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BAUHOF GAIENHOFEN Betriebsleiter: „Am Ende findet man immer eine Lösung“

In Gaienhofen am Bodensee sorgen Bauhofleiter Stefan Hangarter und sein Team für Ordnung. Während Schnee und Glatteis im Winter kaum Probleme machen, bieten die weitläufigen Naturschutzflächen im Sommer einige Herausforderungen für die Experten – ein Überblick.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott
Von: Tim Knott

Während der Sommerferien ist der Bauhof Gaienhofen fast wie ausgestorben. Nur ein gut gelaunter Betriebsleiter koordiniert vor Ort das Geschehen. Einige seiner Männer seien im Urlaub, der Rest unterwegs, berichtet Stefan Hangarter. Doch gerade in der Ferienzeit sei viel zu tun, und das in diesem Jahr besonders. Durch ein nasses Frühjahr und viel Wärme wachsen die Pflanzen stärker als sonst, deshalb mussten die Mitarbeiter früher mit dem Mähen beginnen und jetzt noch einen strikten Mähplan einhalten, um den Pflanzen Herr zu werden. Doch auch abgesehen davon gibt es in der kleinen Gemeinde am Bodensee viel zu tun. Egal, ob durchgerostete Schwimmstege aus den Gewässern gefischt oder Flüchtlingsunterkünfte umgebaut werden müssen, die Experten kümmern sich darum. „Was Kompetenzen angeht, sind wir hier gut aufgestellt“, resümiert Hangarter. Auf dem Bauhof vereinigen sich zahlreiche Gewerke, darunter auch Landschaftsbauer, Tiefbauer, Schreiner und Maler. In diesem Jahr wird auch wieder ein Lehrling eine Ausbildung als Baumaschinenführer im Betrieb aufnehmen. Aufgrund der breiten Aufstellung müssen die Gaienhofener nur wenige Aufgaben extern vergeben, wie das Leeren von Einlaufschächten. Hier könnten Subunternehmer einfach besser arbeiten. „Das ist einfach technik- und kostenfaktorbedingt“, so der Betriebsleiter. Auch die Straßenreinigung wird von einem privaten Unternehmen erledigt.

Bei den eigenen Aufgaben setzen die Gaienhofener allerdings voll auf Digitalisierung. Die Bearbeitung der Grünflächen, Spielplätze, die Baumgutachten, der Winterdienst sowie die Wasserversorgung sind mittlerweile voll digitalisiert. „Wir haben acht Samsung-Pads, da nimmt jeder am Morgen eins und damit können wir die unterschiedlichen Aufgaben gut bearbeiten.“ Mit den Endgeräten erhalten die Mitarbeiter ihre Aufgaben und können Fotos sowie Kommentare hinterlegen. Dabei kommt ausschließlich Software des Anbieters Punchbyte zum Einsatz. „Und die machen die App-Hersteller wirklich gut“, so der Betriebsleiter. Auch könnte die Software auch nach den Wünschen der Experten modifiziert werden. Zum Beispiel wurde so das Abfahren der verschiedenen Strecken besser visualisiert, um z.B. den Winterdienst effizienter aufzustellen.


 

Winterdienst: kein Schnee in Sicht

Apropos Winterdienst: Hier sind die Gaienhofener geografisch im Vorteil. Durch die Abwärme des Bodensees bestünden in der kalten Jahreszeit kaum Probleme mit Schnee: „Das letzte Mal, dass wir Salz bestellen mussten, war im Winter 2022“, erinnert sich der Betriebsleiter. Kein Wunder: Im vergangenen Winter waren lediglich fünf Räum- und Streueinsätze zu verzeichnen. Insgesamt hält der Bauhof dennoch 40 bis 50 Tonnen Streusalz im Trockenlager sowie 36 Tonnen in zwei Hochsilos vor. Natürlich komme es bei so wenigen Einsätzen immer mal wieder zu Verklumpungen, aber auch das lasse sich schnell wieder in den Griff kriegen. „Doch genau wegen dieser sporadischen Einsätze lohnt sich bei uns die Umstellung auf Sole überhaupt nicht“, schließt Hangarter.

