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Marktübersicht Kompakttraktoren: klein, flexibel und kräftig

Kompakttraktoren erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Dabei kommen immer mehr asiatische Hersteller auch hierzulande auf den Markt. Die klassischen Hersteller haben aber ebenfalls etwas im Programm – wie unsere nachfolgende Marktübersicht zeigt.

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Von: Tobias Meyer

Kompakttraktoren sind die Klasse direkt oberhalb der Aufsitzmäher und flexibler einsetzbar: Sie starten bei etwa 20 PS und verfügen über Allrad sowie eine Dreipunktaufnahme im Heck, ein Fronthubwerk ist bei vielen Modellen optional zu haben. Die Zwischenachszapfwelle für ein Mähwerk ist ebenfalls häufig anzutreffen, vor allem bei den kleineren Modellen. Diese sind auch für den Winterdienst auf dem Gehweg prädestiniert: Der Bauhof der mittelfränkischen Gemeinde Ammerndorf hat dafür bereits 2019 einen neuen Kompaktschlepper angeschafft. Die Wahl fiel dabei auf den südkoreanischen Hersteller LS-Traktor, denn dieser konnte ein besonders üppiges Paket schnüren: Obwohl im angepeilten Preisbereich nur eine Maschine mit Streuer und Schneeschild hauptsächlich für den Winterdienst gedacht war, kam schließlich noch ein Frontlader samt Schaufel, Ladezange und Palettengabel, eine Kehrmaschine sowie ein Mulch-Mähwerk samt Container dazu. Der Preis stach hier viele andere Marken aus, denn so versuchen die asiatischen Hersteller hierzulande Anteile in der Zulassungsstatistik zu erobern: Aus Südkorea kommen die Marken Branson, LS-Traktor, Kioti und Tym, vom indischen Subkontinent sind Solis und Farmtrac, japanische Hersteller sind Iseki, Kubota und Yanmar.

Damit kommen neun der 14 Hersteller unserer Marktübersicht aus Fernost. Die meisten sind dort bereits seit langem etablierte Hersteller, die sich unter anderem auf Traktoren für den Reisanbau spezialisiert hatten. Daher bieten sie meist einen etwas höheren Radstand. Da kompakte Schlepper aber auch in Europa immer stärker nachgefragt werden, etablieren sich diese Marken nun auch hier immer breiter – auch in fremden Gewändern: Der New Holland Boomer ist baugleich mit LS-Traktor, lediglich die beiden Topmodelle 45 und 54 kommen aus dem eigenen Haus. Wer einen CNH-Händler vor Ort hat, bekommt dort also einen kompakten Schlepper vom vertrauten Partner. Alle anderen sollten aber ein Auge auf die Koreaner werfen, denn die sind meist günstiger. Es sei jedoch angemerkt, dass für Zusatzausstattungen wie Fronthubwerk oder Kabine die Importeure verantwortlich sind, weshalb es hier dennoch Unterschiede gibt.

Kleine Geräte für den Hausmeister sind etwa die Serien Iseki TXG2, Tym TS oder Branson 00: Sie legen maximalen Wert auf kompakte Maße, dafür sind sie nicht ganz so geländegängig. Diese Modelle sind häufig mit einem Hydrostat-Antrieb ausgestattet, was ein einfaches, bequemes Handling ermöglicht. Deren Zweipedalsteuerung hat zudem Vorteile, wenn viel rangiert werden muss: Der Gasfuß wechselt hier nur zwischen je einem Pedal für Vorwärts und Rückwärts, was etwa im Winterdienst mit Schneeschild oder bei Frontladerarbeiten praktisch ist.

Beliebte Kombination: Frontlader und Fronthubwerk

Denn auf einen Industrielader mit zwei Steuerkreisen muss man bei fast keinem Hersteller verzichten, selbst die kleinsten Modelle können damit ausgestattet werden. Dabei sind nicht selten namhafte Zulieferer im Spiel, etwa Stoll bei Branson oder Alö bei Iseki. Die Frontlader sind aber nicht immer mit der hierzulande üblichen Parallelführung ausgestattet, daher sollte man beim Händler nachfragen. John Deere etwa bietet diese für die hauseigenen Lader nur beim Flaggschiff 440R an, Kioti dagegen schon beim kleinsten CS-Modell. Ein dritter Steuerkreis kann übrigens durch ein elektrisches Umschaltventil realisiert werden, etwa um ein hydraulisch angetriebenes Gerät im Fronthubwerk zu betreiben. LS-Traktor bietet das als Option inklusive Umschaltung direkt am Joystick an, findige Werkstätten finden aber sicher ähnliche Systeme für andere Hersteller. Auch die Kombination aus Frontlader und Fronthubwerk wird gerne genommen, LS-Traktor und Iseki werben hier mit besonders kurz bauenden Fronthubwerken, wodurch sich die beiden Geräte nicht in die Quere kommen. Auch hier kommen bekannte Zulieferer zum tragen: Aigner aus München baut spezielle Hubwerke für LS, Branson setzt bei den optional stärkeren Varianten auf Folger Maschinenbau, wo auch CaseIH und Valtra Kunde sind.

