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Claas erweitert Traktorenwerk in Russland

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Der Familienkonzern hat als erstes ausländisches Unternehmen Landmaschinen in Russland produziert. Jetzt wird die Fertigung dort verdoppelt. Allerdings ist der russische Markt derzeit besonders schwierig. Den Kunden fehlt teilweise schlicht das nötige Geld für Traktoren.

 

Der Landmaschinenhersteller Claas verstärkt massiv seine Präsenz in Russland und den angrenzenden Ländern. In Russland, Usbekistan und Kasachstan will das Familienunternehmen aus Harsewinkel in Ostwestfalen kräftig expandieren. „Wir werden in den nächsten Jahren allein in Russland 40 bis 50 Mio. Euro investieren, um die Fertigung auszubauen“, sagte Cathrina Claas-Mühlhäuser, stellvertretende Vorsitzende des Gesellschafterausschusses des Familienunternehmens, dem Handelsblatt.

Claas, weltweit viertgrößter Hersteller von Landmaschinen, liefert seit 1992 Mähdrescher, Futtererntemaschinen und Traktoren nach Russland und hat 2005 als erster ausländischer Produzent eine eigene Fabrik im Lande eröffnet. Das Werk in Krasnodar in der Kornkammer Russlands östlich des Schwarzen Meeres hat bisher rund 2 000 Mähdrescher und Traktoren für die russische Landwirtschaft ausgeliefert. „Wir werden die Kapazität auf 2 000 Mähdrescher pro Jahr ausbauen und die Wertschöpfung erhöhen“, sagte Claas-Mühlhäuser, die als Tochter des Firmeneigentümers Helmut Claas alle strategischen Entscheidungen mitverantwortet.

Jetzt hat Claas in Krasnodar ein Grundstück neben dem bestehenden Werk gekauft und kann dadurch die Fläche mehr als verdoppeln. Bisher haben die rund 130 Beschäftigten im deutschen Stammwerk gefertigte Teile im Werk Krasnodar zu kompletten Mähdreschern zusammengeschraubt. Jetzt soll eine eigene Lackieranlage und ein Rohbauwerk entstehen. Daneben will sich Claas weiter bemühen, zuverlässige Zulieferer in Russland zu finden.

Auch in Usbekistan hat Claas große Pläne. Mit dem usbekischen Traktorhersteller Toshkent Traktor Zavodi hat Claas ein Joint Venture gegründet, wobei das deutsche Familienunternehmen einen Minderheitsanteil hält. In der Hauptstadt Taschkent hat Claas jetzt eine lokale Fertigung für Mähdrescher eröffnet. Die vormontierten Aggregate kommen aus dem Stammwerk Harsewinkel und gelangen auf speziell gesicherten Waggons über die Schiene nach Usbekistan. Dort baut die örtliche Mannschaft die Teile zu kompletten Mähdreschern zusammen. Bald will Claas aber auch Strohpressen und Traktoren montieren, alles aus deutscher Fertigung. „Präsident Karimow schätzt deutsche Technik“, heißt es bei Claas. Deshalb will das Unternehmen die Zahl der montierten Mähdrescher von derzeit 170 nächstes Jahr auf 200 bis 300 steigern.

Auch in Kasachstan will der Landmaschinen-Hersteller seine Aktivitäten verstärken. „Wir wollen große Traktoren montieren und verhandeln mit einem Partner“, sagt Claas-Mühlhäuser, möchte allerdings noch keinen Namen verraten.

Auch andere Landmaschinenhersteller investieren in Russland und den angrenzenden Ländern. „Sowohl die großen internationalen Konzerne als auch die westeuropäischen Mittelständler investieren momentan verstärkt in Russland und Indien, um die enormen Potenziale dieser Regionen mittel- bis langfristig effizient nutzen zu können“, heißt es beim Branchenverband VDMA.

Die zur Fiat-Gruppe gehörende Case New Holland (CNH) will mit dem russischen Lkw-Hersteller Kamaz eine Fertigung von Traktoren und Mähdreschern aufbauen, die im April nächsten Jahres starten soll. Geplant ist bei einer Investition von 90 Mio. Euro die Produktion von 4 000 Geräten pro Jahr. Weltmarktführer John Deere hat im Mai in der Nähe von Moskau ein Werk für Traktoren und Mähdrescher in Betrieb genommen. Auch der Spezialist für Pflüge und Geräte zur Bodenbearbeitung Lemken investiert in den russischen Markt. In Kaluga südwestlich von Moskau baut das Familienunternehmen aus dem Niederrhein ein Vertriebs- und Servicezentrum, in dem Geräte aus deutscher Vorproduktion montiert werden sollen.

Allerdings ist der russische Markt derzeit besonders schwierig. 2009 fiel der Export deutscher Landtechnik nach Russland von 800 auf 200 Mio. Euro. Die Kunden hatten Probleme, die Importe deutscher Mähdrescher und Traktoren zu finanzieren, die Abwertung des Rubels erschwerte zusätzlich das Geschäft.

Bei Claas war dies einer der Gründe für den Umsatzrückgang um 10,4 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Zusätzliche Probleme bereiteten protektionistische Maßnahmen der russischen Regierung. Hohe Einfuhrzölle auf Mähdrescher und Feldhäcksler sollen die heimische Landmaschinenindustrie schützen und die großen Landmaschinenkonzerne veranlassen, eine eigene Fertigung aufzubauen. „Es gibt einen starken Drang, in Russland zu investieren“, sagt Bernd Scherer, Geschäftsführer des Fachverbandes Landtechnik im VDMA.

Quelle: handelsblatt

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