Guido Schneider steht im weitläufigen Hof vor dem Funktionsgebäude, rückt die moderne Holzfassung seiner Brille zurecht, steckt die rechte Hand in die Tasche der olivfarbenen Arbeitshose und sagt mit einem Funken Stolz in der Stimme: „Was die Ausstattung und die Gegebenheiten betrifft, haben wir einen tollen Arbeitsplatz.“ Dem Bauhofleiter macht die Arbeit sichtlich Spaß. Selbst vor dem Hintergrund, dass es in Schongau für ihn und seine 15 Kollegen nach dem harten Winter kaum eine ruhige Minute gibt.
Rund 75 Kilometer Straßen sowie 45 Kilometer Radwege wollen gekehrt sein, entsprechende Straßenschäden gilt es auszubessern, demolierte Holzgeländer müssen repariert, Verkehrszeichen gecheckt, Spielplätze überprüft, Brunnen gereinigt oder Veranstaltungen vorbereitet werden. Äußerst umfangreich sind die Aufgaben, die den Oberbayern derzeit auf den Nägeln brennen. „Wir haben zwei Kehrmaschinen im Einsatz, eine große Bucher MAN sowie eine kleine Schmalspur Bucher City Cat, die wir in erster Linie in der Innenstadt einsetzen“, klärt der 47-Jährige auf.
Umweltverträglichkeit hat hohen Stellenwert
Mit einem Unimog U290 inklusive Sinkkastenreinigungsgerät ist Markus Wörnzhofer unterwegs. Schließlich haben die Regengüsse der vergangenen Tage ordentlich Laub und Dreck in die Gullys gespült. Am Marienplatz in Schongaus Innenstadt setzen die Bauhof-Männer den Kramer Radlader ein, um Bänke und Sonnenschirme zu installieren. Im Rahmen von Veranstaltungen werden Parkplätze gesperrt und mit den jeweiligen Verbotsschildern ausgestattet. „Und alle 14 Tage bis drei Wochen säubern wir mit dem Hochdruckreiniger die Brunnen und befreien sie vom Algenbefall“, erläutert der Familienvater. Selbstredend verwende man umweltfreundliche Mittel und arbeite auch ohne Chlor. Denn im Bauhof Schongau ist das Thema Umweltverträglichkeit eine „wichtige Sache“.
Was die Straßenausbesserungen betrifft, so setzen die Schongauer nach dem Winter auf Heißasphalt. „Wir stimmen mit dem Tiefbauamt ab, wer sich um welche Straßenbereiche kümmert“, sagt Schneider. Kaltasphalt dagegen werde lediglich im Herbst bzw. Winter verwendet, wenn es darum gehe „Lücken“ zu füllen. „Bessere Erfahrungen haben wir eindeutig mit Heißasphalt gemacht, der hebt besser.“
Spielplätze und Bike Park mit Argusaugen begutachtet
In Sachen Spielplätze hat stellvertretender Bauhofleiter Helmut Pawlitschko das Zepter in der Hand. Einmal im Jahr steht die Routineprüfung an, und einmal im Jahr kommt auch der TÜV. Pawlitschko prüft daher im Moment nach und nach alle Geräte sowie den Allgemeinzustand der 13 Spielplätze – inklusive einem Bike Park – und die Tauglichkeit und Sicherheit der Spielgeräte. „Das wird mehr oder weniger alles händisch gemacht“, schildert Bauhofleiter Schneider. Auch wenn es beispielsweise dem Unkraut an den Kragen geht. „Alles“ haben die Oberbayern bereits ausprobiert. Allein, Schaum und Heißwasser „haben nichts gebracht“. Ergo wird gezupft. Je nach Arbeitsaufwand sind, sobald es in Richtung Sommer geht, zwei „Spielplatz-Kollegen“ unterwegs. „Da kommen dann schnell mal 20 Stunden pro Woche zusammen“, rechnet Pawlitschko vor.
