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GALABAU-MESSE 2024 Gelungenes Jubiläum mit Kontroverse – Logistiksystem stößt auf harsche Kritik

Mit Glanz und Glamour ist die 25. Ausgabe der GaLaBau vom 14. bis 17. September im Messezentrum Nürnberg über die Bühne gegangen. Laut offiziellen Angaben nahmen über 66.000 Besucher teil – rund 4.000 mehr als vor zwei Jahren. Im 61.000 m² großen Labyrinth aus 14 Messehallen präsentierten etwa 1.100 Aussteller aus 33 Ländern ihre Produkte und Dienstleistungen, wobei der Anteil von Unternehmen aus dem Ausland um rund sechs Prozent anstieg. Während Messebetreiber sich zufrieden und optimistisch zeigten, kam bei diversen Ausstellern Unmut aufgrund des neuen Logistiksystems auf.

Lesedauer: min | Bildquelle: David Herwede; Tim Knott
Von: David Herwede
Von: Michael Loskarn

In der Messe Nürnberg herrscht reges Treiben, denn die 25. GaLaBau erstreckt sich auf ganze 14 Hallen, teilweise in A und B unterteilt. Übersichtspläne liegen bzw. hängen zwar überall aus, allerdings führt die schiere Masse an Aussteller-Firmen und ihren Produkten trotzdem zu einer gewissen Orientierungslosigkeit. Immerhin ist der große Betreiber-Stand des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) in Halle 3A gut zu erkennen, denn hier sorgen Wasser und Pflanzen für eine naturnahe Atmosphäre.

Unter dem Motto „Zukunft Grüner Lebensräume“ halten Branchen-Experten im näheren Umfeld während der Messe Fachvorträge. Außerdem vergeben der BGL und die ELCA dort mehrere Preise – wie beispielsweise die Innovations-Medaille für wichtige technische Neuheiten. Bagger-Anbaugeräte oder Pflaster-Verlege-Maschinen in Aktion locken die Besucher aufs Freigelände, und in der E-Mobility-Area stellen namhafte Hersteller täglich aktuelle E-Baufahrzeuge vor.

Zwölf Zweier-Teams, die sich zuvor für ihr Bundesland qualifiziert hatten, kämpfen ab Donnerstag im Messepark inmitten des Messegeländes um den Landschaftsgärtner-Cup 2024. In lediglich zwei Messetagen verwandeln sie ein vier auf vier Meter großes Gelände in eine Gartenlandschaft. Gefragt ist hierbei sowohl bau- als auch vegetationstechnisches Geschick. Letztlich setzt sich das Team aus Baden-Württemberg durch: Mika Lerch von der Thomas Heumann GmbH aus Weinstadt und Bastian Maichle von der Link GmbH aus Fellbach werden Deutsche Meister und repräsentieren Deutschland bei der nächsten „Weltmeisterschaft der Berufe“ in Lyon.


Festliche Eröffnung – Kritik an Logistiksystem

Mit der Eröffnungsveranstaltung „GaLaBau WELCOME“ beginnt am frühen Nachmittag des ersten Messetags ein kleines Spektakel: Während im Hintergrund eine Poledance-Artistin kopfüber Sekt ausschenkt, führt das Saxofon-Frauen-Quartett „HotSaxClub“ die Anwesenden mit Evergreens in den großen „Saal Brüssel“. BGL-Präsident Thomas Banzhaf, begrüßt die Gäste mit einer bewegenden Rede über Wasser, das Leitmotiv der Messe. Anschließend dozieren zwei hochrangige Politiker darüber, dass die GaLaBau 2024 „keine Messe der Risiken, sondern der Chancen“ darstellt, und dass sich „zusätzliche Belastungen in diesen Zeiten nicht stemmen lassen.“ Abschließend gibt ESA-Astronautin Nicola Winter als Keynote-Speakerin Einblicke in ihre Arbeit im Weltall.

