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Experten diskutieren beim Arbeitssicherheits-Forum von Gardemann

Ziel: „Null Unfälle mit Arbeitsbühnen“

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Alpen/Meerbusch. Vorbildliche Methoden, Vorgehensweisen und  Praktiken für sicheres und effizientes Arbeiten in Höhen – das waren die Themen des ersten Arbeitssicherheits-Forums von Gardemann. Eingeladen hatte das Unternehmen dazu namhafte Referenten, Anwender, Sicherheits-Fachleute,  Handwerks- und Dienstleistungs-Unternehmen und Vertreter von Organisationen. „Wir wollen voneinander lernen“, so Marketingleiter Hubert Gardemann, der auch die Veranstaltung moderierte. „Das Thema Sicherheit ist für uns sehr wichtig. Deshalb ist es an der Zeit, den Informationsaustausch zu intensivieren.“

„Das Unternehmen Gardemann engagiert sich seit vielen Jahren für sicheres Arbeiten in Höhen“, betonte Matthew Hickin, Geschäftsführer des Unternehmens. „Wir bieten den höchsten Sicherheits-Standard bei Arbeitsbühnen, intensive Schulungen und Best-Practice-Kooperationen. Wir machen bei Sicherheit keine Kompromisse“, führte Matthew Hickin engagiert aus. „Auch, wenn eine Hubarbeitsbühne die sicherste Lösung für Arbeiten in der Höhe ist, wollen wir die Vorreiter-Rolle für Sicherheits-Ausrüstung an Hubarbeitsbühnen übernehmen und diese als Standard etablieren.“

Dass sich in den letzten Jahren viel zum Thema Sicherheit im Umgang mit Hubarbeitsbühnen getan hat, betonen alle. Das sei dem intensiven Erfahrungsaustausch zwischen allen Beteiligten zu verdanken. Dennoch gibt es noch viel zu tun, wie die Beispiele der Referenten deutlich zeigen.

Kathrin Stocker: Unfälle aus Leichtsinn und Unwissenheit
„Fast jeder der Todesfälle, die es im Einsatz mit Arbeitsbühnen gab, wäre vermeidbar gewesen“, machte Kathrin Stocker von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), Präventionsdienst Nürnberg, in ihrem Vortrag deutlich. Sie zeigte anschaulich die Gefährdungen und Risiken beim Einsatz von Arbeitsbühnen auf. Ebenso deutlich macht sie die Ansätze zur Unfallvermeidung.

„Wir haben sicherheitstechnisch hoch ausgerüstete Arbeitsmittel – aber aus purem Leichtsinn und aus Unwissenheit kommt es zu Unfällen“, so Kathrin Stocker. Von den 85 tödlichen Unfällen, die die Berufsgenossenschaft seit 1992 bis 2010 untersucht hat, seien 30 Prozent auf das Umstürzen der Bühne zurückzuführen. Bei 22 Prozent sei der Bediener im Korb gequetscht worden, 19 Prozent seien aus dem Korb geschleudert und 13 Prozent abgestürzt. Selbst bei den restlichen 16 Prozent, die als „sonstige Gründe“ in der Statistik stehen, könne menschliches Fehlverhalten unterstellt werden.

Wissen vermitteln und Schulung anbieten
Kathrin Stocker ging auf jede der fünf Unfallursachen im Detail ein und zeigte Maßnahmen auf, wie diese Unfälle vermeidbar gewesen wären. Bei manchen Bildern stockte selbst den anwesenden Experten der Atem. „Das gibt es doch nicht. Was denkt der sich denn?“ Warum manche Bediener sich dermaßen waghalsig und leichtsinnig verhalten, blieb allen ein Rätsel. Diese Frage wurde im Verlauf des Arbeitssicherheits-Forums auch bei anderen Referenten gestellt. Kathrin Stocker appellierte an die Anwesenden „Wissen zu vermitteln  und gute Schulungen anzubieten.“

Horst Podszus: Viele Unfälle beim Materialtransport
„Materialtransport auf Arbeitsbühnen – eine nicht zu unterschätzende Gefahr“, lautete der Titel des Vortrags von Diplom-Ingenieur Horst Podszus. Er ist EHS-Koordinator der Total Walther GmbH. Als Sicherheits-Experte untersuchte er eine Vielzahl von Unfällen mit schweren Folgen. Er betonte die Notwendigkeit des Anschnallens in der Arbeitsbühne. „Hätte der Bediener eine Persönliche Schutz-Ausrüstung (PSA) getragen, wären eine Reihe dieser Unfälle vermeidbar gewesen.“

