Partner

Die Dorfhausmeister von Schwangau

Lesedauer: min

Rund eine Million Besucher zählt das Schloss Neuschwanstein im Allgäuer Königswinkel pro Jahr. Für die Gemeinde Schwangau bedeutet das in Spitzenzeiten bis zu 15 000 Gäste täglich – und damit eine Menge Arbeit. Das Team des Schwangauer Bauhofs sorgt dafür, dass sich die Allgäuer Touristenhochburg jeden Tag aufs Neue von seiner schönsten Seite präsentieren kann – auch, wenn das nicht immer ganz einfach ist.

Aschermittwoch, 7:15 Uhr. Bauhofleiter Roland Pfeiffer steht in der Werkstatt des Bauhofs Schwangau. Auf seinem Block hat er genau notiert, was heute alles ansteht: „Siggi fährt zum Rathaus und plakatiert die Veranstaltungsinfos, Willi streut die Wanderwege und Parkplätze mit Splitt, Christian kümmert sich um die Ruhebänke und Andi und Markus reparieren derweil den Schneepflug. Außerdem sollten wir mit den Ausschneidearbeiten im Kurpark beginnen und die Mülleimer in Hohenschwangau leeren.“ Schnell hat  Pfeiffer jedem seine Aufgaben zugewiesen. Das letzte Konfetti des großen Faschingsumzugs ist bereits von den Straßen gefegt und der ganz normale Arbeitsalltag hat die Männer wieder.

Die Mannschaft ist mit acht Mann heute kleiner als sonst – drei Kollegen sind im Urlaub. Für Pfeiffer trotzdem kein Grund zur Panik: Organisation ist eben alles und vieles ist bereits Routine. Leider auch die ein oder andere Beschwerde über eine kaputte Parkbank oder noch nicht präparierte Loipen. „Das Anspruchsdenken vieler Bürger ist mittlerweile ziemlich hoch. Dabei vergessen sie, dass wir nicht immer alles sofort abdecken und überall gleichzeitig sein können. Wenn es um sechs Uhr morgens schneit, kann die Loipe schlichtweg nicht um neun Uhr fertig sein“, erklärt der Bauhofleiter.

Neben quengelnden Bürgern ist vor allem der Faktor Zeit eine Herausforderung für den Bauhof: Das Arbeitspensum des Teams ist groß – auch oder gerade dann, wenn kein Schnee fällt. Die Eschen im Ort müssen begutachtet, die Büsche und Sträucher im Kurpark geschnitten werden – wegen der Vogelbrut bleibt dafür nur noch bis Ende Februar Zeit. Und dann ist da noch der meterhohe Schnee an den Straßenrändern, der die Müllabfuhr und den Schulbus am Weiterfahren hindert und in mehrtägiger Arbeit aus der Gemeinde transportiert werden muss. „Der Winter war nicht ganz ohne“, sagt Pfeiffer. Insgesamt 90 Tonnen Streusalz und 150 Tonnen Split haben die Männer mit ihrem Hansa-Schmalspurfahrzeug, dem Ladog und den beiden Unimogs auf den Schwangauer Straßen verteilt, oftmals schon um drei Uhr morgens.

Sobald der Schnee weggetaut ist, muss der Streusplit mit der Kehrmaschine aus den Grünflächen und von den Gehwegen entfernt werden. Spätestens bis Ostern, wenn die ersten Touristen in die Gemeinde strömen, sollten die Straßen blitzeblank sein. Und nicht nur die: Auch die 120 Kilometer Spazier- und Wanderwege werden dann von Pfeiffer und seiner Mannschaft wieder auf Sturmschäden, marode Ruhebänke oder Schlaglöcher kontrolliert. Und für den neuen Rundwanderweg, der vom Ostallgäu ins Außerfern führt, müssen die Männer noch zahlreiche Tafeln und Schilder aufstellen, damit er im Sommer eröffnet werden kann.

Da kommt es auf das richtige Timing an. Pfeiffer weiß genau, wann was wo spätestens erledigt sein sollte. Klingt nach Stress, aber auch nach viel Abwechslung. „Unsere Arbeit ist wahnsinnig vielfältig“, sagt Pfeiffer. Und genau diese Vielfalt reizt ihn auch nach 15 Jahren als Bauhofleiter noch immer an seinem Job in der Kommune. „Ich sehe mich und die Männer sozusagen als die Dorfhausmeister von Schwangau. Wir räumen die Gehwege, mähen die Grünflächen, kümmern uns um Straßenschäden und alle möglichen Reparaturen – vom Rathaus bis zum Kindergarten.“ Er wirft einen Blick auf seinen Notizblock: Gleich geht’s zur Besichtigung für die Räume der neuen Gemeindebücherei in Schwangau und nachmittags muss er nochmal raus, Verkehrsschilder im Ort dokumentieren. Nein, eintönig ist diese Arbeit wirklich nicht.

Fakten Bauhof Schwangau

Bauhofleiter: Roland Pfeiffer
Mitarbeiter: 15
Fuhrpark/Geräte: > 50
Gemeindefläche: 76 km2

Text/Bilder: Cosima Holl
Redaktion: Bauhof-online.de

[15]
Socials