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Die Straubinger Frühlingsboten

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Wenn die Sonne endlich wieder an Kraft gewinnt, die Vöglein neue Töne anstimmen und die letzten, grauen Schneeflecken an den Straßenrändern schmelzen, wird es für Jörg Bär und sein Team Zeit, den Frühling vollends nach Straubing zu bringen – in Form von 35 000 bunten Frühlingsblumen.

„Sobald die ersten Tulpen- und Narzissentriebe aus der Erde spitzeln, können wir loslegen“, sagt Bär, der Leiter der Stadtgärtnerei Straubing. Und weil der Winter so mild war, wird das heuer zwei bis drei Wochen früher sein, als eigentlich üblich. Tausende Primeln, Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen und Ziermohn-Pflanzen verlassen Anfang März das Gewächshaus der Gärtnerei, um Platz in den rund 2000 m2 großen Wechselbeetflächen und den 200 Pflanzentrögen der Stadt Straubing zu finden. Zwei Wochen benötigen drei Gärtnertrupps mit vier Azubis, bis alle Frühblüher im Boden sind. Blühen wird die Pracht bis circa Mitte Mai, dann muss sie dem Sommerflor – 60 000 Petunien, Geranien und Begonien – weichen.

Auch Pflanzen gehen mit der Mode

Was die Gestaltung der Beete betrifft, lässt Bär seinen Gärtnern freie Hand. Sie planen alles selbst und probieren jedes Jahr neue Pflanzensorten aus. „Natürlich wird bei der Planung auch geschaut, welche Farben im kommenden Jahr in Mode sind. Unsere Frühjahrsbepflanzung fällt dabei generell etwas knalliger und bunter aus, weil die Stadtbewohner endlich wieder Farben sehen wollen. Beim Sommerflor wird mehr Ton in Ton gepflanzt. Da muss es dann nicht mehr so krachig sein“, meint Bär. Die Straubinger Kreationen jedenfalls scheinen nicht nur den Einheimischen, sondern auch den Touristen zu gefallen, die lassen sich – laut Bär – nämlich sehr häufig vor den üppigen Pflanzentrögen in der Innenstadt fotografieren.

Viel zu tun während der „fünften Jahreszeit“

Gezogen werden alle Zierpflanzen im eigenen, 2000 m2 großen Gewächshaus der Stadtgärtnerei. Rund 100 000 sind es im Jahr. „Unser Gewächshaus ist immer voll mit Pflanzen. Sogar Mitte August, wenn andernorts die Produktion stillsteht“,  erklärt Bär. Der Grund dafür ist das traditionelle „Gäubodenfest“, das als zweitgrößtes Volksfest in Bayern jährlich 1,3 Millionen Besucher nach Straubing lockt und der Stadtgärtnerei damit zehn Tage lang jede Menge Arbeit beschert. „Die Festtage sind sozusagen unsere fünfte Jahreszeit. Da müssen wir etliche Dekorationen anfertigen, die Beete auf dem Festplatz bepflanzen und natürlich auch regelmäßig erneuern, wenn sich der ein oder andere Feiernde mal wieder zum Schlafen in die Blumen gelegt hat.“

Der Klimawandel macht sich an den Bäumen bemerkbar

Neben unachtsamen Festbesuchern gibt es noch eine weitere Herausforderung,  mit der die Stadtgärtnerei zu kämpfen hat: Der Klimawandel. „Die Wetterverhältnisse werden immer extremer“, betont Bär, „letztes Jahr mussten wir sehr viel mehr gießen als in anderen Jahren, weil es mit zahlreichen Tagen über 30 Grad extrem heiß war und zudem kaum  geregnet hat. Straubing hat im bayernweiten Vergleich ohnehin schon recht wenig Niederschlag.“ Bald wird Bär sehen, wie viele Bäume 2015 deshalb vertrocknet sind. Jetzt ist aber erst mal Frühling. Die Vögel zwitschern, die Tulpentriebe sprießen, der Schnee schmilzt und 35 000 Pflänzchen wollen endlich hinaus in die Beete.

Fakten zur Stadtgärtnerei Straubing

Leitung: Jörg Bär

Mitarbeiter: 65

Zuständigkeiten: Parks und Grünanlagen; Baumpflege; Straßenbegleitgrün; Kinderspielplätze und Sportplätze; Freianlagen von Schulen, Kindergärten und öffentlichen Einrichtungen; Zierpflanzenbau; Dekoration; Gartenfachberatung

Fuhrpark: 1 Unimog, 2 LKW, 8 Transporter mit Anhänger, 1 Schlepper, 4 Kommunalfahrzeuge, 10 Aufsitzmäher, 1 Hubarbeitsbühne, 1 E-Bike

Verantwortungsbereich: 360 ha Unterhaltsfläche

Text: Cosima Holl - Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Stadtgärtnerei Straubing

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