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BOBCAT DEMODAYS Die Tücken der Teilautonomie

Knapp 50 Kilometer von Prag entfernt liegt der kleine Ort Dobříš, bekannt für ein Barockschloss, eine frühneuzeitliche Kirche – und das Werk der Bobcat Company. Hier ist viel los, denn der Hersteller hat zu den jährlich stattfindenden Demo Days geladen. Neben der Möglichkeit, die zahlreichen Maschinen im Herstellerportfolio zu testen, wird hier auch die ein oder andere Neuerung vorgestellt.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott
Von: Tim Knott

Jeder fängt mal klein an, auch Maschinenhersteller. So wurde der erste Bobcat-Lader laut offizieller Unternehmenshistorie lediglich dafür konzipiert, um die Scheune eines Bauern im amerikanischen North Dakota zu säubern. Von solchen bescheidenen Anfängen ausgehend hat sich das Unternehmen in den vergangenen 77 Jahren auf breiter Front weiterentwickelt, wie die zahlreichen Maschinen auf dem Firmengelände im tschechischen Dobříš demonstrieren: Bagger heben Gräben aus, Radlader transportieren Heuballen über einen Parcours und weiter entfernt befördert ein Roto-Teleskop Besucher in die Höhe. Dahinter liegt die graue Werkhalle, in der pro Jahr 25.000 Maschinen gefertigt werden und das Innovation Center, in dem die Ingenieure des Unternehmens an neuen Technologien forschen. „Da können wir euch aber leider nicht hineinlassen“, scherzt ein Mitarbeiter. „Zu viele Geheimnisse.“

Schade, aber dafür gibt es die Möglichkeit einer Probefahrt mit dem vollelektrischen Teleskoplader TL 25.60e, der auf der Intermat im April vorgestellt wurde. Jedoch handelt es sich bei der vorhandenen Maschine um einen Prototypen, wie Produktmanager Serge Boyer berichtet: „Wir haben die Maschine schnell gebaut, weil wir die Meinungen unserer Händler dazu haben wollten.“ Deswegen fehlt es noch an einigen Komfortfunktionen.

Dafür ist die Maschine voll funktionsfähig und soll genauso leistungsstark wie ihr Verbrenner-Pendant sein. So kann der E-Lader laut Herstellerangaben 2,5 Tonnen stemmen und bietet eine Leistung von 39 kW. Angetrieben wird die Maschine von einer 30 kWh-Batterie die circa 3,5 Stunden Betrieb ermöglicht. Der Stromspeicher ist auf der rechten Seite des Fahrzeugs, direkt neben dem Hubarm verbaut. Bei der Batterie wollen sich Bobcat mit einem Flüssigkeits-Kühlsystem von der Konkurrenz absetzen, das die Elektronik immer auf der richtigen Temperatur hält. Um einen reduzierten Energieverbrauch zu erreichen, sind drei für verschiedene Maschinenfunktionen zugeordnete Motoren verbaut. Interessante Idee, auf die zugeordneten Funktionen will das Bobcat-Personal jedoch nicht genauer eingehen.


Teleskoplader-Test: TL 25.60e im Einsatz

Zeit für eine Testfahrt ist ebenfalls. In der Kabine angekommen, finden sich Bobcat-erfahrene Maschinenbediener schnell zurecht. Während sich das Lenkrad mit der Linken problemlos bedienen lässt, steuert der Joystick auf der Rechten den Hubarm. Auch das Bedienungslayout wirkt vertraut: mithilfe eines Schalters am Joystick können Fahrer schnell zwischen Drive, Neutralstellung und Rückwärtsgang auswählen.

Auch das Fahrgefühl überzeugt, obwohl der Tester bei hoher Beschleunigung auf unebenem Gelände zuerst ziemlich durchgeschüttelt wird. Dafür sind – wie in vielen Bobcatgeräten – zwei Fahrmodi (Hase und Schildkröte) verbaut. Mit zweiterem wird eine langsamere Grundgeschwindigkeit ausgewählt, die für Einsätze abseits gepflasterter Straßen geeignet ist. Wendigkeit ist dank Vierrad- sowie Hundeganglenkung ebenfalls kein Problem. Damit Anwender beim Rangieren immer den Überblick behalten können, verfügt die Maschine über eine Rückfahrkamera mit Näherungssensor. Dieser warnt vorbeigehende Passanten automatisch mit einem lauten Piepton, wenn sie zu nah an den Arbeitsbereich herankommen. Auch das leise Arbeitsgeräusch ist ein Bonus. Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass auch die Verbrenner-Variante TL 25.60 ein äußerst reduziertes Motorengeräusch aufweist, sodass Gespräche während laufendem Motor problemlos möglich sind. Bei der E-Variante kommt jedoch außerdem die Abwesenheit von Vibrationen erleichternd hinzu.

Rogue X2: der Lader der Zukunft?

Zweites Highlight auf den DemoDays ist der RogueX2, ein teilautonomer Konzeptlader. Nur ungünstig, dass er nicht in Aktion begutachtet werden kann. Zwar ist das Konzept laut dem Bobcat-Personal voll funktionsfähig, steht allerdings während der Gesamtheit des Pressebesuchs lediglich in einer Halle herum. Dabei klingt die Entstehungsgeschichte der Maschine spannend, immerhin ist sie Teil von Bobcats Innovationsplan und soll zukünftig als Versuchsobjekt für neue Technologien eingesetzt werden. Daher wird sie auch in absehbarer Zukunft nicht im Fachhandel erhältlich sein, vermittelt aber immerhin einen Einblick, wie die Zukunft der Lader aussehen könnte. So kommt der RogueX2 komplett ohne Kabine aus und soll sich mit der betriebseigenen Software „Max Control“ via Handy oder Tablet bedienen lassen. Beim Antrieb setzt Bobcat auf Elektrifizierung – und zwar komplett. So wird nicht nur der Fahrantrieb, sondern auch der Motor des Hubarms elektrisch betrieben. Spannend: Um die Akkulaufzeit zu optimieren, sitzt das Gerät auf Rädern, nicht auf Ketten. „Nur die Radkappen müsst ihr ignorieren, die sind wirklich nur Show“, wirft Innovation Acceleration Manager Vijay Nerva ein.

Wie es mit dem Bobcat-Innovationsplan weitergeht, bleibt abzuwarten. Denn trotz der Vorteile, die teilautonome Maschinen jetzt schon bieten, gestaltet sich die Implementierung etwas schwierig. „Natürlich können wir schon einiges realisieren, aber wir müssen auch schauen, was der Markt will“, berichtet Sawyer Hanson, Innovation Solution Manager bei Bobcat. Immerhin müssen Unternehmen Anwendungen finden, die sich verkaufen lassen. Dabei spielt auch die Zusammenarbeit mit Startups eine große Rolle. So verpartnerte sich Bobcat in der Vergangenheit bereits mit dem Software-Unternehmen Greenzie, um gemeinsam einen autonomen Mäher zu konzipieren. Nach diesem Schema will die Unternehmenszentrale weiter vorgehen. Immerhin befinde man sich im Bereich Teilautonomie noch „in einer Lernphase“, wie die Experten es ausdrücken. Auch bei teilautonomen Maschinen gilt: jeder fängt mal klein an. Und was aus kleinen Anfängen erwachsen kann, hat Bobcat in den vergangenen Jahrzehnten unter Beweis gestellt.

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