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Baumaschinenanbieter Wacker und Neuson gehen zusammen

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Der Münchener Baumaschinenhersteller Wacker Construction schließt sich mit seinem österreichischen Wettbewerber Neuson Kramer Baumaschinen zusammen. Mit der seit drei Jahren geplanten Fusion der zwei Familienunternehmen entstehe ein weltweit tätiger Anbieter von Baugeräten und kompakten Baumaschinen, teilte die im SDAX gelistete Wacker Construction am Montag mit. Nach dem Zusammenschluss wird das Unternehmen nach aktuellem Aktienkurs eine Marktkapitalisierung von mehr als 1,6 Mrd EUR haben.

Sollte die Hauptversammlung zustimmen, firmiert das Unternehmen künftig als Wacker Neuson SE, sagte Wacker-Vorstandsvorsitzender Georg Sick am Montag in einer Telefonkonferenz. Der Name gelte für alle Marken mit Ausnahme der Radlader von Kramer und der Landmaschinen von Weidemann. Der Zusammenschluss sei insbesondere bei kleineren und kompakten Geräten eine gute Ergänzung, so Sick weiter.

Der Manager verwies auf das weltweite Vertriebssystem, das Wacker in das zusammengelegte Unternehmen einbringe. Für Neuson Kramer spreche das Angebot im Bereich der Kompaktmaschinen, die nun weltweit vermarktet werden könnten. Bereits für das nächste Jahr sei in den USA die Vermarktung von Baumaschinen der Österreicher geplant.

Pro forma kommt das fusionierte Unternehmen im abgelaufenen Jahr bei einer EBITDA-Marge von 17% auf einen Umsatz von 883 Mio EUR. Die Marge habe bei Wacker 16,2% und bei Neuson Kramer 18,6% betragen. Obwohl Sick für das laufende Geschäftsjahr noch keine Umsatzprognose nannte, stellte er für 2008 Erlöse von mehr als 1 Mrd EUR in Aussicht. Die EBITDA-Marge von 17% soll zunächst gehalten werden. Zwar sei auch eine höhere Marge möglich, doch plane der Konzern mit Mehraufwendungen für die Marktdurchdringung und die Schulung des Personals.

Mit Blick auf die Umsatzentwicklung in den USA sagte Sick, sollte sich die Situation dort deutlich verschlechtern, werde der Konzern dies spüren. Allerdings rechnet der CEO nicht mit einem Einbruch des US-Geschäfts im Zuge der Hypothekenkrise. Während der Markt für Baumaschinen beim privaten Häuserbau um rund 17% eingebrochen sei, habe der Gesamtmarkt bei gewerblichen Bauten und Infrastruktur im gleichen Umfang zugelegt. Daher geht der Manager im laufenden Geschäftsjahr von einem ausgeglichenen US-Umsatz gegenüber dem Vorjahr aus.

Auf dem europäischen Markt rechnet Sick mit einem Zuwachs, der regional unterschiedlich ausfallen könne. Das 28-prozentige Wachstum in Deutschland aus dem ersten Halbjahr dürfte zwar im Gesamtjahr nicht zu halten sein, dennoch peilt der Vorstandsvorsitzender ein zweistelliges Umsatzplus für Deutschland an.

Wacker will den Zusammenschluss durch Ausgabe von rund 19,1 Mio neuen Aktien vollziehen. Gegen Sacheinlage von Neuson Kramer erhalten die Hauptaktionäre im Tausch gegen ihre Anteile 16,7 Mio neue Aktien. Für die Übertragung der Mehrheitsanteile sind ferner weitere 4,3 Mio Papiere aus eigenen Beständen von Wacker vorgesehen. In einem weiteren Schritt sollen auch die Minderheitsaktionäre gegen Ausgabe von 2,4 Mio Aktien aus einer weiteren Sachkapitalerhöhung ihre Titel einbringen.

Obwohl die Minderheitsaktionäre noch zustimmen müssten, ist "die Sache eigentlich durch", wie ein Analyst sagte, der namentlich nicht genannt werden wollte. Man könne durchaus von einer Fusion unter Gleichen sprechen. Der Analyst begründet dies mit der personellen Kontinuität in den Gremien des fusionierten Unternehmens.

Wie Sick bestätigte, bleibt er CEO des zusammengeschlossenen Konzerns. Sein Pendant bei Neuson Kramer, Hans Neunteufel, werde künftig den Aufsichtsratvorsitz der Gesellschaft übernehmen. Am fusionierten Unternehmen halten sowohl die Familie Wacker als auch Neuson Kramer künftig rund ein Drittel.

"Mit den hochwertigen Produkten beider Unternehmen wollen wir insbesondere im Geschäftsbereich Kompakt-Baumaschinen neue Marktpotenziale im Bauhauptgewerbe und im Garten- und Landschaftsbau in Europa, den USA und in Asien nutzen", sagten Sick und Neunteufel in einer gemeinsamen Erklärung. Große Synergien ergäben sich aus der Nutzung des weltweiten Vertriebs- und Servicenetzes sowie im Mietgeschäft von Wacker.

Die Gesellschafter von Neuson Kramer erhalten keine Barkomponente von Wacker. Allerdings sei an die Aktionäre im Rahmen des Zusammenschlusses in den letzten Tagen eine Sonderdividende aus dem Neuson-Vermögen von 18 Mio EUR ausgeschüttet worden, so ein Sprecher von Wacker. Dies sei aber bereits vor einigen Wochen beschlossen worden. Mit der Sonderdividende soll die positive Geschäftsentwicklung von Neuson Kramer im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres honoriert werden.

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