Die Nutzfahrzeugsparte von DaimlerChrysler erwartet im laufenden Geschäftsjahr auf dem weltweiten Lastwagenmarkt ein deutlich raueres Klima. Nach zahlreichen vorgezogenen Käufen im vergangenen Jahr wegen schärferer Abgasvorschriften in den USA und Japan sei in diesem Jahr mit einem Absatz- und Gewinnrückgang zu rechnen, sagte der Chef der Truck Group, Andreas Renschler, am Freitag in Stuttgart. "Das müssen wir akzeptieren." Dennoch werde die Sparte auch in diesem schwierigen Jahr profitabel bleiben. Dies gelte auch die US-Tochter Freightliner, der im schlimmsten Fall ein Absatzrückgang von bis zu 40 Prozent drohe. Mit einem Einbruch sei auch auf dem japanischen Markt zu rechnen. Lediglich in Westeuropa dürfte das Absatzniveau weitgehend stabil bleiben.
Um den Schwankungen des Marktes möglichst gut zu trotzen, sollen sich die einzelnen Marken Mercedes, Freightliner, Western Star , Sterling und Fuso besser ergänzen und enger miteinander verzahnt werden. So ist zum Beispiel geplant, künftig Komponenten bei Lastwagen unterschiedlicher Marken gemeinsam zu verwenden, um Synergien zu heben. In diesem Jahr soll eine gemeinsame Motorenfamilie ("Heavy-Duty Engine Platform") für schwere Lastwagen eingeführt werden. Ähnliche Pläne gibt es bei leichten und mittelschweren Motoren. Darüber hinaus sei die Produktion umgestellt worden, um auch bei Marktschwankungen möglichst flexibel zu bleiben. Schließlich soll sich künftig auch der Vertrieb stärker aufs Lastwagengeschäft fokussieren. "Wir sehen uns für 2007 gerüstet", sagte Renschler.
Ziel bleibe es, Mercedes-Benz, Freightliner und Mitsubishi Fuso zu Marktführern in ihren jeweiligen Regionen zu machen, sagte Renschler. Bei schweren Lastwagen ist dies bereits in Nordamerika (NAFTA) und Westeuropa der Fall, in Japan liegt Fuso auf Rang drei hinter Isuzu und Hino/Toyota. "Wir sind die Größten und werden weltweit die Größten bleiben."
Die Nettoanlagenrendite (RONA) vor Steuern werde 2007 über der Marke von 11 Prozent liegen, sagte Renschler. Im vergangenen Jahr hatte die Sparte hier einen Wert von 24,1 Prozent erreicht. Der Vorstand bestätigte auch das Ziel einer durchschnittlichen Umsatzrendite von sieben Prozent ab 2008. 2006 hatte die Truck Group eine Umsatzrendite von 6,3 Prozent geschafft.
In den kommenden Jahren sei mit einer weiteren Verschärfung der Abgasvorschriften weltweit zu rechnen, sagte Renschler. So sei in den USA, dem wichtigsten Markt für schwere Lastwagen, bereits für 2010 eine neue Richtlinie angekündigt. "Die Entwicklungskosten durch die Emissionsvorgaben belasten uns und werden in den kommenden Jahren auf hohem Niveau bleiben", sagte Renschler. Zahlen wollte er aber nicht nennen.
Angesichts der schärferen Abgasvorschriften und des steigenden Verkehrs werde der Anteil alternativer Antriebsformen steigen. So dürfte Biodiesel eine wichtigere Rolle spielen. Problem sei hier im Augenblick aber noch die unterschiedliche Qualität des Sprits. Hier gelte es, möglichst schnell einheitliche Standards zu schaffen. Auch Hybridantriebe seien für Nutzfahrzeuge durchaus ein Thema, allerdings sei ihr Einsatz nur in Ballungsräumen von Interesse. "Sonst kehren sich die positiven Effekte ins Gegenteil um."
Im vergangenen Jahr hatte die Truck Group mit den fünf Marken Freightliner, Sterling, Western Star, Mercedes und Fuso weltweit 536.956 Fahrzeuge abgesetzt, was einem Zuwachs von einem Prozent entsprach. Der Umsatz kletterte um fünf Prozent von 30,368 auf 31,988 Milliarden Euro, das operative Ergebnis legte trotz einer leicht geringeren Zahl von Mitarbeitern überdurchschnittlich von 1,606 auf 2,020 Milliarden Euro zu.