Rund 26.000 Besucher zog es heuer nach Karlsruhe zur NUFAM. Das höchste Ergebnis seit dem Start der Nutzfahrzeugmesse im Jahr 2009. Für die orange Branche war nicht nur wieder eine Kommunalmeile mit zahlreichen Fahrzeugen sowie An- und Aufbauten geboten, sondern auch der Treffpunkt Kommunal. Unter der Führung von Christian Rennie, Dozent der Akademie für Kommunalfahrzeugtechnik (Berlin), besuchten die Teilnehmer bei diesem Rundgang über das Messegelände verschiedene Unternehmen und ließen sich dort Produkte für kommunale Aufgabenbereiche zeigen.
Während die Knoblauch GmbH an ihrem Stand die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Unimog – mal ausgerüstet mit Kehrbesen und Abrollsystem, mal als Winterdienstfahrzeug – präsentierte, wurde bei Müller Mitteltal einem LKW-Tandem-Dreiseiten-Kipper der neuen Baureihe KA-TA-R große Aufmerksamkeit geschenkt. Bei der UNSINN Fahrzeugtechnik GmbH drehte sich alles um den Geschäftsbereich Abrollsysteme. Auf einem Fuso Canter 7C 18 Abrollkipper wurde ein Wasserfass- bzw. Gießcontainer mit bis zu 2.500 Liter Fassungsvermögen ausgestellt. „Der Gießcontainer ist für die 7,5-t-Fahrzeugklasse ausgelegt“, berichtet Gebietsverkaufsleiter Thomas Sikorski. Er arbeitet dabei autark vom Fahrzeug mithilfe eines benzinbetriebenen Motors, so dass der Container auch separat für Gießarbeiten abgestellt werden kann. Ein kleiner Clou befindet sich zudem im Inneren des Wassertanks: Sogenannte „Anti-Schwall-Bälle“, hohl und aus Plastik, verhindern, dass innerhalb des Tanks eine Schwallwirkung in allen Achsen entsteht. Zusätzlich hält der neue Container von UNSINN Transportmöglichkeiten für Pylonen und weiteres Handwerkszeug bereit.
Von treibstoffsparender Kupplung bis hin zu Abstützplatten
Eine weitere Neuheit gab es am Stand von MEILLER Kipper zu entdecken: die MEILLER Eco-Kupplung®. Sie soll die energiesparende Alternative zu motorseitigen Konstant- und Verstellpumpen darstellen. Denn mit der neuen Eco-Kupplung ist es möglich, bei Bedarf die Hydraulik – auch während der Fahrt – zu aktivieren oder deaktivieren. Da auf diese Weise die Pumpen nicht dauerhaft mitlaufen, kann Treibstoff eingespart werden. Die Eco-Kupplung ist für alle Kipper und Containerwechselsysteme geeignet. Des Weiteren besuchten die Teilnehmer des Treffpunkts Kommunal die WM SE Unternehmensgruppe, einer der größten Fahrzeugteile Händler Europas. Von Ersatzteilen für PKW und Nutzfahrzeuge, über Lacke bis hin zu Reifen, Werkzeuge und Werkstattausstattung wird hier alles geboten, was auch die orange Branche für einen reibungslosen Arbeitsablauf ihrer Maschinen und Fahrzeuge benötigt. Obwohl für den Treffpunkt Kommunal angemeldet, wurde die STABline GmbH beim Rundgang völlig übersehen. Dabei stand hier das Thema Sicherheit im Fokus. Geschäftsführerin Claudia Busch stellte den Besuchern verschiedene Abstützplatten vor, die dafür Sorge tragen, dass Baufahrzeuge, Mobil- und Fahrzeugkräne sowie Bühnen auf jedem Untergrund einen sicheren Halt finden. Die Abstützplatten sind dabei nicht nur sehr robust, langlebig und können Belastungen von bis zu 250 Tonnen tragen – gleichzeitig zeichnen sie sich durch ihre Leichtigkeit und Handlichkeit aus.
