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Interview-Reihe: Bei Steyr Traktoren wird Multifunktionalität großgeschrieben

Mit dem Steyr Terrus CVT hat das österreichische Unternehmen ihre bislang leistungsstärkste Baureihe auf den Markt gebracht – mit Erfolg. Allerdings ist die Maschine nicht unbedingt für gängige Kommunalaufgaben auf Bauhöfen gedacht

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Von: Jessica Gsell

In den Unternehmen wird getüftelt, geforscht und entwickelt. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden der Öffentlichkeit oft auf den Messen zum allerersten Mal vorgestellt. Doch kommen die Neuheiten auch wirklich bei den Kunden an? Wie viele der Produkte wurden bislang verkauft? Und welcher Kundenkreis findet Gefallen an den Innovationen? Um diese Fragen zu klären, lassen wir in unserer Interview-Reihe einige Firmen zu Wort kommen. Diesmal haben wir beim österreichischen Traktorenhersteller Steyr nachgefragt. 2015 führte das Unternehmen erstmals seine bisher leistungsstärkste Baureihe, den Steyr Terrus CVT, auf der Agritechnica vor. Nur ein Jahr später folgte der Steyr Profi CVT auf der Galabau. Mit Jona Hormann, Key Account Manager für Kommunal, Forst und Industrie, sprachen wir über die verschiedenen Einsatzgebiete und speziellen Vorzüge der beiden Baureihen sowie über die unterschiedlichen Strategien, Kunden in die Entstehung und Weiterentwicklung ihrer Traktoren miteinzubeziehen – dabei ist der Blick nicht immer nur auf die eigenen Produkte gerichtet.

Herr Hormann, 2015 hat Steyr zum ersten Mal den Steyr Terrus CVT der Öffentlichkeit präsentiert. Was zeichnet die Baureihe, im Vergleich zu den anderen, aus?

Ganz klar: Die bei Steyr nie dagewesene Leistung von bis zu 300 PS! Aber auch das neue, elegant markante Design der Motorhaube bringt das Modell noch augenscheinlicher ins Rampenlicht. Die Steyr Terrus CVT Baureihe ist dabei konsequent auf die Wünsche der Kunden in Europa ausgelegt. Sie umfasst zwei Modelle – eines mit 270 (der Steyr Terrus CVT 6270), das andere mit 300 PS Nennleistung (Steyr Terrus CVT 6300). Der Terrus CVT besticht durch eine kompakte Bauweise, hervorragende Agilität und Vielseitigkeit. Auch technisch hat die neue Baureihe einiges zu bieten: Neben der serienmäßigen Vierfach-Heckzapfwelle, ist optional auch eine Zweifach-Frontzapfwelle verfügbar. Das neue Stufenlosgetriebe mit vier Fahrbereichen sowie einer Doppelkupplungstechnologie sorgt zudem, zusammen mit 2,15 Meter hohen Reifen, für eine beeindruckende Traktion. Der Steyr Terrus CVT überzeugte bereits in Leistungstest und erhielt dafür auch schon Auszeichnungen. So war er beispielsweise die „Maschine des Jahres 2016“. Gelobt werden hier vor allem seine hohe Leistung sowie sein sparsamer Kraftstoffverbrauch.

Welche Einsatzgebiete im kommunalen Bereich hatte Steyr bei der Entwicklung des Terrus CVT im Sinn?

Der komplette Winterdienst mit schwerem Gerät wie der Anbauschneefräse ist für den Terrus CVT ein perfektes Einsatzgebiet – vor allem auch durch sein Vorwärmepaket für Motor und Getriebe, die Fahrersitzheizung, aber auch die beheizbare Frontscheibe sowie Wärmeschutzverglasung hinten. Es ist aber auch möglich, direkt am Werk einen Drehsitz oder sogar eine komplette Rückfahreinrichtung in den Traktor einbauen zu lassen. Daraus ergibt sich ein weiteres Arbeitsfeld für den Terrus CVT: das der Baustellen. Durch seine enorme Leistung an der Zapfwelle kann die Maschine mit großen Steinbrechern oder auch leistungsstarken Forstmulchern so ziemlich alle „groben Arbeiten“ erledigen – für den Steyr Terrus CVT stehen hier auch spezielle Bereifungen zur Verfügung. Bei Einsätzen im Bereich Baustelle steht natürlich auch der Transport mit auf der To-Do-Liste des Terrus CVT. 


