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BAUHOF-PORTRÄT Wasserburg am Inn: Kommunalarbeiten in der „nördlichsten Stadt Italiens“

Wasserburg am Inn wird nicht ohne Grund oft als die „nördlichste Stadt Italiens“ bezeichnet. Eingebettet in eine markante Schleife des Inns, zieht die Stadt im Südosten Bayerns aufgrund ihrer romantischen Lage und der mediterran anmutenden Altstadt zahlreiche Besucher an. Was Touristen begeistert, stellt den örtlichen Bauhof allerdings regelmäßig vor besondere Aufgaben. Wie diese aussehen, hat die Bauhof-online-Redaktion im Vor-Ort-Gespräch in Erfahrung gebracht.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott (Bauhof-online.de)
Von: Tim Knott

„Ich will hier nicht mehr weg“, sagt Bauhofleiter Manfred Bierwirth zufrieden, während er durch seinen Betrieb führt. Kein Wunder, die Anlage ist in einem alten Pumpenhaus der Feuerwehr untergebracht, dessen gemütlicher Altstadt-Charme gut zum Stadtbild von Wasserburg passt. Weiterer Vorteil: Der Bauhof liegt zentral im Ortskern auf der Inn-Halbinsel. Von hier aus sind die Kommunalexperten schnell in allen Teilen der Stadt und bei ihren Baustellen. Gerade stehen diese aber nicht im Vordergrund, sondern die Vorbereitung auf eins der vielen Feste in der Innenstadt – das Altstadtspringen. Für diesen Stabhochsprung-Wettkampf kommen jedes Jahr zahlreiche Athleten und Schaulustige nach Wasserburg. Neben den entsprechenden Vereinen sorgt auch der Bauhof dafür, dass alles wie geplant abläuft. Veranstaltungen wie diese gibt es in Wasserburg einige. Allein mit der Aufzählung ist Bierwirth ein bisschen beschäftigt – vom Frühlingsfest zum Nationenfest, Weinfest, Christkindlmarkt bis zu zahlreichen Konzerten und Flohmärkten ist in der Stadt fast immer etwas los. Und der Bauhof ist mittendrin. „Bei jedem Fest treffe ich mich vier bis sechs Wochen vorher mit dem Veranstalter, und wir überlegen, wie die Bauhof-Mitarbeiter das Event unterstützen können“, berichtet Bierwirth. Auf die Frage, ob das alles auf Dauer nicht ein bisschen viel wird, winkt er nur ab. „Es gab auch schon Zeiten, in denen wir die Halteverbote gar nicht mehr abgebaut, sondern nur noch die Schilder mit den entsprechenden Fristen ausgetauscht haben“, erinnert er sich lächelnd.

Bei den zahlreichen Events kommt es auf eine gründliche Straßenreinigung an. Aufgrund der beengten Routen der Wasserburger Innenstadt wird diese mit einer Swingo 200+ ausgeführt. „Die ist bei uns 365 Tage immer unterwegs“, erklärt Bierwirth. Doch auch abseits der Feste gibt es in der Wasserburger Innenstadt einiges zu tun. „Wir haben einen Haufen ältere Gebäude im Stadtbesitz“, berichtet er. Hier fungiert der Bauhof zum einen als Lager für historische Baumaterialien. Zum anderen rücken Bierwirths Kollegen immer wieder selbst aus, um entstandene Schäden an der historischen Bausubstanz oder an den verschiedenen Denkmälern zu reparieren. Jedoch wird wegen des hohen Aufkommens an Reparaturen viel extern vergeben.


Ein Evergreen: der Grünschnitt

Auch die Grünflächen machen Bierwirth und seinen Kollegen zu schaffen. Neben Rasenmähern verschiedener Marken setzen die Wasserburger dabei vor allem auf Handwerkzeuge von Stihl. Für größere Arbeiten ist ein Astscheren-Anbaugerät für den betriebseigenen Boki HY 1252 verfügbar. Mit dem Schmalspur-Geräteträger werden auch zweimal im Jahr die umliegenden Wanderwege gemulcht. Ebenfalls im Fokus steht die Beseitigung des Knöterichs, denn das Unkraut breitet sich zurzeit entlang des Inns aus, wie der Betriebsleiter berichtet: „Hier haben wir die optimale Lösung für die Unkrautbeseitigung noch nicht gefunden. Entweder kann man das Ganze mit der Chemiekeule erschlagen, oder drei Meter tief graben, um an die Wurzeln zu kommen. Das sind beides keine besonders guten Optionen.“

Eine weitere Aufgabe ist der Baumschnitt. Wie bei anderen Bauhöfen auch, kommt es dabei manchmal zu Missverständnissen mit der Bevölkerung. Besonders bei Baumfällungen. Einmal habe ein Bürger z.B. bei der Fällung eines kranken Baumes die Bauhof-Mitarbeiter so behindert, dass die Polizei gerufen werden musste. „Und das, obwohl wir für jeden Baum, den wir fällen, mindestens einen nachpflanzen“, betont der Betriebsleiter. Allerdings gebe es neben solchen negativen Vorkommnissen auch oft positives Feedback von den Bürgern: „Die haben unseren Jungs sogar schon mal Trinkgeld für gute Arbeit zugesteckt. Die Rückmeldungen sind also gemischt.“

