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Inder schaffen bald beim Daimler

Die Entscheidung ist gefallen: Zusammen mit dem Partner Hero will der Daimler-Konzern 700 Millionen Euro in den indischen Markt investieren. Ein Standort ist schon gefunden.

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Kurz nach Vertragsunterzeichnung mit dem indischen Mischkonzern Hero im April hat sich Daimler bereits für einen Produktionsstandort entschieden. Im südindischen Chennai - früher Madras - wollen die beiden Unternehmen zusammen bis zu 70.000 Lastwagen im Jahr bauen, die im Preisniveau auf den indischen Markt zugeschnitten sein sollen. Schon der Kosten wegen will das Gemeinschaftsunternehmen etwa 80 Prozent der Teile für die Fahrzeuge aus Indien beziehen.

Nachdem der Vorvertrag zwischen Daimler und Hero am Montag unterzeichnet worden ist, soll mit dem Aufbau des Werks auf dem 1,6 Quadratkilometer großen Gelände am Golf von Bengalen "in Kürze" begonnen werden, wie es heißt. Aufgenommen wird die Produktion dann im Jahre 2010.

Lange Verhandlungen

Die Lastwagen sollen unter einem neuen Markennamen für den indischen Volumenmarkt auf den Markt rollen. Der Name stehe aber derzeit noch nicht fest, so ein Daimler-Sprecher.

Daimler und Hero stecken in den nächsten fünf Jahren zusammen 360 Millionen Euro in das Gemeinschaftsprojekt, wovon Daimler 220 Millionen einbringen will. Die Gesamtinvestitionen in das deutsch-indische Joint Venture betragen mehr als 700 Millionen Euro, teilte Daimler mit.

Später wollen beide Partner Lastwagen nicht nur für den indischen Markt bauen, sondern auch für den Export in andere Schwellenländer der Region. Daimler ist der weltweit größte Hersteller von Nutzfahrzeugen und hat erst nach langen Verhandlungen den Sprung nach Indien gewagt.

"Der indische Markt wächst mit sieben Prozent fast doppelt so schnell wie der Weltmarkt", hatte Andreas Renschler, Spartenvorstand für die Nutzfahrzeuge, erst kürzlich gesagt. In den nächsten zehn Jahren erwarte Daimler eine Steigerung des dortigen Bedarfs auf 500.000 Einheiten pro Jahr. Das Land zählt damit zu den fünf größten Absatzmärkten für Nutzfahrzeuge weltweit. Daimler will durch eine Partnerschaft mit dem indischen Hersteller Hero von der Entwicklung profitieren.

 

 

Absatzrückgänge in Amerika und Japan

Durch die Investitionen in Wachstumsmärkte sollen Dellen in anderen Märkten ausgeglichen werden. So war der nordamerikanische Markt für schwere Zugmaschinen im vergangenen Jahr um 36 Prozent eingebrochen, auch der japanische Markt ging zurück.

In beiden Fällen hatten verschärfte Vorschriften der Länder zu vorgezogenen Käufen im Jahr 2006 geführt. Insgesamt ging der Absatz von Daimler Trucks mit seinen fünf Marken Mercedes-Benz, Fuso, Freightliner, Western Star und Sterling 2007 um neun Prozent auf 467.000 Fahrzeuge zurück. Dennoch wurde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 15 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro gesteigert. Selbst das USA-Geschäft hatte trotz drastischen Umsatzeinbruchs keinen Verlust verbucht.

Indien gilt wegen zunehmender Warentransporte und einer guten Baukonjunktur als einer der größten und am schnellsten wachsenden Nutzfahrzeugmärkte der Welt. Die vor gut 50 Jahren von der Familie Munjal gegründete Hero Group hat mit Honda bereits 20 Millionen Motorräder gefertigt.

Daimler zufolge spricht für Indiens viertgrößte Millionenstadt Chennai, dass dort mehrere Zulieferer ansässig seien. Zudem habe Chennai eine gute Infrastruktur und gut ausgebildete Fachkräfte, begründeten die Stuttgarter die indische Standortwahl.

Quelle: SZ

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