Und wie sieht es mit den Standardarbeiten aus, die in einer Kommune anfallen?

Um die gängigen Arbeiten in den Kommunen wie beispielsweise das Kehren der Bürgersteige auszuführen, ist der Terrus CVT schon allein wegen seiner Maße nicht geeignet. Deshalb wurde bereits im vergangenen Jahr der neue Steyr Profi CVT auf der Galabau in Nürnberg vorgestellt. Die Baureihe besteht aus vier Modellen mit einer Nennleistung von 115 bis 145 PS (Steyr Profi CVT 4115, 4125, 4135 und 4145). Der Nachzügler entspricht der neuen Abgasnorm und besitzt außerdem dasselbe elegant markante Motorhaubendesign wie der Steyr Terrus CVT. Aufgrund seiner leichten Bedienung und kompakteren Maße ist der Steyr Profi CVT optimal für Arbeiten im kommunalen Bereich geschaffen.

Mit Blick auf den Steyr Profi CVT: Welche Faktoren zeichnen denn nun den optimalen Traktor im Kommunaleinsatz aus?

Wichtig sind hier vor allem eine unkomplizierte Bedienung sowie die multifunktionale Einsatzbereitschaft. Der Kunde will eine Maschine haben, die er für viele seiner Aufgaben nutzen kann und die das ganze Jahr über im Einsatz ist. Ein weiterer Punkt ist meiner Meinung nach das Thema Effizienz, das bei unseren Traktoren durch das Herzstück, unseren leistungsstarken Motor, in gesteigerter Form gegeben ist. Mit unserem Kommunalrahmen 2.0 beim Steyr Profi CVT haben wir zudem einen neuen Standard bei der kommunalen Leistungsfähigkeit unserer Maschinen gesetzt. Denn der neue Kommunalrahmen mit Euro III System Adapter ist in einer noch stabileren Konstruktion verbaut. Er ist außerdem als fixer Schraubverband ohne Bolzen ausgelegt und deckt mit seinen drei unterschiedlichen Längen (210, 330 und 450mm) die Anforderungen aller gängigen Anbaugeräte ab. Was ebenfalls nicht vergessen werden darf sind die Faktoren Arbeitskomfort und Arbeitssicherheit. Wenn der Kunde die Maschine bedient, dann soll es ihm hoch oben in der Kabine gut gehen und er soll den Steyr gerne fahren. Gleichzeitig ist es aber auch sehr wichtig, dass der Nutzer sich bei der Arbeit sicher fühlt. Das fängt schon beim Ankoppeln der Arbeitsgeräte an und geht bis hin zum Steuern der Maschine.

Kommen wir nochmal zurück zum leistungsstarken Steyr Terrus CVT: Wo ist die Maschine bislang schon überall im Einsatz?

Der Steyr Terrus CVT ist, wie alle anderen Maschinen von Steyr auch, die im österreichischen St. Valentin produziert werden, ein Produkt, das für den europäischen Markt gedacht ist. Er ist größtenteils in den deutschsprachigen Ländern vertreten, aber auch in den Beneluxstaaten sowie Osteuropa. Hier kommt die Maschine sehr gut an und kann sich auch hervorragend gegen seine Mitbewerber behaupten. Wir sehen das immer anhand der gestiegenen Zulassungszahlen. Wie oben erwähnt ist der Terrus CVT kommunal und industriell im groben Arbeitssegment zu Hause – beispielsweise zur Hackschnitzelproduktion, aber auch als Winterdienstfahrzeug, bei Steinbruchtätigkeiten oder für Arbeiten im Bereich Forst.

Und welche Rückmeldungen haben Sie bislang von den Kunden erhalten?