Ordentlich Stunden bekommt momentan auch „Straßenwärter motorisiert“ – so heißt es im offiziellen Amtsdeutsch – Anton Jungandreas zusammen. Wenn Schneider die Aufgaben des „Stramots“ darlegt, drängt sich dem geneigten Zuhörer urplötzlich der Begriff „Eierlegende-Wollmilchsau“ auf. Denn: Jungandreas ist mit seinem VW Pritschenwagen in der Regel allein unterwegs, bessert Straßenschäden aus, prüft und setzt – falls nötig – Leitpfosten, überprüft die Beschilderung – auch nachts –, setzt Hülsen und montiert neue Schilder oder entfernt nicht genehmigte Banner oder Plakate. Ein (Fach-)Mann für alle Fälle eben. Wobei Schneider in diesem Zusammenhang nachschiebt: „Bei uns sind alle Mitarbeiter Facharbeiter.“ Vom Zimmerer über den Schreiner, den Landmaschinenmeister, den Maurer, bis hin zum Maler reicht die breite Palette. Apropos Maler: Martin Günther verleiht nicht nur von den Schreinern neu gefertigten Fensterläden wieder ihr historisch passendes Farbkleid, er streicht städtische Gebäude, zieht auf Parkplätzen oder in 30er-Zonen mit einem Titan PowrLiner die Markierung mit Schablone und entsprechender Gerätschaft nach und bemalt, was eben sonst noch farblich „aufgehübscht“ werden muss.
Tagesplanung steht am Vorabend auf To-do-Liste
Wer so viele Fachleute in den unterschiedlichsten Gewerken koordiniert, muss ordentlich planen und über ein gerüttelt Maß an lösungsorientierter Spontaneität verfügen. „Wir haben natürlich eine grobmaschigere Monats- bzw. Wochenplanung. Die eigentliche Tagesplanung erledige ich aber immer am Vorabend“, sagt Schneider. Je nachdem, welche Arbeiten anstehen, setzt der Bauhofleiter seine Kollegen adäquat ein. Bei der morgendlichen Besprechung um 7 Uhr erhält jeder Mitarbeiter mündlich seinen Arbeitsauftrag. „Und wenn mal einer krank ist, dann haut´s dir die Planung zusammen, dann musst du spontan sein“, klärt Schneider mit einem Schmunzeln auf.
„Sehr ruhig“ ist es – im Vergleich zu den täglichen Aufgaben – dagegen derzeit bei den Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Ein Grund dafür sei das durch den Ersten Bürgermeister Falk Sluyterman van Langeweyde eingeführte Ideen- und Beschwerdemanagement. „Im Winter war das natürlich anders. Manche Leute haben schon Vorstellungen, das ist der Wahnsinn“, weiß der Bauhof-Chef. Da tut es der geschundenen Bauhof-Seele gut, wenn beispielsweise eine Frau bei einer Bürgerversammlung aufsteht, die gute Arbeit der Bauhofmitarbeiter in Sachen Winterdienst lobt und der Rest der Gruppe dies spontan-klatschend unterstreicht. Schneider lehnt sich auf seinem Bürostuhl zurück, rückt seine Holzbrille zurecht und lächelt: Diesem Mann macht seine Arbeit wirklich Spaß.
Fakten zum Bauhof Schongau:
Leitung des Bauhofs: Guido Schneider
Anzahl der Mitarbeiter: 16
Aufgabenbereich: Spielplatzkontrolle und -reparaturen; Instandsetzung von Straßen und Wegen, Asphalt- und Betonarbeiten; Winterdienst; sämtliche Schreiner-, Zimmerer-; Maler- und Maurerarbeiten; Reinigungsarbeiten, Kfz-Werkstatt samt Mechaniker
Ausstattung des Fuhrparks: 2 Kehrmaschinen (groß: Bucher MAN; klein: Bucher City Cat), 2 Unimog (U290 und U318), 1 Lkw MAN TGL 10.220 mit Rollkipper, 1 Kramer Allrad Radlader 850, 1 Bobcat E35 Minibagger, 2 Hansa-Schmalspurfahrzeuge, 4 Kombis als Pritschenwagen)
Verantwortungsbereich: 60 km Straßennetz, 15 km überörtliche Straßen sowie 45 km Radwege
Fläche: Die Stadt Schongau umfasst eine Gesamtfläche von 2.136 ha. Rund 17.195 Quadratmeter umfasst das Bauhofareal.
Text/Bilder: Michael Loskarn – Redaktion Bauhof-online.de