Wurzeln der gepflanzten Jungbäume sind oft zu klein
Gleichzeitig zum steigenden Bedarf an Gießtechnik durch immer heißere und trockenere Sommer wird vielerorts auch das Wasser knapper. Aufwendiges Gießen ist dann kaum noch zu rechtfertigen. Was aber, wenn für diverse Pflanzen gar kein Wasser, keine Technik sowie keinerlei Mannstunden notwendig wären? Laut Bison Forest-Spezialist Ulrich Grauvolgel sei dafür vor allem bei neu gepflanzten Straßen- oder Stadtbäumen ein Umdenken erforderlich. Diese setzt man meist als mehrjährige Exemplare in Gestellen angebunden in die Landschaft. „Wir beobachten hier ein verstärktes Absterben solcher Bäume, in manchen Regionen stehen nur noch Skelette entlang von Bundesstraßen. Ihre Wurzeln waren aus der Baumschule schlicht zu klein, um das nötige Wasser in heißen Sommern zu erreichen. Zudem sorgt dann die Physik für Probleme in der kleinen, von der Sonne aufgeheizten Krone: Wenn dort der Dampfdruck steigt, wird Wasser irgendwann schlicht unpumpbar. Das nennt man Kavitation und ist für solche Bäume ein großes Problem“, erklärt Grauvogel, der als Ingenieur auch schon internationale Projekte für Siemens gestemmt hat und diese Kompetenz nun bei Bison Forest einbringt.
TCO: Tiny-Park-Baum kostet insgesamt weniger
Zudem verbessere sich auch die Total-Cost-of-Ownership, also was der Baum insgesamt kostet: Entweder bekomme man so mehr Ökosystemleistung fürs gleiche Geld oder die gleiche Ökosystemleistung – die ein Gestell-Baum theoretisch bringen würde – für weitaus weniger Invest.
Eine Studie der ETH Zürich zeigt, dass Bäume sehr stark darauf angewiesen sind, Informationen über Herausforderungen an ihrem Standort an die nächste Generation weiterzureichen. Das passiert direkt über die Gene in den von ihnen produzierten Samen. Menschen und auch Tiere können sich nomadisch bewegen, was wir während unserer Evolution auch immer getan haben: Wenn sich die Gegebenheiten vor Ort ändern, ziehen wir einfach weiter. Bäume können das nicht, weshalb sie ihre Nachkommen viel stärker und schneller auf die aktuellen Herausforderungen vorbereiten müssen: „Wir sollten daher künftig nicht von denen Bäumen ernten, die unter idealen Bedingungen wachsen – sondern von vitalen, aber gestressten Kandidaten“, erklärt der Wissenschaftler. Solche Samen sind von ihren Mutterbäumen am besten auf die künftigen klimatischen Situationen vorbereitet worden. In praktischen Versuchen bestätigte sich das bereits: Grauvogel erntete in Rom unter eigentlich katastrophalen Bedingungen wie Hitzestress die Eicheln von Steineichen. Diese keimten hierzulande dann sehr vital.