Das ist die Zielsetzung des Wettbewerbs „Klimaneutrale Kommune“ des Landes Baden-Württemberg, bei dem im Januar auch die südbadischen Kommunen Freiburg, Emmendingen, Staufen und Lörrach zu den Gewinnern zählten. Wer dabei an ein langfristig angelegtes Projekt denkt, dem wird bei der praktischen Umsetzung schnell klar: Das Erreichen der kommunalen Klimaschutzziele verlangt sofortiges Handeln und kann nur mit der Unterstützung aller beteiligten Akteure gelingen.
Die Energieagentur Regio Freiburg betreut die drei Preisträger Staufen, Emmendingen und Freiburg bei der Erstellung der umfassenden Klimaschutzstudie, die den Gewinnern zu 70 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert wird. Dabei soll laut Wettbewerbsauschreibung für die gesamte Gemarkung der Kommune untersucht werden, „ob langfristig (in der Perspektive bis spätestens 2050) Strom- und Wärmebedarf sowie der Energiebedarf für Mobilität weitgehend reduziert bzw. CO2-neutral bereitgestellt werden können, mit welchen Maßnahmen dies zu erreichen ist und welche Kosten und Auswirkungen damit verbunden sind.“
Betrachtet man die einzelnen Handlungsbereiche im kommunalen Klimaschutz genauer, wird deutlich, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Bestes Beispiel ist die Gebäudesanierung, denn für den Gebäudebestand bedeutet die Zielsetzung der Klimaneutralität im Jahr 2050 konkret, dass schnellstmöglich eine Sanierungsrate von 3 bis 5 Prozent im Jahr erreicht werden muss.
Die Energieagentur Regio Freiburg stellte erst im Februar gemeinsam mit der Ortenauer Energieagentur einen Bericht zur Klimaschutzstrategie der Region Südlicher Oberrhein vor. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Sanierungsrate in der Region in den Jahren 2005 bis 2009 lediglich 1,1 Prozent betrug. Bliebe es bei diesem Tempo, wäre eine vollständige energetische Sanierung des Gebäudebestands in der Region erst im Jahr 2100 erreicht.
Christian Neumann, der mit weiteren Kollegen die Klimaschutzkonzepte bei der Energieagentur betreut, betont daher die Dringlichkeit in Sachen Klimaschutz: „2050 klingt sehr weit weg. Doch für alle Bereiche heißt das: Was wir jetzt machen, entscheidet über die Erreichbarkeit der Ziele“.
Rainer Schüle, Geschäftsführer der Energieagentur Regio Freiburg, betont, dass Hemmnisse und Konfliktfelder bereits am Anfang des Prozesses identifiziert werden müssen. „Die Ziele können nur dann erreicht werden, wenn sich alle wichtigen Akteure am Klimaschutz beteiligen.“
In Freiburg und Emmendingen sind daher parallel zur Erstellung der Studie Workshops geplant, an denen neben Vertretern der Stadt und der Energieversorger auch Verbände der Gebäudebesitzer und Vermieter, Mietervereine, Handwerker, Planer, Banken, Investoren, Contractoren u.a. teilnehmen werden.
Ziel ist es, deutlich zu machen, wie tiefgreifend die Maßnahmen sein müssen und welche Maßnahmen konkret angegangen müssen. Nur so können die Akteure ein Verständnis dafür entwickeln, welche Anforderungen bereits in den nächsten zehn Jahren auf sie zukommen. „Wir möchten“, so Rainer Schüle, „mit den Workshops Prozesse anstoßen und nicht nur Papier produzieren.“ In Freiburg werden zusätzlich Workshops zu den Themen Verkehr und Energieumwandlung durchgeführt.
Die Einbindung der Akteure ist auch in finanzieller Hinsicht notwendig. Die technischen Lösungen sind z.B. im Bereich Gebäudesanierung längst vorhanden. Allerdings sind diese mit erheblichem Investitionsbedarf für alle Beteiligten verbunden. Christian Neumann betont die Notwendigkeit, auch außerhalb etablierter Strukturen zu denken und neue Modelle zu diskutieren.
Man sollte nicht davor zurückschrecken, ungewöhnliche Ansätze wie z.B. einen Fonds für Sanierungsmaßnahmen zu diskutieren. Es müssten höhere Anreize für Einsparmaßnahmen geschaffen werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz habe gezeigt, wie positiv solche Anreizmechanismen wirken könnten – diese Erfahrungen müssten auch auf den Gebäudebereich übertragen werden. „Es kommt nun,“ so Neumanns Fazit, „auf die Entschlossenheit der Akteure bei der Umsetzung und v.a. bei der Finanzierung an.“
Quelle: Energieagentur Regio Freiburg 2011
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