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Gewerkschaften verschrecken Traktor-Hersteller

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New York - Der größte deutsche Traktoren-Hersteller Fendt wird seine geplante neue Fabrik möglicherweise doch nicht in Deutschland bauen. "Das Werk könnte auch in Polen oder Tschechien entstehen", sagte Martin Richenhagen, Vorstandschef der Fendt-Mutter AGCO in New York. Bisher hatte der Konzern geplant, seine neue Fabrik nahe dem bereits bestehenden Werk im bayerischen Marktoberdorf zu bauen. Die Macht der Gewerkschaften in Deutschland, damit verbundene hohe Produktionskosten und eine wenig kooperative Haltung der Behörden hätten den Plan aber ins Wanken gebracht.

Jeder fünfte Traktor, der in Deutschland verkauft wird, ist von Marktführer Fendt. Zusammen mit den anderen Marken des US-Mutterkonzerns wie Valtra und Challenger kommt AGCO nach eigenen Angaben auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent hierzulande. Das Unternehmen hatte vor längerer Zeit angekündigt, demnächst eine zweite Fabrik neben seinem Werk in Marktoberdorf zu errichten und rund 100 Mio. Euro zu investieren. Denn die Nachfrage nach den Geräten wachse momentan stark. "Wir produzieren in diesem Jahr 15 000 Traktoren, in ein paar Jahren sollen es bis zu 25 000 sein", sagte Richenhagen. Am Standort Marktoberdorf arbeiten rund 2300 Mitarbeiter.

Nun seien jedoch die Pläne des Konzerns, sein neues Werk ebenfalls in der Region zu errichten, ins Wanken gekommen, sagte der Unternehmenschef. "Wir verhandeln momentan auch mit verschiedenen Standorten außerhalb Deutschlands." Das größte Hindernis für eine neue Fabrik im Allgäu seien die starken Gewerkschaften, die eine Produktion in Deutschland im Vergleich zu anderen Standorten teurer machten. Auch habe die Stadtverwaltung von Marktoberdorf es bisher "nicht geschafft, uns ein vernünftiges Angebot für Gelände vorzulegen", sagte Richenhagen.

AGCO denke nun sogar darüber nach, die Pläne für seine neue Fabrik ganz sterben zu lassen. Eine Möglichkeit sei, stattdessen die Produktion der Einzelteile auszulagern und die Endmontage der Fendt-Traktoren vom Autozulieferer Karmann erledigen zu lassen. Die endgültige Entscheidung über ein neues Werk müsse bis Ende dieses Jahres fallen.

Der AGCO-Konzern wächst momentan auch in anderen Regionen stark. Er will bis Ende 2010 weltweit Landmaschinen für rund zehn Mrd. Dollar (6,48 Mrd. Euro) verkaufen. Das würde einen Anstieg der Absatzmenge um fast ein Drittel gegenüber dem vergangenen Jahr bedeuten. Verantwortlich für den Absatzboom sind die Rekordpreise, die sich derzeit weltweit für Lebensmittel erzielen lassen, etwa für Weizen und Reis. Die Preise machten es attraktiver, in landwirtschaftliche Betriebe zu investieren und sich neue Maschinen anzuschaffen.

AGCO-Chef Richenhagen glaubt allerdings nach eigenen Angaben, dass die Lebensmittelpreise auch langfristig hoch bleiben werden: "Die Preisanstiege spiegeln vor allem eine höhere Nachfrage der wachsenden Weltbevölkerung nach Lebensmitteln wider."

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