Husqvarna wird zum Dienstleister. So oder ähnlich könnte der neue Schritt des schwedischen Herstellers betitelt werden. Denn neben den herkömmlichen Produkten zur Gartenpflege findet sich eine Neuerung im Portfolio: Mit dem Smart Lawn Service (SLS) möchte sich Husqvarna in Zukunft nicht mehr nur auf den Verkauf von Rasenmähern fokussieren, sondern zusätzlich professionelle Rasenpflege anbieten. Dabei setzt das Unternehmen auf seine Mäh-Roboter „Pro-Automower“, die im B2B-Bereich bei der Pflege von Fußballplätzen und sonstigen Rasenflächen zum Einsatz kommen.
Eine interessante Entwicklung: Stellt sich nur die Frage, was zu dieser Neuausrichtung geführt hat. Verkaufen sich die Mähroboter so schlecht? Die wirtschaftliche Situation in der Branche lässt eher das Gegenteil vermuten. Aufgrund der Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden Cocooning-Effekt, sind die Verkaufszahlen im vergangenen Jahr in allen Bereichen rund um das Eigenheim nahezu explodiert. Die Neuausrichtung hat also einen anderen Grund, und den gibt der Markt vor.
Dienstleistungen für mehr Wertschöpfung
Tatsächlich beginnt momentan in der GaLaBau-Branche eine Entwicklung, die in anderen Wirtschaftszweigen schon lange etabliert ist. Unter dem Stichwort „hybride Geschäftsmodelle“ verkaufen Unternehmen dort nicht mehr nur Produkte, sondern erweitern ihr Angebot durch produktnahe Dienstleistungen. So sind zum Beispiel BMW und Daimler durch ihr Joint Venture ShareNow zum Mobilitätsanbieter geworden, der Heizungsexperte Wolf bietet neben seinen bewährten Produkten auch Abo-Dienste für warmes Raumklima an, und Microsoft hat sich schon vor Jahren ein Standbein als Anbieter von Rechenleistung aufgebaut.
Ziel für die Unternehmen ist es dabei, das hergestellte Produkt in eine Wertschöpfungskette aus Dienstleistungen einzugliedern und diese über den Lebenszyklus des Produkts von Anfang bis Ende zu betreuen. Dazu muss jedoch zuerst ein breites Tätigkeitsprofil aufgebaut werden, um ein entsprechendes Dienstleistungsbündel anbieten zu können. Teile der hiesigen Wirtschaft befinden sich allerdings noch in diesem Wandlungsprozess.
Antwort auf die Globalisierung
Um hybride Geschäftsmodelle aufzubauen, müssen Unternehmen also stark in Vorleistung gehen. Lohnt sich eine solche Ausrichtung dann überhaupt? „Auf jeden Fall“, sagt Bernard Iking. Der Diplom-Volkswirt betreut bei der Zenith GmbH mittelständische Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle hybrid umstellen wollen. Im Anschluss könnten diese von einem einfachen Kosten-Nutzen-Verhältnis profitieren, denn „Neukunden-Akquise kostet Zeit und Energie. Mit hybriden Modellen kann man sich dagegen stärker auf die Stammkunden konzentrieren.“ Nach erfolgter Umstellung seien Firmen aufgrund des breiteren Portfolios auch gleichzeitig attraktiver für Neukunden, was hybride Geschäftsmodelle insgesamt konkurrenzfähiger mache. „Solche Entwicklungen wird es daher in der Zukunft öfter geben“, resümiert Iking.
Tatsächlich deckt sich diese Aussage mit der Einschätzung vieler Wirtschaftsexperten. Denn hybride Geschäftsmodelle helfen nicht nur dabei, sich von der heimischen Konkurrenz abzusetzen. Denn auch auf dem internationalen Markt reicht es mittlerweile nicht mehr aus, hochwertige und langlebige Produkte zu erzeugen, um den Firmenbestand zu sichern. Durch die Globalisierung sind zahlreiche Unternehmen entstanden, die qualitativ auf einem ähnlichen Niveau wie europäische Firmen produzieren können. Um dennoch eine Kundenbindung herzustellen, folgt in Konsequenz der Schritt zur Dienstleistung. Zukünftig werden sich daher vermutlich weite Teile der hiesigen Wirtschaft an den hybriden Geschäftsmodellen orientieren.