufnahme mit Einzelstammaufnahme, Sektionsverfahren, Stichprobenaufnahme und Schätzmaß. Die Holzdaten können 2000 Besitzern zugeordnet und anschließend per E-Mail versendet werden. Daneben können Baumarten, Holzsorten, Volumeneinheiten und Umrechnungsfaktoren bestimmt werden. Die App WaldKarte kann aufgenommene Polter anzeigen, diese mit Beschreibungen und Nummern versehen und auch verschieben. Das Ganze ist auch offline möglich, denn in der Realität ist das mobile Datennetz im Wald nicht immer verfügbar. Inforst entwickelt zudem maßgeschneiderte Apps für forstliche Zwecke, egal ob für Forschungsprojekte oder tägliche Routineaufgaben im Wald.
Einen Schritt weiter gehen iFovea, sie ermöglichen die fotooptische Holzaufnahme und Vermessung samt mobiler Datenerfassung. Mit Smartphone oder Tablet wird der Polter fotografiert, durch den Panorama-Modus sind auch große Holzstapel bis 30 m Länge und 4,5 m Höhe kein Problem. Größere Stapel werden einfach durch Sprühfarbe separiert und dann als mehrere Messungen aufgenommen. Der Algorithmus ermittelt automatisch die Anzahl der Stämme, deren Einzelstammvolumen, die Stärkeklassenverteilung, das Poltervolumen und speichert die Geodaten des Polters samt Höhe und Ausrichtung sowie natürlich das Foto selbst. Die Software benötigt keine Internetverbindung zur Berechnung und Aufnahme, kann aber trotzdem mit dem firmeneigenen Forst-Management-System synchronisiert werden. Ebenso können alle Daten als ELDAT, PDF und XML exportiert werden.
Erfassung der Holzmenge über digitale und geeichte Messgeräte
In der Brennholzwirtschaft wird derzeit mit diversen Maßen gehandelt, der Kunde behält bei Raummeter, Schüttraummeter oder Ster kaum den Überblick. Das einfachste und sicherste Maß bleibt aber der Festmeter, er gibt das Holzvolumen ungespalten, also ohne Luft an. Für den Brennholzproduzenten, der heute per Sägespaltautomat direkt auf Bestellung produziert, war das Vermessen jedes Stammes vor dem Spalten aber kaum zu leisten, daher musste der Kunde mit den Mengenmaßen nach dem Spalten zufrieden sein. Ist das Holz aber nur einmal umgeschlichtet, ändert sich häufig das Volumen, durch die vielen Luftlöcher im Stapel – was immer wieder zu Beschwerden führte. Markus Keil will das ändern: „Die Firma Brennholz 4.0 will immer die gleiche Holzmenge in Festmeter in die Verpackungseinheiten Raummeter und Schüttraummeter abfüllen, damit jeder Produzent nicht mehr Geld bzw. Holz verschenkt und der Kunde immer die richtige Holzmenge erhält. So wie an der Tankstelle, oder wer hat schon mal die Mengenangabe der Zapfsäule überprüft?“ Wichtigstes Ziel ist die Holzmenge über digitale und geeichte Messgeräte zu erfassen und dem Kunden und Verbraucher so eine bundeseinheitliche Holzmenge zu garantieren sowie sämtliche Arbeitsschritte zu dokumentieren. Erster Schritt ist eine digitale Messkluppe, die sofort die Festmeter eines Stammes angibt und anzeigen kann, wieviel von einem Stamm noch aufgearbeitet werden muss, um eine bestimmte Festmetermenge zu erreichen. Der Kunde könnte so künftig sein Brennholz in Festmeter bestellen, der Produzent könnte durch die Digitalisierung leichter messen und abrechnen.
Die App Moti aus der Schweiz unterstützt bei der Waldinventur: Zur Bestimmung der Grundfläche pro Hektar verwendet Moti die Winkelzählprobe nach Bitterlich: In einem festen Radius werden einfach alle Bäume durch die Kamera erkannt, gemessen und gezählt. Daneben lässt sich die Stammzahl pro ha in kreisförmigen Aufnahmeflächen (Festkreisprobe) erfassen oder die Baumhöhe ermitteln. Die App liefert einerseits das Resultat der Messungen sowie zusätzliche Informationen zum Holzvorrat und zum Durchmesser des Grundflächenmittelstammes (dg). Ebenfalls integriert ist SiWaWa: ein einfaches Simulationsmodell, das Auskunft über das Waldwachstum gibt. Es erfordert als Eingabedaten nur die mit Moti erfassten Werte, um in Sekunden die Entwicklung der betroffenen Waldfläche zu simulieren. Das Programm liefert Informationen über den Zuwachs, die Vorratsentwicklung, die Mortalität oder auch die Stammzahlverteilung nach BHD-Klasse. Aktuell ist diese Funktion allerdings auf gleichförmige und reine Buchen-, Fichten-, Esche- und Ahornbestände beschränkt, der Mindestanteil der Hauptbaumart muss 85 % betragen.
Waldwege in 3D erfassen
Auch die Wege gehören zum Wald und müssen für eine sauber funktionierende Waldwirtschaft gepflegt werden. Um hier den Überblick zu behalten, hat das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha ein System entwickelt, das hinten am Auto montiert wird und während der üblichen Routinefahrten im Revier über Sensoren automatisch den Wegezustand ermittelt. Ein Prototyp ist bereits in Thüringen im Einsatz, die marktreife soll bald erreicht sein. Detaillierter ist die Firma OnTrack, sie kann das Profil von Wegen in 3D erfassen und so etwa Schäden durch große Maschinen wir Harvester oder Rückzüge dokumentieren.
Minister Vogelsänger zeigt sich nach den KWF-Thementagen bereits überzeugt von der Digitalisierung im Wald: „Die Suche nach Holzpoltern, die händische Vermessung und das Faxen von Holzlisten werden auch in Brandenburg bald der Vergangenheit angehören.“
Text: Tobias Meyer – Redaktion Bauhof-online.de
Fotos: Tobias Meyer/ DMT VMK (CC BY-SA 4.0)