Ebenso wichtig sei die Wahl der richtigen Bühne für den jeweiligen Einsatz, betonte Horst Podszus. Gern machten Laien hier Fehler – und nutzten die Service- und Beratungs-Angebote der Vermieter nicht. Ungeduld, Leichtsinn, falsche Bühnenauswahl und der Glaube an die eigene Unverwundbarkeit – die Palette der menschlichen Fehler, die zu einem Unfall führten, war umfangreich. Der Experte zeigte aber nicht nur Fehler auf, sondern gab auch eine Fülle von Detail-Anregungen zur Vermeidung von Risiken.

Anschlagstellen und Gurtpflicht
Ganz besonders nachdrücklich reklamierte Horst Podszus Anschlag-stellen für Sicherheitsleinen am Arbeitsbühnen-Korb. Sie seien auszuweisen und deutlich zu kennzeichnen. Er bemängelte, dass es diese Stellen bei manchen Arbeitsbühnen-Herstellern (noch) nicht gäbe. In seinem Unternehmen ist – bedingt durch die amerikanische Mutterfirma Tyco – eine generelle Gurtpflicht internationaler Standard für Bediener.

Harald Gröner: Roter Apfel für Arbeitssicherheit
„Sicheres Arbeiten in Höhe – auf das Verhalten kommt es an“, so hatte Diplom-Ingenieur Harald Gröner sein Referat betitelt. Der Leiter Arbeitssicherheit der RWE Power AG machte deutlich, wie wichtig es ist, Philosophie und Prinzipen zum Thema Arbeitssicherheit kurz und klar zu formulieren. Nur so könne man verstanden werden und Verhalten verändern. Das Unternehmen konzentriere sich deshalb auf das menschliche Verhalten, den sogenannten „Human Factor.“

Bei RWE Power symbolisiert nun ein roter Apfel die Leitgedanken der Arbeitsschutz-Politik, die nur aus fünf Sätzen besteht. Für jeden Satz steht einer der Vorsitzenden des Unternehmens. „Null Unfälle heißt das Ziel“, betonte Harald Gröner. Dabei gehöre die Gurtpflicht ebenso dazu wie spezielle Programme zur Schulung.

Auch Harald Gröner zeigte in seinem Vortrag Unfälle mit schweren, teilweise tödlichen Folgen. Und machte deutlich, dass 90 Prozent aller Arbeitsunfälle auf Grund menschlichen Versagens passierten. „Deshalb ist es notwendig, dass der Mitarbeiter die Situation selbst erkennt“, wusste er.

Tatsächliche menschliche Faktoren ermitteln
In allen Bereichen (Denken, Wahrnehmung und Motorik) seien die Menschen nicht vollkommen. „Wir müssen die tatsächlichen menschlichen Faktoren ermitteln. Dann ist die Gefährdungsanalyse anzupassen“, erläutert der Experte. Und da Arbeitsschutz alle Sprachen spricht, gibt es die Philosophie der fünf Sätze in allen Varianten – selbst auf Kölsch.

Matthew Hickin: Unfälle sind unwirtschaftlich
Gardemann-Geschäftsführer Matthew Hickin ging in seinem Vortrag auf die „Folgen von Ineffizienz und Unfällen beim Umgang mit mobilen Arbeitsbühnen“ ein. „Neben allem menschlichen Leid und Schmerzen müssen wir als Unternehmer auch den wirtschaftlichen Schaden sehen, der durch einen Unfall passiert“, erläutert er. Mit klaren Zahlen zeigte er auf, wie sich die Sicherheit durch Information, Training und Ausrüstung bereits verbessert habe.

Durchschnittlichen Mietkosten von rund 70 Euro pro Tag für eine Arbeitsbühne stünden rund 7.500 Euro betriebliche Ausfallkosten und bis zu 550.000 Euro Todesfallkosten entgegen. Diese Zahlen, belegt aus unterschiedlichen Quellen, machten den wirtschaftlichen Vorteil eines Hubarbeitsbühnen-Einsatzes deutlich. „Ich betone, dass wir nicht die menschliche Tragödie für die Familie vergessen, wenn es einen Unfall mit einer schweren Verletzung oder mit Todesfolge gibt“, betonte Matthew Hickin eindringlich.

