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BAUHOF-PORTRÄT Oetz: sieben Mitarbeiter für 700 Höhenmeter

Allen Widrigkeiten zum Trotz meistern die Mitarbeiter des Bauhofs Oetz Jahr für Jahr den Winterdienst im bergigen Oetztal (Österreich). Hier bildet das anspruchsvolle Gelände eine Herausforderung, und zusätzlich fallen tägliche Arbeiten wie Müllentsorgung, Grünflächenpflege oder Spielplatzwartung an. Ein Pluspunkt ist allerdings die atemberaubende Kulisse, denn die Berglandschaft ist ein international beliebtes Urlaubsziel. Bauhof-online.de war vor Ort, um sich ein Bild zu machen.

Lesedauer: min | Bildquelle: David Herwede, Bauhof Oetz
Von: David Herwede

Neben der legendären, 1991 entdeckten Steinzeit-Mumie ist das etwa 65 km lange Ötztal in Österreich vor allem für seine beliebten Skigebiete bekannt. Hier liegen die fünf Gemeinden Sautens, Umhausen, Längenfeld, Sölden und Oetz. Letztere umfasst unter anderem ein gleichnamiges 2.500-Seelen-Dorf. Es liegt am Fuße des Acherkogels und erstreckt sich am Hang auf mehreren Ebenen – eine Herausforderung für die Bauhof-Mitarbeiter, die in der Gemeinde unter anderem für den Winterdienst zuständig sind.

Zum Verwaltungsbereich gehören Orte wie das Almengebiet in Hochoetz und der Piburger See, die durch Tourismus das ganze Jahr über stark frequentiert sind. Hier kümmern sich die Mitarbeiter z.B. um Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen. Im Winter können so auch mehrere Aufgaben gleichzeitig anfallen, allerdings stehen in entsprechenden Situationen sowohl Feuerwehr als auch private Lohnunternehmen helfend zur Seite.

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Wetter-Meldungen von zuhause aus

Beim Betreten des Bauhof-Geländes in Oetz fällt sofort die herrliche Bergkulisse auf. Das Gelände wurde unterteilt: Eine Hälfte wird für die kommunalen Arbeiten genutzt, während die andere als Recycling-Hof dient. Neben mehreren Garagen und Lagerhallen steht ein helles Gebäude, in dem das Team aus sieben Mitarbeitern während der Arbeitszeit untergebracht ist. Ronald Auer, stellv. Bauhof-Leiter, hat hier sein Büro: „Über den Computer und über Mobiltelefon erhalten wir im Winter aktuelle Wetter-Informationen von GeoSphere Austria, einmal für 820 und einmal für 1.400 Meter Höhe.“ Daneben könne der gelernte Zimmermann auch von zuhause aus Meldung geben, wenn geräumt werden muss – vom hochgelegenen Grundstück aus hat er einen großartigen Überblick über das Tal.

„Ein typischer Winterdienst-Einsatz beginnt bei uns um vier Uhr morgens. Wir rücken mit zwei Steyr-Traktoren à drei Mann und zusätzlich mit einem Geräteträger von Holder à zwei Mann aus und sind meistens um etwa 07.00 Uhr wieder zurück am Bauhof, um uns um die restlichen Aufgaben zu kümmern. Bei größeren Schneemengen kommt noch unser Radlader von Liebherr dazu. Mir ist dabei wichtig, dass sich die Mitarbeiter nicht überarbeiten, weshalb wir als Regel eingeführt haben: sechs Tage Dienst, drei Tage frei“, so Auer. Die beiden Schlepper befinden sich in einer der Lagerhallen. Für Schneeräumungen im Tal dient ein Steyr Kompakt 4115 mit einem Leergewicht von 3.600 kg. In den Bergen kommt dagegen ein stärkeres Modell zum Einsatz – der 6165 CVT wiegt leer etwa 6.480 kg. Beide Traktoren sind mit Praxos-Schneeschildern von Kahlbacher sowie einem Zweikammer-Streuer (Splitt und Salz) von Kugelmann ausgestattet.