Auch wenn einige Teilnehmer die Auswahl der Stationen beim Rundgang zu wenig kommunal im Hinblick auf ihre Tätigkeitsbereiche fanden, so gab es doch auch positive Stimmen. In Begleitung seines Azubis hatte sich Steffen Körner, Fuhrparkmanager beim Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben Darmstadt (EAD) am ersten Messetag auf den Weg nach Karlsruhe gemacht. Die NUFAM sei der perfekte Ort, um den jungen Kollegen in sein neues Arbeitsumfeld rund um Abfallentsorgung und Containerdienst einzuführen. Neben der Teilnahme am Treffpunkt Kommunal interessierten sich die beiden vor allem für die Stände von MAN und Meiller. Hier wollte Körner schon einmal die ersten Produktinformationen einholen, auch wenn letztlich alle Kaufentscheidungen über Ausschreibungen getroffen werden. Große Probleme bereiten dabei derzeit die langen Wartezeiten. „Die Fahrgestelle sind zwar da, aber die Aufbauten dauern momentan ewig“, weiß Körner zu berichten. Bauhofleiter Joachim Binder aus Bisingen war heuer alleine zur NUFAM gekommen. „In drei Jahren werden wir einen Ersatz für unseren LKW brauchen“, berichtet Binder. Da sei es sinnvoll, sich vorneweg schon einmal nach Alternativen umzusehen. So standen bei ihm MAN und IVECO ganz oben auf der Besichtigungsliste. Aber auch bei den Unimog wollte der Bauhofleiter unbedingt noch vorbeischauen. „Wenn ich auf die NUFAM komme, dann weiß ich schon immer, wo ich überall hingehen will“, sagt er. Neben den LKW interessieren ihn auch die Hersteller von Kränen und Abrollkippern.
E-Nutzfahrzeuge in den unterschiedlichsten Ausführungen
Einige Stationen beim Kommunalrundgang ließen es schon vermuten: Das Thema Elektro hatte auch auf der NUFAM Hochkonjunktur. Einen richtigen Blickfang in grün stellte hier sicherlich der EVUM dar. Ursprünglich war das E-Nutzfahrzeug Teil eines Forschungsprojekts an der TU München. „Man beschäftigte sich mit der Frage, wie E-Mobilität in Entwicklungs- und Schwellenländern aussehen muss“, erinnert sich Stefan Dietz, Vertriebs- und Marketingleiter der EVUM Motors GmbH. Der dabei entstandene EVUM beeindruckte aber so, dass er nun auch tatsächlich bis voraussichtlich April 2020 auf die Straße gebracht werden soll. Auf der NUFAM bekamen die Besucher einen ersten Vorgeschmack mit einem bereits seriennahen Prototyp. „Der EVUM ist mit einem 48-Volt-Akku ausgestattet“, berichtet Dietz. Damit soll eine Reichweite von bis zu 200 km möglich sein. Zusätzlich befindet sich auf dem Dach der Fahrerkabine ein Solarpanel, das für das Betreiben der Heizung, Beleuchtung, des Blinkers und Gebläses gedacht ist. Im nächsten Schritt soll darüber auch die Hauptbatterie versorgt werden. An den EVUM können verschiedene Ladeplattformen aufgebaut werden, bei einer Zuladung von bis zu 1.000 kg.
Weitere Lösungen für die E-Flotte von Kommunen brachte eine Partnerschaft zwischen der König Metall GmbH & Co. KG sowie der Powertec Service GmbH auf der NUFAM zum Vorschein. Letztere ist bekannt für ihre ALKÈ Elektrofahrzeuge. Während sich KM-Conversion, ein Geschäftsbereich der König Metall GmbH & Co. KG, um die Umrüstung des ALKÈ kümmerte, stellte der zweite Geschäftsbereich GVI® die Lithium-Ionen-Batteriezellen zur Verfügung, die sich in einem patentierten Edelstahlgehäuse, dem sogenannten „B:HOUSE®“, befinden. Dieses bietet nicht nur Sicherheit für Mensch und Umwelt, sondern schützt die Zellen auch vor äußeren Temperatureinflüssen, was die Reichweite des E-Fahrzeugs erhöht. Mit einer Leistung von 48 Volt fallen die Batterien dabei in den Niedervoltbereich. Das Messemodell, ein ALKÈ ATX 340 EDH, schafft eine Traglast von 1.510 kg bei einem Gesamtgewicht von 2.510 kg.