Uns liegen Referenzen für beide Maschinen, sowohl die Steyr Profi als auch die Terrus CVT Baureihe, vor. Sie sind durchweg positiv. So hat sich beispielsweise der Baubetriebshof der Gemeinde Neu Wulmstorf (Niedersachsen) im vergangenen Jahr zwei Steyr Kommunal-Traktoren angeschafft – darunter auch einen Steyr Profi CVT. Die Fahrer zeigten sich im praktischen Einsatz sehr zufrieden. Sie lobten die gute Rundumsicht, die geräumige und komfortable Kabine mit Klimatisierung im Sommer sowie die starke Heizleistung im Winter. Sie waren aber auch von den kleinen Ausstattungsdetails begeistert: drehbarer Sitz, hochwertiger Beifahrersitz oder auch ein Hochsichtfenster für den oberen Frontarbeitsbereich. In Neu Wulmstorf sind die Steyr-Traktoren neben üblichen kommunalen Tätigkeiten wie dem Winterdienst auch für Landschaftspflegearbeiten, ausgestattet mit einem Auslegemäher, im Einsatz. Bei Letzterem überzeugten unsere Maschinen vor allem durch ihre Wendigkeit und Standsicherheit – was besonders für die Arbeiten an den dortigen Deichanlagen und Regenrückhaltebecken von großem Nutzen ist.

Und wie sieht es mit kritischen Stimmen zu Ihren Produkten aus?

Natürlich ist auch immer mal wieder eine weniger gute Rückmeldung dabei. So war es uns beispielsweise bei der Einführung des Optum am Anfang nicht möglich, die zwei hydraulischen Unterlenkstabilisatoren standardmäßig von Werkseite zu liefern. Aber nur kurze Zeit nach der Einführung der Modelle waren diese Komponenten dann auch lieferbar. Den Puma CVX konnten wir anfänglich ab Werk nur mit einer Zweifach-Zapfwelle, statt einer Vierfach-Zapfwelle anbieten. Hier gab es vonseiten der Kunden ebenfalls kritische Stimmen. Auch das haben wir innerhalb kürzester Zeit behoben.

Welche Konsequenzen zieht Steyr allgemein aus dem Feedback seiner Kunden?

Der professionelle Einsatz der Maschine beim Endkunden ist uns enorm wichtig. Deshalb fließt das komplette Kundenfeedback, das wir bei Probefahrten aber auch Befragungen unter Maschinenanwendern erhalten, in die Entwicklung unserer Traktoren mit ein. Schließlich wollen wir Maschinen haben, die dem Kunden zusagen! Gleichzeitig interessiert uns aber auch immer die Meinung der Besitzer anderer Maschinen. Hier wollen wir dann herausfinden, was ihnen an den Produkten unserer Mitbewerber gefällt und was nicht. Schließlich geht es uns nicht nur darum, die Bestandskunden von Steyr zu behalten. Wir wollen ja auch Neukunden mit unseren Produkten überzeugen. Um außerdem zu verhindern, dass ein Bedienungsfehler irgendeine Kritik an unseren Traktoren hervorruft und unsere Kunden mit ihrem Steyr von Anfang an zufrieden sind, bieten wir auch Endkundentrainings an und geben dabei noch weitere Tipps und Tricks für die Bedienung der Traktoren. Der Endkunde kann die Maschine dadurch noch effizienter einsetzen.

Haben Sie schon eine Idee, in welche Richtung die zukünftige Entwicklung bei Steyr laufen wird?   

Auf der diesjährigen Agritechnica in Hannover wird es eine Neuheit von Steyr geben – das ist aber alles noch streng geheim! Aus unserem Haus (CNH) wurde außerdem kürzlich der erste autonom fahrende Traktor vorgestellt. Diese Zukunft ist also gar nicht mehr so weit entfernt, wie man vielleicht denkt. Allerdings glaube ich, dass das autonome Fahrkonzept, aufgrund der geraden Flächen und Möglichkeiten der Maschinen, seinen Einstieg sehr wahrscheinlich zunächst in der Landwirtschaft haben wird. Dennoch werden autonome Konzepte auch im Bereich der Kommune in naher Zukunft ein Thema sein. Einsatzzwecke könnten hier beispielsweise die Pflege von Sport- und Golfanlagen sein, aber auch Sonderkulturen wie Baumschulen, der Wintersportbereich und der Winterdienst.

Interview: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Steyr

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