Zusätzlich steht den Mitarbeitern der Holder-Geräteträger für die Gehsteige, ein 507-Stereo-Radlader von Liebherr, ein VW-Transporter mit Pritschen-Aufbau und ein Caddy sowie ein Suzuki-Vitara zur Verfügung. Ein Auslegerarm von Dücker eignet sich z.B. für Mäharbeiten an Böschungen, und der Zweiachs-Dreiseitenkipper von HB-Brantner wird für den Transport von Schüttgut oder ähnlichem eingesetzt. Ihr Streugut – Splitt und Salz – bewahren die Mitarbeiter in Lagersilos von List auf. Weil neben Winterdienst und Reparatur vor allem Holzarbeiten anfallen, ist in der Werkstatt auch eine Felder-Formatkreissäge aufgebaut. Außerdem verfügen die Mitarbeiter über einen Fahrzeuganhänger mit Hakenlift z.B. für die Bergung schwererer Gegenstände (Container).

Herausforderungen beim Winterdienst

Bei einer Fahrt durch die Gemeinde wird schnell klar, was die Bauhof-Mitarbeiter im Winter vor größte Herausforderungen stellt: Die engen Gassen sind nicht nur kaum breiter als ein Pkw, sondern teilweise auch extrem steil. Ronald Auer zufolge müssen die Einsatz-Fahrzeuge deshalb oft auch rückwärts z.B. eine Einfahrt hochgefahren werden. Allerdings seien es nicht die Fahrkünste seiner Mitarbeiter, die Auer Sorgen bereiteten: „Den größten Ärger bereitet eigentlich die Frage, wo der Schnee gelagert werden soll. Wir müssen oft spontan entscheiden, wohin mit den ganzen Schneemassen, um die Gehwege schnellstmöglich freizuräumen.“ Mehr Verständnis von den Anrainern wäre hier wünschenswert.


 

Für die durch Touristen stark befahrene Ötztalstraße (B 186) ist das Land Tirol zuständig, ein kleines Stück der Landesstraße wird dennoch von der Gemeinde selbst betreut. Sie verbindet einzelne Ortsteile miteinander, deren Straßen im Winter vom Bauhof-Team geräumt werden müssen. „Wir wissen aber, dass die Ötztalstraße schon mehrmals ein Diskussionspunkt war, es gab unter anderem Vorschläge für eine Umfahrung. Das ist aber wohl kostentechnisch eine große Herausforderung“, so Auer.

Ein eingespieltes Team

Von politischen Themen wie Migration ist das Dorf bisher eher nicht betroffen – laut Auer ist z.B. ein Bevölkerungszuwachs in den vergangenen Jahren zwar zu spüren gewesen, allerdings sei Oetz nicht rasant angewachsen. Klima-Veränderungen seien dagegen aufgefallen: „Das mit dem Räumen ist nicht mehr so wie früher, dass man da den ganzen Winter jeden Tag beschäftigt ist. In den letzten Jahren hat es nur an ein paar Tagen geschneit, an denen kam dann aber relativ viel auf einmal runter“, erklärt Auer. So gab es auch in diesem Jahr einen milderen Winter, was sich unter anderem durch die Beckenlage des Ortes begründen lässt.

Spätestens beim gemeinsamen Gruppenfoto wird klar, dass Auer und seine Mitarbeiter ein gut funktionierendes, eingespieltes Team sind: Es sind nur wenige Anrufe nötig, um alle Mitarbeiter samt Bauhof-Leiter Martin Santer innerhalb von 15 Minuten von ihren Aufgaben abzuziehen, auf dem Gelände zu versammeln und vor dem großen Steyr posieren zu lassen.

 

Fakten zum Bauhof:

Leitung: Martin Santer

Mitarbeiter: 7

Aufgabenbereiche: Wasserversorgung Trinkwasser, Abwassernetz, Recyclinghof, Winterdienst, Betreuung der Schulen und Kindergärten, Betreuung und Erhaltung Infrastruktur, Grünflächen und Spielplätze

Fuhrpark: Steyr CVT 6165, Steyr Kompakt 4115, Holder 135, Liebherr 507 Stereo, Anhänger mit Hakenlift, Dreiseiten-Kipper, VW Pritsche, VW Caddy, Suzuki Vitara

Verantwortungsbereich: Gesamtes Gemeindegebiet inkl. Almen und Piburger See

Zu betreuende Fläche: 2.900 m²

Herausforderungen: Trinkwasserversorgung (Quell-Betreuung), Winterdienst

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