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FLUGHAFEN FRIEDRICHSHAFEN Wo Sicherheit nie Pause macht

Für das Facility-Management des südlichsten Verkehrsflughafen Deutschlands kommt es auf die Details an. Jeder Grashalm an den entscheidenden Stellen muss rechtzeitig gekürzt, jedes herumliegende Metallteil entdeckt und jeder Schneerest von der Fahrbahn entfernt werden, denn selbst kleinste Störungen können große Konsequenzen haben und im schlimmsten Fall Menschenleben gefährden.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott (Bauhof-online.de)
Von: Tim Knott

Besonders beeindruckend ist die Stille auf dem Rollfeld. Anstatt hektischem Betrieb liegt die gewaltige Asphaltfläche an diesem Dienstagmorgen sonnenbeschienen und fast menschenleer da. Nur gelegentlich lässt sich das blinkende Warnlicht eines Transporters ausmachen, oder der Umriss eines Privatjets, der in der Ferne abhebt. Doch diese Stille wird nicht lange währen – heute sind vier Linienflüge angekündigt, und mit dem steigenden Betrieb wächst auch die Verantwortung für die Sicherheit auf dem Bodensee Airport Friedrichshafen. Besonders das Rollfeld und die Zubringerwege müssen ständig auf Fremdkörper überprüft werden, um jegliche Gefahr für Flugzeuge und Personal zu vermeiden. Genau hier kommt Uwe Fuchs ins Spiel, der Leiter des Facility-Managements. Während seiner Kontrollfahrt über das Gelände wird er schnell fündig: Hier liegt ein Kunststoffteil auf einem der Zubringerwege.

„Sowas kann hier immer mal abfallen, obwohl ich nicht weiß, woher dieses Teil hier genau kommt“, sagt Fuchs und reicht das Fundstück an Heiner Klopp weiter, den Safety-Manager und Winterdienstleiter des Flughafens. Mit gerunzelter Stirn betrachtet Klopp das Plastikstück – es gehört zu einer Kategorie, die in der Luftfahrt als „Foreign Object Debris“ (FOD) bezeichnet wird. Gemeint sind jegliche Fremdkörper, die sich an einem ungeeigneten Ort befinden und im schlimmsten Fall Schäden an Flugzeugen verursachen oder Personal gefährden können. Eine effektive FOD-Strategie ist daher unerlässlich, um den Betrieb reibungslos und sicher zu halten.


 

Zwei Welten: Land- und Luftseite des Flughafens

Mit diesen Anforderungen ist Fuchs bestens vertraut, der mehrere Jahre den Bauhof im bayerischen Füssen geleitet hat. Auch die Flughafen-Themen Winterdienst und Grünschnitt sind alte Bekannte. „Der Hauptunterschied zwischen beiden Berufen ist eigentlich, dass wir beim Flughafen eine Land- und eine Luftseite haben.“ Also neben den herkömmlichen Flächen auch das Rollfeld, für das die Regeln der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) gelten. „Damit kommen ganz neue Vorschriften, die beachtet werden müssen. Sonst hat sich allerdings nicht viel verändert.“ Eines ist allerdings gleichgeblieben: das ständig klingelnde Telefon. Auf einem Flughafen laufen viele Prozesse parallel ab, und oft sind schnelle Entscheidungen gefragt.

Für Heiner Klopp bedeutet das vor allem eines: Kein Tag gleicht dem anderen. „Bei mir wird der Tagesablauf größtenteils vom Wetter bestimmt“, berichtet Klopp. „Ich weiß am Morgen noch nicht, wie der Tag im Detail aussieht.“ Besonders im Winter könne er morgens nie genau sagen, was ihn erwartet.

Winterdienst: vier Arbeitsschritte für maximale Sicherheit

Die Lage am Bodensee sorgt zwar für vergleichsweise wenig Schneefall, doch das Eis bleibt eine große Herausforderung. „Im Gegensatz zum Bauhof haben wir beim Flughafen-Winterdienst vier Arbeitsschritte, und nicht zwei“, erklärt Fuchs. Auf einer Landstraße muss nur geräumt und gestreut werden – sobald die Fahrwerke von Flugzeugen ins Spiel kommen, werden die Maßnahmen ein wenig anspruchsvoller. Denn die Friedrichshafener Start- und Landebahn verfügt über einen speziellen Anti-Skid-Belag, also eine besonders raue Oberfläche, die den Reifen eines Flugzeugs mehr Grip bietet. Nachteil: In den zahlreichen Hohlräumen des Belags sammelt sich auch leichter Feuchtigkeit, was das Enteisen erschwert. Aus diesem Grund verfügen die Räumfahrzeuge auf Flughäfen neben einem Schneeschild über einen Schneebesen und ein Blasgerät, das die restliche Feuchtigkeit trocknet. „Anschließend tragen wir ein Enteisungsmittel auf, um ganz sicher zu gehen“, schließt Fuchs.

