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Kombistreuautomaten – Das Salz in der (Winterdiensttechnik)-Suppe?

Das Nonplusultra beim Streugut scheint es noch nicht zu geben. Deshalb zählt bei vielen Herstellern von Winterdienstgeräten auch mindestens ein Streuer zum Produktportfolio, der sowohl Festsalz, Feuchtsalz, als auch reine Sole ausbringen kann – einen Überblick liefert unsere Marktübersicht (ohne Gewähr auf Vollständigkeit).

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Von: Jessica Gsell

Trockensalz, Feuchtsalz oder doch lieber Sole? Bei der Wahl des richtigen Streumittels scheiden sich zu jeder Wintersaison aufs Neue die Geister. Während der Gebrauch von FS 30 bereits in vielen Bauhöfen und Straßen- sowie Autobahnmeistereien zum Standard gehört, rückt auch das Streuen mit Sole in immer mehr Städten, Gemeinden und Landkreisen in den Fokus. Dagegen gibt es kaum noch Betriebe, die rein auf das Ausbringen von Trockensalz setzen.  

Soll im Winterdienst wirtschaftlich und gleichzeitig ökologisch gearbeitet werden, dann heißt die Zauberformel: präventiv statt kurativ. Beim präventiven Streuen geht es um die effiziente Glättebekämpfung im Vorfeld. Der Einsatz von Trockensalz bringt hier schon erste Probleme mit sich: Das Salz kann nur bei einer geringen Fahrgeschwindigkeit und einer begrenzten Streubreite ausgebracht werden. Gleichzeitig wird das Streubild stark vom Seitenwind und anderen Luftturbulenzen beeinflusst. Liegen die Salzkörner dann erst einmal auf der trockenen Fahrbahn, findet durch jeden Verkehrsteilnehmer eine Verdrängung statt. Das Trockensalz landet zu großen Teilen am Straßenrand, wo es zum einen nicht mehr Wirken kann, zum anderen auch noch den dort wachsenden Pflanzen schadet.

Feuchtsalz statt Trockensalz

Mit der Entwicklung von Feuchtsalz gelang es schließlich, eine bessere Haftung des Materials auf der Fahrbahn zu erreichen. Der Standard beim Feuchtsalz ist heute das FS 30 – hier besteht das Taumittel zu 70 Prozent aus Trockensalz und 30 Prozent aus Sole. Dieses lässt sich anstandslos bei einer hohen Fahrgeschwindigkeit und enormer Streubreite von bis zu 12 Metern entsprechend der EN-Norm verteilen. Durch die bessere Haftung auf der trockenen Fahrbahn reduziert sich auch der Anteil des Salzes, der von den Verkehrsteilnehmern verdrängt wird. Um zu testen, ob eine Erhöhung des Solegehaltes beim Feuchtsalz eine noch bessere Wirkung erzeugt, laufen in Österreich bereits seit ein paar Jahren Pilotprojekte zum Einsatz von FS 50 und FS 70 auf Außerortsstraßen. In Deutschland hat sich auch das Bundesland Rheinland-Pfalz an einen Versuch mit FS 50 gewagt. Mit bislang mäßigem Erfolg.        

Und dann gibt es da ja noch die reine Sole – für so manchen Winterdienstgerätehersteller und Anwender das Optimum. Verständlich, in Anbetracht der vielen Vorteile, die die Nutzung von FS 100 mit sich bringt: Es ist nicht nur effektiver als FS 30 im Präventiveinsatz. Die Sole haftet auch perfekt auf trockener Fahrbahn, selbst bei hoher Verkehrsbelastung und Fahrgeschwindigkeit. Ebenso aus ökologischer Sicht steht die Sole hier auf dem Siegertreppchen. Doch auch beim FS 100 gibt es Nachteile: Neben dem höheren Transport, Geräte- und Lageraufwand ist der Wirkungsgrad der Sole – bei einer 20-prozentigen Natriumchlorid-Lösung – begrenzt bis minus acht Grad Celsius. Ist die Fahrbahn zudem feucht oder regnet es, setzt sofort ein Verdünnungseffekt ein.

Kombistreuer – die Alleskönner

Das Fazit, das viele Hersteller von Winterdienststreuern daraus ziehen, lautet somit: FS 100 allein funktioniert nicht – dafür aber als prima Ergänzung zum FS 30. Die Varianten FS 50 und FS 70 müssen erst noch ausgereift werden. Da es also das Nonplusultra beim Thema Streugut noch nicht zu geben scheint, haben die Anbaugeräte-Hersteller reagiert. Die Mehrzahl von ihnen bietet sogenannte Kombistreuautomaten an, die das Ausbringen von Trockensalz über Feuchtsalz in unterschiedlichen Mischverhältnissen bis hin zur reinen Sole in einem Gerät vereinen. Die Aufbauweise ist dabei sehr verschieden. Während bei Unternehmen wie Bucher Municipal, Epoke, KIF oder HillTip mit einem integrierten Soletank gearbeitet wird, besitzen die Kombistreuer von Rasco und Springer Kommunaltechnik noch zusätzliche Tanks an der Front und an beiden Seiten. Bei Aebi Schmidt werden daneben noch sogenannte Flex-Behälter eingesetzt, mit denen sich das Solevolumen des Streuers ohne Umrüstmaßnahmen vergrößern lässt. Im Flex-Behälter befinden sich zwei festeingebaute, reißfeste Kunststoffsäcke, die bei Bedarf ausgeklappt und mit Sole befüllt werden. Ebenfalls mit einem Kunststoffsack wird auch bei Küpper-Weisser gearbeitet. Ziel des Unternehmens ist es, bereits vorhandene Streumaschinen ohne großen Aufwand für präventive Sole-Einsätze nachzurüsten. Das gelingt ihnen mit der FlexiWet®-Technologie. Hierbei wird ein mit Sole befüllter Tanksack mit Gewebeverstärkung und Stahlrahmen in den leeren Feststoffbehälter eines Streuers eingelassen. Somit ist die Solekapazität jeweils abhängig vom Streustoffbehälter.

Da der kombinierte Einsatz von Festsalz, Feuchtsalz und Sole eine größere Transportkapazität verlangt und vornehmlich auf Landstraßen sowie Autobahnen zum Einsatz kommt, sind solche Kombistreuautomaten in erster Linie für den Aufbau auf Lkw gedacht. Es gibt aber Hersteller, die diese Winterdienstgeräte ebenfalls auf kleinere Fahrzeuge aufbauen, wie beispielsweise das Unternehmen Kugelmann mit seinem Streugerät D-Duplex am Schlepper oder die KIF-Kommunaltechnik Instandsetzung Fertigungs GmbH mit ihrem FSS-700/300 auf Geräteträger und Lkw bis 6,5 Tonnen. Der schwedische Hersteller HillTip bietet seinen Kombistreuer der IceStriker®-Reihe sogar in 12 unterschiedlichen Ausführungen an, darunter auch für Pickups und Kommunalmaschinen. Die Marktübersicht auf den nachfolgenden Seiten beschränkt sich allerdings ausschließlich auf die „großen Kaliber“ unter den Kombistreuautomaten. 

Text: Jessica Gsell
Bilder: Hersteller

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