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Kommunale Baumpflege: Mehr als nur das Stutzen kranker und störender Äste

Auf den Deutschen Baumpflegetagen 2019 in Augsburg wird deutlich, warum Kommunen bei der Pflege ihrer Bäume auf qualifiziertes Fachpersonal setzen sollten.

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Von: Jessica Gsell

Die Feinstaubdiskussion in den deutschen Innenstädten spitzt sich immer mehr zu. Umso wichtiger ist es für Kommunen, dass ihre Bäume, die als Feinstaubfilter fungieren, gesund bleiben. Hierfür reicht es aber nicht, einfach nur Bauhofmitarbeiter mit Arbeitsbühnen in luftige Höhen steigen zu lassen, um dort kranke oder störende Äste zu stutzen. Eine professionelle Baumpflege sieht anders aus. Auf den Deutschen Baumpflegetagen 2019 in Augsburg wird das einmal mehr deutlich. In diesem Jahr kamen mehr als 2.000 Teilnehmer auf das dortige Messegelände, um sich in Fachvorträgen und bei Praxisvorführungen weiterzubilden. Einige der Besucher zog es aber auch nur auf die, der Veranstaltung angegliederten, Messe, wo sie sich über die neuesten Produkte informierten. Wir haben uns auf den Deutschen Baumpflegetagen 2019 einmal umgehört, was einen qualifizierten Baumpfleger ausmacht und warum Kommunen ein solches Fachpersonal in Anspruch nehmen sollten, wenn sie lange etwas von ihren Bäumen haben wollen. Darüber hinaus haben wir aber auch erfahren, welche Maschinen und Technik bei Baumfachmännern und -frauen besonders gefragt sind.

Vorne weg gesagt: Den „Baumpfleger“ als geschützte Berufsbezeichnung gibt es nicht und somit auch keine offizielle Ausbildung. Viel mehr lässt sich auf verschiedensten Wegen die Qualifikationen zum/zur Baumfachmann/-frau aneignen. Aber was genau muss ein guter Baumpfleger mitbringen? „Eigentlich gibt es da drei wichtige Aspekte“, erklärt Marina Winkler, Online-Redakteurin für das Baumpflegeportal. Zum einen das Wissen über Sicherheit, d.h. ein Baumpfleger hat Ahnung von Klettertechniken, er weiß, wie er seinen Arbeitsbereich am Boden richtig absichert und kennt sich außerdem auch mit der Bedienung von Hubarbeitsbühnen aus. In puncto Klettertechniken beginnt alles zunächst mit der erfolgreich abgeschlossenen Seilklettertechnik Stufe A (SKT-A). In diesem Einsteigerkurs lernt der angehende Baumpfleger unter anderem, wie er sicher und ohne viel Kraftanstrengung vom Boden in die Baumkrone klettert und jede Stelle des Baumes gefahrlos mit dem Seil erreicht. Zusätzlich bekommt er einen ersten Einblick in Teile seiner Ausrüstung. Und auch das Wissen, wie ein Kollege in Notsituationen aus dem Baum gerettet werden kann, wird im SKT-A Kurs vermittelt. Danach muss der Baumpfleger erst einmal 300 praktische Kletterstunden nachweisen sowie an der Motorsägenfachkunde AS-1 erfolgreich teilnehmen, bevor er den SKT-B Kurs antreten kann. Die Arbeit mit der Motorsäge im Baum und das sichere Abtragen von Stammstücken sind Schwerpunkte des zweiten Lehrgangs. Nach diesen Grundlagen besteht zudem die Möglichkeit, die fachlich höher einzustufenden Abschlüsse des „European Tree Worker“ (ETW) sowie des „European Tree Technician“ (ETT) zu erreichen. 

Unkenntnis und Leichtsinn führen zu Unfällen bei der Seilklettertechnik

Welche Folgen Unkenntnis oder auch Leichtsinn bei der Klettertechnik haben können, zeigt die am Nachmittag von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) vorgestellte SKT-Unfallstatistik aus dem Jahr 2017. 53 Unfälle bei der Seilklettertechnik wurden gemeldet, wobei hier die Verletzungen von gebrochenen Fingern über Prellungen bis hin zu Rippenfrakturen reichten – glücklicherweise endete keiner der Vorfälle tödlich. Genauso wie bei den 71 Unfällen, die während des Einsatzes von Hubarbeitsbühnen passierten. Die höhere Zahl liege daran, erklärt Carsten Beinhoff von der SVLFG, dass der Anwenderkreis bei den Hubarbeitsbühnen wesentlich größer ist, als bei der SKT.

„Baumpfleger brauchen umfangreiches Wissen zur Baumbiologie, Wachstum, Wundverschluss und Krankheiten. Dazu kommt, dass jede Baumart andere Ansprüche hat.“
(Marina Winkler, Redakteurin Baumpflegeportal.)