Doch zurück zu gefällten Bäumen: Diese werden nach dem Auftrennen im Sägewerk im Bauhof gelagert und anschließend weiterverarbeitet. Denn wenn es weniger zu tun gibt, stehen Wartung und Aufarbeitung der stadteigenen Sitzbänke auf dem Programm. „Die sind einfach an ihrer Farbe zu erkennen“, erklärt Bierwirth, denn die Stadt hat eine eigene Signalfarbe, das sogenannte Wasserburg-Rot. Jedoch beschränken sich die Arbeiten der Bauhof-Schreinerei nicht nur auf den Bau von Bänken. „Ich habe einen Schreiner und zwei Zimmerer im Betrieb, die haben Lust, sich an verschiedenen Projekten auszuprobieren“, so der Betriebsleiter. Zu diesen Projekten gehören u. a. auch Klettertürme für Spielplätze, die im Bauhof hin und wieder selbst hergestellt werden. Praktisch, denn Wasserburg hat 38 Spielplätze, in denen immer mal wieder etwas kaputtgeht. „Da kommt mich ein Eigenbau deutlich günstiger, als die Sachen neu zu kaufen.“

Hochwasserschutz und Winterdienst

Auch im Hochwasserschutz sind die Bauhofleute involviert, denn die romantische Lage in der Innschleife hat für Wasserburg auch Nachteile. Während der großen Hochwasserkatastrophe im August 2005 stieg der Inn auf einen Rekordpegel von 7,19 Metern. „Da haben wir wirklich Glück gehabt“, erinnert sich Bierwirth. „Damals stand uns das Wasser fast bis ans Ende der Sandsäcke.“ Nur sechs Zentimeter mehr und die Altstadt wäre überflutet worden. Seitdem hat die Stadt aufgerüstet und die Dämme rund um die Altstadt erhöht. Im Notfall liegt es an den Bauhofmitarbeitern, die einzigen Zugänge mit Dämmbalken zu versperren und somit den Hochwasserschutzwall schnell und effektiv abzuriegeln. Als weiteres Hilfsmittel gegen die Fluten steht auf dem Hof eine Hochleistungs-Sandsackabfüllanlage der Firma König Innovationstechnik, mit der die Mitarbeiter im Krisenfall schnell neue Säcke abfüllen können.

Auch für den Winter ist alles vorbereitet. Obwohl dieser in Wasserburg normalerweise weniger für Probleme sorgt, kommt es hier und da doch zu stärkerem Schneefall. „Der letzte starke Winter, den wir hatten, war 2023. Da haben wir wirklich tagelang durchgeräumt“, so der Betriebsleiter. Sonst gestaltet sich der Winterdienst in der Innstadt aber unkomplizierter. Dies ist auch der Grund, warum Sole bei den Wasserburgern bisher keine Rolle spielt. Durch den geringen Schneefall lohne sich die Umstellung nicht, wie Bierwirth betont. Stattdessen setzen er und seine Leute auf Streusalz, das mit zwei Traktoren und zwei Schmalspurfahrzeugen auf den Straßen ausgebracht wird. Dazu sind noch Trupps unterwegs, die ein Salz-Splitt-Gemisch von Hand auf die Fußgängerwege aufbringen.

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Tücken der Digitalisierung

Apropos von Hand: In Wasserburg werden Arbeitsaufträge noch klassisch als ausgedruckte Zettel vergeben, die am Ende des Tages in ein Desktopsystem eingepflegt werden. „Mir ist schon klar, dass ein Digitalisierungstool irgendwann kommen wird“, räumt Bierwirth ein. „Aber wenn ich mir so was schon anschaffe, will ich auch, dass es möglichst viele Funktionen vereinen kann.“ Alle bisherigen Angebote hätten ihn noch nicht überzeugt.

Anders sieht es mit dem Maschinenportfolio aus: „Natürlich gibt es immer was Besseres, aber ich bin mit den Maschinen, die ich habe, zufrieden.“ Die Stadt sei großzügig, was die Wünsche des Bauhofs angeht. Zum Beispiel wird die Schreinerei bald eine neue Formatkreissäge erhalten. „Das muss auch mal sein, denn die alte wird annähernd mein Alter haben“, schmunzelt Bierwirth. Abgesehen davon sind er und seine Kollegen aktuell auf der Suche nach einer neuen Kehrmaschine. Diese ist auch nötig, denn egal ob Sommer oder Winter – das nächste Fest in der Wasserburger Altstadt kommt bestimmt.

 

Fakten zum Bauhof Wasserburg am Inn

Leitung des Bauhofs: Manfred Bierwirth

Anzahl der Mitarbeiter: 25 (vier in Teilzeit)

Aufgabenbereiche: Winterdienst, Grünflächenpflege, Straßenreparaturen, Straßenreinigung, Sinkkastenreinigung, Hochwasserschutz, Baumschnitt, Veranstaltungsunterstützung, Spielplatzkontrolle

Ausstattung des Fuhrparks: Lkw Mercedes-Benz Atego 1524 mit Kran Hiab, Kehrmaschine Swingo 200+, Traktor Claas Arion 420 mit Frontlader, Liebherr Lader L 507 (inkl. Seitenkippschaufel für Salz), Boki Geräteträger HY 1252 (Anbauteile: Astschere und Mulcher), Hako M29 Multicar (mit Wassertank), Lindner Unitrac 102, Kubota Kleintraktor L 4240, Kastenwagen Nissan NV400, Kastenwagen VW Crafter, div. E-Transporter: (Nissan NV 200 mit Pritsche sowie zwei Renault Kangoo), drei Pritschenwagen VW T6, Pritschenwagen Opel Movano, Balkenmäher Rapid Euro, Mulcher Stella Racoon, Sinkkastenheber Schmailzl, Fahrbahnmarkierer Graco LineLazer, div, Rasenmäher, div. Stihl-Handwerkzeuge

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