Wasserstofftechnologie als Alternative zur Elektrotechnik
Das Unternehmen Orten Electric-Trucks hat es sich dagegen zur Aufgabe gemacht, herstellerunabhängig neue und gebrauchte Diesel-Nutzfahrzeug-LKW mit 7,5 bis 18 Tonnen zulässige Gesamtmasse sowie Transporter mit drei bis 5,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse auf einen 100-prozentigen Elektroantrieb umzurüsten. Als Beispiele zeigte Robert E. Orten, Geschäftsführender Gesellschafter, auf der NUFAM mehrere Umbauvarianten wie beispielsweise den Orten ET 55 M mit Müllpresse bzw. mit E-Steiger. Beide Male handelt es sich um einen elektrifizierten Mercedes-Benz Sprinter, zum einen mit einem Müllpressaufbau von Zöller, zum anderen mit einem Steiger Ampero TBR 250 E. Die Orten ET 55 M sind mit Lithium-Eisenphosphat-Batterien ausgestattet. Und auch die Aufbauhersteller schließen sich dem Elektro-Trend an. So baut der niederländische Hersteller VETH Automotive aus dem vollelektrischen Nissan e-NV200 (40 kWh Batterieleistung bei einer Reichweite von bis zu 280 km) und dem Renault Kangoo Z.E. Maxi (33 kWh Batterieleistung bei einer Reichweite von bis zu 270 km) echte Pick-ups. Dabei können vier Varianten gewählt werden: mit offener Ladefläche, offener oder kippbarer Pritsche oder kippbarem Boxaufbau aus Kunststoff. Die beiden Elektro-Fahrzeuge zeichnen sich durch ihre Wendigkeit, Emissionsfreiheit und auch die Tatsache aus, dass sie nahezu lautlos sind, erklärt Account Manager Martin Fink und fügt hinzu: „Das macht sie zur idealen Lösung für Städte und Kommunen.“
Einen ganz anderen Weg in Richtung Emissionsreduzierung geht die kanadische Firma dynaCERT Inc, für die der Händler H2-GreenTech aus Lahr der Ansprechpartner in Deutschland ist. Mit ihrem HydraGEN™ sollen die schädlichen Dieselemissionen bereits vor ihrem Ausstoß reduziert werden. Dafür wird die schwarze Box mit einer entsprechenden Montageplatte am Rahmen des Fahrzeugs oder hinter der Fahrerkabine eingebaut. Die HydraGEN™-Technologie nutzt eine Form der Elektrolyse, um das in der schwarzen Box befindliche destillierte Wasser in Wasser- und Sauerstoff-Gase umzuwandeln. Anschließend werden diese Gase in den Lufteinlass des Dieselmotors eingeleitet. Vor der Verbrennung entsteht auf diese Weise ein homogenes Luft-Wasserstoff-Gemisch. Das Wasserstoffgas dient als Katalysator im Brennraum und bewirkt dabei eine schnellere und vollständigere Verbrennung des Kraftstoffs. Das wiederum führt dazu, dass weniger unverbrannter Kraftstoff in Form von Emissionen ausgestoßen wird. Laut Hersteller können so bis zu 88 Prozent der Stickstoffoxide, 52 Prozent des Kohlenwasserstoffs sowie 27 Prozent an Kohlenmonoxid reduziert werden. Gleichzeitig wird auch der Kraftstoffverbrauch minimiert. Derzeit kommt der HydraGEN™ in MAN-LKW zum Einsatz.
Bilder: Jessica Gsell – Redaktion Bauhof-online.de/König Metall GmbH & Co. KG