Als zweite wichtige Voraussetzung für einen qualifizierten Baumpfleger nennt Marina Winkler die Kenntnis über die Baumbiologie: „Baumpfleger brauchen umfangreiches Wissen zur Baumbiologie, Wachstum, Wundverschluss und Krankheiten. Dazu kommt, dass jede Baumart andere Ansprüche hat.“ Und zu guter Letzt dürfen auch rechtliche Fragen sowie jene der Haftung kein Neuland für einen Baumpfleger sein. Ein Punkt, den auch die Kommune nur zu gut kennt. Schließlich trägt sie im öffentlichen Raum die Verkehrssicherungspflicht für sämtliche Bäume. Oftmals werden die Kontrolle und Pflege der Bäume an den Bauhof übertragen. Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Denn nur selten sind die Bauhofmitarbeiter für diese Arbeiten ausreichend geschult. „Oft werden störende Äste zurückgeschnitten, ohne dass auf fachgerechte Schnittführung geachtet wird“, sagt Winkler. Und das wiederum sei für die Gesundheit jeden Baumes gefährlich: „Jeder Schnitt ruft eine Wunde hervor – die Eintrittspforte für Bakterien. Ausgebildete Baumpfleger erkennen jedoch früh, welcher Ast später stören wird. Dadurch entstehen nur kleine Wunden, die der Baum gut überwallen kann.“ Deshalb sei es vernünftiger und auf längere Sicht auch kostengünstiger, wenn von der Pflanzung des Baumes an ein ausgebildeter Fachmann die Baumpflege in einer Kommune übernimmt. „Baumpfleger beschäftigen sich in ihrer Arbeit ausschließlich mit Bäumen und haben deshalb einen anderen Fokus auf deren Pflege“, betont Winkler. So könnten sich die Bauhofmitarbeiter dann auch auf ihre anderen vielfältigen Arbeitsfelder konzentrieren. Aber woran erkennt der Außenstehende, beispielsweise die Kommune, nun, wer als Baumpfleger qualifiziert ist und wer nicht? Auch hier hat die Fachfrau einen guten Tipp: die gelben ZTV-Baumpflege. In diesen „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien (kurz: ZTV) für Baumpflege“ wird die fachlich gängige Praxis bei der Baumpflege dargestellt. Sie sind sozusagen eine Orientierungshilfe sowohl für professionelle Baumpfleger, die nach den ZTV-Baumpflege arbeiten, als auch für ihre potentiellen Auftraggeber, die mit Hilfe des Regelwerks überprüfen können, ob die Dienstleistung fachkundig ausgeführt wurde.

Fachliches Know-How und die richtige Ausrüstung

­Um seine Arbeit bestens ausführen zu können, braucht ein Baumpfleger aber nicht nur das fachliche Know-How, sondern auch die richtige­­­ Ausrüstung. Information und Inspiration können sich die Teilnehmer der diesjährigen Deutschen Baumpflegetage auf der angegliederten Messe holen. Großer Andrang herrscht bei der Freeworker GmbH. Schließlich findet sich beim Fachhändler alles, was das Baumpfleger-Herz höherschlagen lässt: Premium-Kletterseile, -gurte, Abseil- und Sicherungsgeräte aber auch Arbeits- und Sicherheitskleidung. Am Stand von Stihl erregt eine kleine Motorsäge die Aufmerksamkeit des Fachpublikums: die MSA 161 T. Das Geräte wurde speziell für Arbeiten im Baum konzipiert und darf auch nur von geschulten Anwendern in der Baumpflege eingesetzt werden. Die Motorsäge basiert auf der Lithium-Ionen-Technologie. Auch bei Husqvarna ist es die Akkutechnik, wie in der Motorsäge T535i XP verbaut, die die Baumpfleger begeistert – schließlich können sie mit ihr ohne großen Lärm und Abgase arbeiten. Allerdings sind sich die Hersteller auch einig: Mit den Akku-Motorsägen können zwar problemlos Äste in der Baumkrone bearbeitet werden. Geht es aber um größere Durchmesser, wie einen Stamm, bringe allein ein kraftstoffbetriebenes Gerät die nötige Leistung.­


Und wohin mit den abgesägten Ästen? Antworten auf diese Frage finden die Besucher auf dem Freigelände der Messe, auf dem zahlreiche Hersteller von Holzhäckslern vertreten sind. Während am Stand von GreenMech der drehbare Quark Trak 160 mit eigenem Anhänger sowie 1.000 kg Gewicht die Blicke auf sich zieht, ist es bei Eliet Europe der ­­­kompakte, selbstfahrende Super Prof mit einer Breite von gerade einmal 92 cm. Beim niederländischen Unternehmen Häcksler interessieren sich die Baumpfleger an diesem Nachmittag vor allem für das Modell Häcksler 4 Easy Rider. Denn das 13 PS starke Gerät wird beim Antrieb durch ein elektrisches drittes Rad unterstützt, sodass ein Anwender allein die Maschine mühelos an seinen Einsatzort bewegen kann. Geht es darum, nach einer Baumfällung den Stubben zu entfernen, dann weckt bei der Vogt GmbH – je nach Einsatzlage – entweder die ganz große funkferngesteuerte Stubbenfräse FSI D74 mit 74 PS oder aber das kleine Modell FSI B22 mit 15 PS das Interesse der Besucher. Und damit Baumpfleger ihr umfangreiches Arbeitsmaterial auch schnell und geordnet an jeden Einsatzort bringen können, bietet Schoon Fahrzeugsysteme für jeden Fahrzeughersteller das passende Aufbausystem. So kann nicht nur qualifiziert, sondern auch perfekt ausgerüstet im Sinne der Bäume gearbeitet werden.

Bilder: Freeworker Baumpflege Fachhandel (3) / Redaktion Bauhof-online.de

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