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GALABAU 2022 Die Zukunft des Betons

Ohne Beton geht nichts. Fehlt der praktische Baustoff, liegt nicht nur die Bauwirtschaft brach, auch im GaLaBau hängt viel davon ab. Verständlich, immerhin ist Beton günstig und vielseitig einsetzbar. Eine perfekte Bau-Ressource, wäre da nicht der darin enthaltene Zementanteil. Denn bei der Herstellung des Stoffes wird Kohlenstoffdioxid freigesetzt, sodass etwa acht Prozent der weltweiten Emissionen auf die Zementherstellung zurückzuführen sind. Ungünstig für die Pläne des Weltklimarates IPCC zur Treibhausgas-Reduzierung. Welche potenziellen Lösungswege und nachhaltige Einsatzmöglichkeiten für das Material bestehen, hat die diesjährige GaLaBau-Messe aufgezeigt.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott; Pexels
Von: Tim Knott

Die Klimaschädlichkeit von Zement vor Augen, stellt sich die Frage: Kommt Beton auch ganz ohne Zement aus? „Ja“, sagt Fanbing Song, Forschungsleiter bei der F.C. Nüdling Betonelemente GmbH. Unter der Bezeichnung „Klimabeton“ hat das Unternehmen einen Baustoff entwickelt, der alle konstruktiven Vorteile des herkömmlichen Betons in sich vereint, allerdings bis zu 80 Prozent weniger CO2-Emissionen verursacht. „Das geht natürlich nicht einfach mit Weizenmehl“, scherzt Song. „Aber es gibt Abfallprodukte aus anderen Industrien, die sich als Bindemittel einsetzen lassen.“ So kann z.B. Flugasche mit Chemikalien aufbereitet werden, um Zement zu ersetzen. Preislich besteht zwar noch ein Unterschied zu herkömmlichem Beton, aber Song ist zuversichtlich, dass diese Differenz durch steigende CO2-Bepreisung schwindet.

Ob das Problem damit gelöst ist, wird sich zeigen. Zumindest die anderen Experten sind skeptisch: „Stand meiner Kenntnisse heute kommen wir um den Zement nicht herum“, erklärt Frank Wollman, Geschäftsführer der KANN GmbH Baustoffwerke. „In dem Erstellungsprozess von Beton fallen nun mal CO2-Emissionen an. Wir haben es uns aber zur Aufgabe gemacht, zu ermitteln, wo diese Emissionen anfallen, um sie anschließend zu reduzieren.“ Doch nicht nur die Produktion, auch die Verwertung des Materials soll effizienter werden. Deswegen recycelt das Unternehmen aus Bendorf-Mülhofen anfallende Betonreste in neue Produkte. Wollmann verweist hier auf den präsentierten RX40-Betonstein. Dieser besteht, so der Fachmann, ausschließlich aus Bruchresten und Ähnlichem, welche mit weiteren Zuschlagsstoffen und Bindemitteln recycelt und erneut in Form gebracht werden. Bei der Sammlung von entsprechendem Material sind auch Kunden ein entscheidender Faktor. So haben diese die Möglichkeit, Betonreste gegen ein Entgelt wieder abzugeben, und sich so die Entsorgungskosten zu sparen. „Das geht zwar noch nicht an allen Standorten, aber immerhin schon bei einigen“, berichtet Wollmann.


Reduktion und Recyceln

Ebenfalls auf Recycling setzt die Kronimus AG Betonsteinwerke. Alles – von Bruchresten über Schleif-Schlämme bis zu Überschüssen vom Sandstrahlen – wird upgecycelt. Was im Beton nicht mehr verwendet werden kann, geht in die Straßenbauprodukte des Unternehmens.

Daneben steht aber auch die Materialreduktion im Fokus. „Wir haben uns überlegt, wie man mit weniger Material eine gleiche Wirkung erzielen kann“, berichtet Vorstandsvorsitzender Martin Kronimus. Denn weniger Material bedeutet auch weniger Zement und dadurch eine bessere CO2-Bilanz. So hat das Unternehmen eine Blockstufe entwickelt, die mit einem Hohlraum versehen ist. Trotz ca. 40 Prozent Materialeinsparung gebe es keine Verluste in der Festigkeit, betont Kronimus. Außerdem seien alle Materialien des Blocksteins komplett recyclebar. Einzig bei der Kreislaufwirtschaft, also dem Aufarbeiten des Materials anderer Hersteller, zeigt sich der Betonfabrikant zurückhaltend. Noch sei das zwar nicht vorstellbar, „aber die Zukunft sehe ich schon“, schließt er.

Ähnlich sieht es auch Simon Liebl, Leiter Business Development bei der Holcim Deutschland GmbH. In Sachen Upcycling von Abriss-Materialien sei die Schweiz ein großes Vorbild. Dort werde neuem Beton immer ein gewisser Anteil an feingemahlenem Bauschutt als Bindemittel hinzugegeben. „Und daran arbeiten wir jetzt auch in Deutschland“, berichtet er. Außerdem bietet das Unternehmen auch einen eigenen CO2-neutralen Beton. „Auf Zement können wir dabei allerdings noch nicht verzichten“, so Liebl. Stattdessen setzen die Experten auf eine vollständige Kompensation der ausgestoßenen Emissionen durch den Ankauf von CO2-Zertifikaten. Das steht zwar an Kreativität ein wenig hinter den bisher genannten Möglichkeiten zurück, effektiv ist es aber allemal.

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