Doch zurück auf den Boden der Tatsachen: Während im Saal Brüssel die beiden CSU-Mitglieder die Bundesregierung zu mehr Entlastung auffordern, kämpfen die Aussteller auf dem Nürnberger Messegelände mit einem neuen Logistiksystem, das zu weiteren Kosten führt. Denn just zur Jubiläums-Schau gilt es für die Be- und Entladung der Transportfahrzeuge, ein kostenpflichtiges Zeitfenster zu buchen. Wer dieses z.B. durch Stau verpasst, darf zusätzliches Geld für einen weiteren Time-Slot berappen. Außerdem kurios: Für das Be- und Entladen mit Gabelstaplern hat die Messe-Leitung den Firmen DB Schenker sowie Kühne + Nagel ein lukrativ anmutendes „Speditionsvorrecht“ eingeräumt. Wollen dagegen Aussteller mit dem eigenen Stapler hantieren, ist dies untersagt, und sie sind gezwungen, auf andere Geräte – wie beispielsweise Ameisen – auszuweichen.

Aussteller mokieren sich

Ein Gebaren, mit dem Fiedler-Geschäftsführer Stefan Fiedler so ganz und gar nicht konform geht: „Das ist der größte Mist, den ich je gesehen habe“, formuliert er noch während der Messe markig. „Für Be- und Entladen auch noch Geld abzuknöpfen, das grenzt an Geldschneiderei.“ Ein ähnliches System habe die Messe München auch schon gefahren, dieses jedoch „zeitnah wieder abgeschafft“. Und was dieses ominöse „Speditionsvorrecht“ betreffe, so handle es sich schlichtweg um ein klassisches Monopol: „Denn nicht einmal der Duden kennt diesen Begriff.“

Erwin Hommen, Geschäftsführer bei Becx Machines B.V., ergänzt: „Gefühlt wird die Messe jedes Jahr teurer, gerade kleinere Betriebe müssen sich da fragen, wie viel das noch bringt. Wir wollten am Samstag frühzeitig abreisen, was durch die Bindung an unseren Time-Slot aber nicht möglich war. Bei einer längeren Rückfahrt ist das dann schon ärgerlich. Außerdem haben wir Spediteure beobachtet, die 30 Euro in die Hand gedrückt bekamen, um Ausstellern doch noch einen besseren Slot zu verschaffen. Das war für mich die letzte GaLaBau!“

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NürnbergMesse reagiert beschwichtigend

Sachlich-professionell reagiert Heike Assmus, Marketing-Leiterin der NürnbergMesse GmbH, auf die harsche Kritik: Bei der Buchungs-Software handle es sich um ein lernendes System, das bereits vor zwei Jahren eingeführt worden war und sich seitdem in vielerlei Hinsicht verbessert habe. „In der Vergangenheit waren insbesondere bei großen Messen Wartezeiten von drei bis fünf Stunden nicht selten. Zudem stauten sich die Lkw bis in die Zufahrtsstraßen des Messegeländes. Daher war die Einführung unseres digitalen Messe-Logistiksystems ein richtiger und wichtiger Schritt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch die Online-Buchung von Zeitslots kann der Auf- und Abbau genauer und verlässlicher geplant werden. Außerdem ermöglichen die gebuchten Slots einen geregelten Ablauf sowie eine reibungslose Zufahrt vor Ort, und Verkehrsströme werden über eine intelligente, dynamische Steuerung der An- und Abfahrt entzerrt, sodass wir die Wartezeiten für die Fahrer deutlich verringern können.“

Auf die Nachfrage, ob die Messe immer teurer werde, entgegnet die Marketing-Leiterin: „Auch wir als Messeveranstalter müssen, wie unsere Kunden, mit allgemeinen Kostensteigerungen in der Energie- und Materialbeschaffung umgehen. Was die Bepreisung von Services betrifft, so steckt da ja sehr häufig eine konkrete Dienstleistung dahinter, die unseren Kunden konkrete Mehrwerte verschafft. Unser digitales Logistiksystem TransITfair ist hierfür ein sehr gutes Beispiel.“ Auch Veranstaltungsleiter Stefan Dittrich hat die Kritik vernommen. Befragt zu den Vorwürfen, setzt er auf den Zusammenhalt in der Branche: „Change ist immer eine Herausforderung, und uns ist wichtig, dass wir da alle an einem Strang ziehen.“

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