Die Hubkraftangaben im Heck müssen penibel studiert werden: Sie beziehen sich manchmal auf den Punkt direkt am Unterlenker, in dem das Gerät eingehängt wird. Durch das Hebelgesetz wird aber mehr Kraft benötigt, je weiter das Gewicht nach hinten über die Lenker ragt: Die Hauptlast eines vollen Mähcontainers etwa liegt nicht direkt über dem Unterlenker, sondern etwas weiter hinten. Daher geben einige Hersteller die Werte auch für 61 cm hinter dem Koppelpunkt an, wo ein gutes Stück weniger Hubkraft anliegt. Der Kioti CK 2810 etwa hebt direkt am Lenker 811 kg, weiter hinten aber nur noch 546 kg, der 1026R von John Deere stemmt 525 kg, weiter hinten aber nur noch 309 kg. Beim Claas Nexos 210 sind es 2.490 kg im Vergleich zu 1.565 kg. Da nicht alle Hersteller die eigentlich wichtigen Zahlen angeben, haben wir in der Tabelle nur den Maximalwert angeführt.

Besonders geachtet werden sollte zudem auf die Zapfwellenausstattung: Hier hätten die Hersteller beinahe unsere Tabelle gesprengt, daher haben wir nur die Verfügbarkeit an den jeweiligen Anbauräumen (Front/Mitte/Heck) aufgenommen, dort gibt es jedoch eine Fülle an unterschiedlichen Drehzahlen: die 540 U/min bieten alle standardmäßig an, jedoch kann auch eine 750er sinnvoll sein, da leichtläufige Geräte damit sparsamer betrieben werden können (540 U/min liegen dann bei niedrigerer Motordrehzahl an) oder eben mehr Schwung verfügbar ist, einige Hersteller bieten auch 1.000 U/min an.

Marktübersicht Kompakttraktoren: Auswahlkriterien

Unsere Übersicht reicht bis etwa 60 PS. Alles darüber ist unserer Ansicht nach nicht mehr kompakt, sondern fällt bereits ins normale Schleppersegment, dennoch werden wir hier schnell ein paar Grenzfälle mit betrachten: Kandidaten wie der Farmall 55 A Light von CaseIH oder der Lindner Geotrac sind noch immer knapp zwei Meter breit, daher fallen sie hier schon aus dem Rahmen, ebenso die Steyr Kompakt-Serie mit 58-114 Pferden, sie startet mit der Leistung in dem Bereich, wo wir eigentlich schon die Obergrenze ziehen. Diese Maschinen warten zudem mit zulässigen Gesamtgewichten auf, die das doppelte der von uns zum Vergleich herangezogenen Kompaktschlepper betragen. Noch eher könnten die Schmalspurschlepper durchgehen, entwickelt für den Obst- und Weinbau sind sie aber ebenfalls etwas oberhalb der klassischen Kompakttraktoren angesiedelt. Sie werden hier mit erwähnt, da sie zwar ebenfalls vergleichsweise klein und wendig sind, aber mit größeren Motoren und aufwendigerer Ausstattung daherkommen: Dazu gehörten beispielsweise die Valtra F-Serie oder der Claas Nexos, die erst bei 75 PS starten, aber dennoch mit einem Meter Außenbreite zu haben sind. Ganz ähnlich ist der Fendt 200 V/F/P Vario einzuordnen, die drei Modelle sind die Schmalspurversion des regulären 200 Vario. Auch die Einsatzgewichte sind hier wesentlich höher, als die der sonstigen Kompaktschlepper: Diese wiegen meist etwa 1-2 t, die hier genannten Ausreißer bringen aber schon über 3 t auf die Waage. Beim CaseIH Quantum ist dafür aber auch eine Hydraulikpumpe mit 80 l/min oder eine gefederte Vorderachse zu haben – zudem sind auch 40 km/h möglich. Das schlägt sich allerdings im Preis nieder, weshalb eine Ausschreibung für einen Kompakttraktor hier wohl wenige Treffer landen würde. Eine günstige Alternative ist hier der Solis N, der Inder hat eine Einspritzpumpe von Bosch und Achsen von Carraro verbaut.


John Deere hat als einer der wenigen klassischen Hersteller mit den Serien 1-4R auch eine komplette Kompaktpalette – in denen auch Motoren von Yanmar stecken – die Flaggschiffe streifen aber ebenfalls den oben erklärten Grenzbereich. Deutz-Fahr bietet mit dem Agrokid ebenfalls einen waschechten Kompaktschlepper, etwas darüber gibt es aber auch in Launigen: Die Serie 5D ist ab 1,07 m Außenbreite zu haben und leistet dennoch stattliche 75-113 PS. Hier sind dann auch ausgefallene Hydraulikansprüche wie 4 DW-Ventile an der Front möglich, wobei ebenfalls die nahe Verwandtschaft zu den Standardtraktoren deutlich wird.

Zum Schluss wollen wir hier noch auf eine weitere Sonderform aufmerksam machen: Der Farmtrac 25G ist ein rein elektrischer Rasentraktor. Er glänzt durch den leisen und emissionsfreien Betrieb, der den Einsatz auch in ökologisch anspruchsvollen Gegenden ermöglicht. Dies gilt für Naturschutzgebiete, Innenräume oder öffentliche Einrichtungen, bei denen die Lärmbelästigung sonst ein erheblicher Störfaktor ist. Der Elektromotor leistet 20 PS, der Akku ist auf eine Arbeitsdauer von acht Stunden ausgelegt. Dies erfolgt über einen normalen Stromanschluss, außerdem kann so die Energie einer eventuell schon vorhandenen Photovoltaik direkt selbst genutzt werden.

Bilder: Hersteller

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