Deshalb ist Hickin stolz auf die neue Generation von SkyRak-Bühnen. Damit biete Gardemann eine Arbeitsbühnen-Innovationen, die alle dem Ziel der „Null-Unfälle“ näherbringen könne. Mit diesen neuartigen Bühnen lassen sich Materialien leichter und sicherer transportierten.

Dr. Marco Einhaus: Gefährungsbeurteilung vor Vorschriften
„PSA und Übersteigen aus dem Arbeitskorb“ lautete das Thema, bei dem es die lebhaftesten Diskussionen beim Gardemann-Arbeits-sicherheits-Forum gab. Denn Referent Marco Einhaus von der Berufsgenossenschaft Holz und Metall aus München machte deutlich, dass er „Gefährdungsbeurteilung vor Vorschriften“ setzt. „Es kann doch nicht sein, dass die erste Frage lautet: „Wo steht das?“, führte er aus. Der Verstand und die Angst um Leib und Leben seien doch wichtiger als Vorschriften. „Über Sicherheit nachdenken, ist viel wichtiger als irgendwelche Papiere“, so sein Credo.

Anhand von Best-Practice-Beispielen machte er deutlich, wie Übersteigen geht, wenn man die richtige „Persönliche Sicherheits-Ausrüstung“ (PSA) trägt. Angeschnallt, mit einer Sicherheitsleine von unter 1,80 Metern und unter Beachtung der Sicherheit des Bedieners ist ein Übersteigen aus dem Korb machbar.

Übersteigen genau planen
Nur müsse man sich vorher den Vorgang genau überlegen, alle Eventualitäten bedenken und das Übersteigen genau planen. Notwendig sei auch, ein entsprechendes Formular auszufüllen, in dem dieser Ausnahmefall begründet wird. „Damit wird allen Beteiligten deutlich, was zu tun ist“, betont Marco Einhaus.

„Anschnallpunkte für die PSA sollte es schon lange und in jeder Bühne geben, dafür kämpfe ich mit den Herstellern“, führte Marco Einhaus weiter aus. „Ich akzeptiere keine dieser vorgeschobenen Gründe, warum es sie bis heute nicht gibt.“

Reinhard Willenbrock: IPAF
Über „Organisation, Aufgaben und Aktivitäten der IPAF“ sprach der deutsche Repräsentant, Reinhard Willenbrock. IPAF bedeutet  „International Powered Access Federation“ und ist weltweit vertreten.
Die Organisation steht für den sicheren Einsatz von Arbeitsbühnen und für Unfallverhütung. Ihre Schulungen sind vom deutschen TÜV nach ISO 18878 (entspricht BGG 966) zertifiziert. „Vieles haben wir in Bewegung gebracht“, erläuterte Reinhard Willenbrock. „Dazu haben wir mit Herstellern, Vermietern und Anwendern gemeinsam gearbeitet.

Jährlich werden rund 100.000 Bediener in Praxis und Theorie ausgebildet. Mittlerweile gibt es über 2,5 Millionen geschulte Bediener weltweit. Nach erfolgreichem Abschluss der IPAF-Ausbildung erhalten diese eine PAL-Karte. Sie ist ebenfalls auditiert, international anerkannt und fünf Jahre gültig.   

Mit eigenen Kampagnen macht die IPAF auf Branchenprobleme aufmerksam. Aktuelles Thema ist das Anschnallen mit einer PSA und einem Sicherheitsgeschirr.

Erfahrungen bündeln
„Dieses Forum soll als Auftaktveranstaltung dienen, die weitere Entwicklung in Richtung Arbeitssicherheits-Konzepte voran zu treiben“, fasste Matthew Hickin am Ende des Arbeitssicherheits-Forums zusammen. „Lassen Sie uns unsere Erfahrungen bündeln und auf nationaler Ebene zusammen arbeiten. Dann werden wir eine neue Qualität in Sachen Arbeitssicherheit beim Bühneneinsatz erreichen.“

<link http: www.gardemann.de>www.gardemann.de

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