Diese Aufgabe fällt in den Zuständigkeitsbereich von Heiner Klopp – einem laut eigener Aussage „leidenschaftlichen Nicht-Flieger“ – der trotzdem seine berufliche Heimat am Bodensee Airport gefunden hat. Hier arbeitet er mit Technik, die teilweise schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Denn da es sich beim Flughafen um Privatgelände handelt, müssen die Fahrzeuge nicht die Anforderungen des TÜVs erfüllen. Entsprechend betagt sind manche der Winterdienstgeräte. „So ähnliche Lkw bin ich vor 41 Jahren bei der Bundeswehr gefahren“, verrät Klopp schmunzelnd, betont aber die Einsatzfähigkeit der Maschinen. „Es ist einfache Technik, aber sie funktioniert. Nur die Ersatzteilversorgung gestaltet sich manchmal etwas schwierig.“ Während eines Winterdienst-Einsatzes wird der Flughafen im Verbund geräumt, sodass mehrere Fahrzeuge den Schnee auf ganzer Breite des Rollfelds zu einer Seite wegtransportieren. Anschließend befördert eine Schneefräse den Niederschlag weiter in den Grünstreifen, sodass er den Flughafenbetrieb nicht weiter behindert und die Pistenbeleuchtung weiterhin für die Piloten sichtbar bleibt.

Für das Enteisen setzen die Flughafenmitarbeiter auf spezielle Spritzwagen – die sogenannten Landebahnenteiser. Damit lässt sich auf einer Breite von bis zu 36 Meter Enteisungsmittel auf die Rollwege aufbringen. Im Gegensatz zum Straßenverkehr kommt hier ein Taumittel zum Einsatz, das nicht korrosiv ist, um Rostschäden am Fahrwerk zu verhindern. Auch beim Winterdienst gibt es Entwicklungen: Einige Flughäfen testen bereits autonome Räumsysteme. Nach der Frage, ob Friedrichshafen hier auch aktiv wird, winken Fuchs und Klopp jedoch ab. „Daran sollen sich erstmal andere die Hörner abstoßen.“

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Sicherheit geht vor

In einer Sache unterscheiden sich die Mitarbeiter nicht von den Fluggästen: Auch sie müssen durch die Sicherheitsüberprüfung, um in den Sicherheitsbereich des Flughafens zu kommen. Deswegen wird schnell ein Mitarbeiter hinzugezogen, um die Überprüfungen vorzunehmen. Anschließend geht es weiter zu den Maschinenhallen, die wie alles auf dem Flughafengelände nach dem phonetischen NATO-Alphabet geordnet sind. In der Sierra-Halle finden sich die Mulchgeräte des Unternehmens. „Wir mulchen, anstatt zu mähen“, erklärt Fuchs. Grund: im Gegensatz zu gemähtem Gras bleibt das Gemulchte am Boden liegen und wird nicht von Flugzeugtriebwerken angesaugt. Nicht alle Flächen des Flughafens benötigen regelmäßige Pflege, allerdings gibt es auch Strecken, die kurz gehalten werden müssen, wie Segelflieger-Strecken, Gleitwege und Seitenstreifen sowie die Grasflächen um das Instrumentenlandesystem (ILS), das Piloten beim Landeanflug unterstützt. Teile des Systems sind unter der Erde angebracht, und zu langes Gras könnte die Signale stören. Ganz ohne geht es aber am restlichen Flughafen auch nicht, wie Klopp erklärt: „Wenn wir mulchen, lassen wir immer einen höheren Streifen stehen, in dem sich Mäuse und Kleintiere verstecken können.“ Sonst würde der Grasstreifen zu interessant für Greifvögel, die wiederum den Flugverkehr stören könnten. Um sonstige Vögel fernzuhalten, sind vier Schreckschussanlagen auf dem Flughafengelände angebracht. Eine weitere Verpflichtung ist die Zaunanlage, die immer freigeschnitten werden muss – Auflage der Flughafensecurity, die den Zaun in unregelmäßigen Abständen überprüft. Das Thema Sicherheit kam im vergangenen Jahr verstärkt in den Fokus, als sich eine Gruppe Klimademonstranten für einen Protest Zugang zum Terminalgebäude verschaffte.

Als das erste Flugzeug des Tages am Horizont erscheint, scheint sich die ganze Arbeit gelohnt zu haben. Die Maschine aus Skopje ist einer der Linienflüge, die heute auf dem Flughafen landen werden. Während ihre Kollegen mit dem Entladen der Maschine beginnen, machen sich Uwe Fuchs und Heiner Klopp wieder auf den Weg. Ihr Tag ist noch lange nicht vorbei – denn auf einem Flughafen gibt es immer etwas zu tun.

 

Fakten zum Bodensee-Airport Friedrichshafen:

Anzahl der Mitarbeiter: 150

Aufgaben Facility Management: Winterdienst, Grünflächenpflege, Infrastrukturmangement, Wartungs- und Reparaturaufgaben

Maschinenportfolio: Zahlreiche Mercedes Benz-Zugmaschinen mit Winterdienstaufbau und Räumschild; Mulchgeräte von Humus, GreenTec und Maschio; Schneefräsen von Boschung, Honda und Snapper; Hako city Master 1200, Deutz Fahr Agrotron M460; Deutz BS16KSD; Schanzlin GIGANT285; Fendt Vario 207; Herkules Rasenmäher 8H50C; Neuson Minibagger 1403; Hubsteiger Mercedes Lkw mit Bison TKA22-Aufbau; Genie 1932 Scherenhubarbeitsbühne; Kramer Radlader CAP750 – 1150, Douglas Friction Tester MyMeter, Dammann Sprayer

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