Das Problem mit der Natur

Dagegen stellt der Grünschnitt den Bauhof immer wieder vor Herausforderungen. Der Grund: Gaienhofen liegt zu 70 Prozent im Naturschutzbereich und viele Arbeiten können nur in Abstimmung mit dem Umweltministerium ausgeführt werden. Um wertvolle Naturflächen zu schonen, kann das Grünpflege-Arsenal des Bauhofs nicht immer zum Einsatz kommen. Das geht so weit, dass bei einem blockierten Bachlauf schon 20 Meter Graben mit der Hand freigelegt werden mussten, wie der Bauhofleiter berichtet. „Das hält uns auf, ist aber auch ein Kostenfaktor.“ Auch das Baumfällen sei bei solchen Auflagen immer wieder kompliziert. „Aber am Ende findet man immer eine Lösung.“

Lösungen werden auch für die invasiven Pflanzenarten wie das drüsige Springkraut oder den Riesenbärenklau gesucht, die sich im Einzugsgebiet ausbreiten. Besonders beim Springkraut sei es schwierig, die Maßnahmen zur richtigen Zeit einzusetzen. Hier erwägt Hangarter die Anschaffung einer Elektrolanze, um dem Wildkraut besser Herr zu werden. Ebenfalls wollen die Bauhof-Experten über den Winter damit experimentieren, manche Wiesen priorisiert zu behandeln und bei manchen Flächen Laub und Schnittgut liegenzulassen, um Kapazitäten zu sparen. „Mal sehen, wie das bei der Bevölkerung ankommt.“

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Organisation und Katastrophenschutz

Um die einzelnen Aufgaben der Mitarbeiter transparent zu kommunizieren, verfügt der Bauhof über einen sogenannten Mitarbeiter-Tower, auf dem alle Tätigkeiten via Google-Kalender gespeichert sind. „Das ist transparent, damit jeder weiß, was er in nächster Zeit zu machen hat.“ Auch könnten Mitarbeiter so selbst wichtige Details ergänzen, wenn zwei Aufgaben sich überschneiden. Aufgaben wie die Restauration der Sitzbänke, die zurzeit vor der Schreinerei aufgestellt sind. Hier soll das Holz durch die Witterungseinflüsse seine Patina bekommen, bevor die Bänke am See angebracht werden. „Auf den Wanderwegen in unserem Einzugsgebiet stehen die noch frei herum, sodass Touristen sich die hinstellen können, wie sie wollen. Aber am See haben wir die mittlerweile festgemacht.“ Zu oft hätten die Mitarbeiter die Bänke aus dem Wasser ziehen müssen, weil irgendwer sie hineingeworfen hätte, erklärt der Betriebsleiter. Auch seien früher oft Stücke aus den Bänken herausgesägt worden, um Lagerfeuer zu machen. Das konnten die Bauhof-Mitarbeiter durch Bereitstellen von Feuerholz minimieren, das an den Feuerstellen am See in geschützten Containern gelagert wird. Bezogen wird das Feuerholz aus den eigenen Baumfällungen.

Eine weitere Pflicht des Bauhofes ist der Katastrophenschutz, wie ein Ausflug in den Keller des Betriebes offenbart. Hier sind einige Sandsäcke aufgestapelt, da die Region in der Vergangenheit von einigen kleineren Überschwemmungen betroffen war. „Deshalb haben wir einige Tage lang eine Stunde früher angefangen und Säcke gefüllt.“ Daneben halten Hangarter und seine Männer zahlreiche Zapfwellengetriebene Notstrom-Aggregate vor, um im Krisenfall die Wasserversorgung von Gaienhofen aufrechterhalten zu können. Diese seien zweimal im Jahr im Testlauf, müssen aber hoffentlich nie ernsthaft zum Einsatz kommen. „Es ist nicht so, als ob wir hier viel erleben“, fasst Hangarter zusammen, „aber es lohnt sich immer, vorbereitet zu sein.“

Fakten zum Bauhof Gaienhofen:

Leitung Bauhof und Technische Betriebe: Stefan Hangarter

Mitarbeiter: 16: Betriebsleiter, Abteilungsleiter Kläranlage, Abteilungsleiter Wasserversorgung; acht Fachkräfte, davon ein Mitarbeiter bei der Kläranlage, ein Mitarbeiter 50 Prozent Wasserversorgung und 50 Prozent Bauhof, drei Hausmeister, zwei Teilzeit/Saisonkräfte; ein Auszubildender (Maschinenführer)

Aufgabenbereiche: Pflege Grünanlagen; Kontrolle, Wartung und Instandhaltung von Spielplätzen; Baumpflege und -kontrolle; Pflege der Sportplätze, Instandhaltung von 14 öffentlichen Gebäuden; Betreuung div. Veranstaltungen; Betreuung der Gemeindestraßen sowie Feld- und Radwege; Winterdienst; Straßenreinigung; Beisetzungen und Pflege der Friedhöfe; Abfallbetrieb; Betreuen des Wertstoffhofs; Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung

Fuhrpark: Ein Fendt Vario 211, zwei Fuso Canter mit Absetzmulden, ein Piaggio Porter, drei Citan Kleintransporter, zwei Vito Transporter, ein Wacker Neuson Zwei-Tonnen-Bagger, ein Fendt Vario 207 Traktor, ein Kubota Kleinschlepper, ein Toro Großflächenmäher, zwei Mulch-Anbaugeräte, eine Dücker-Heckenschere, ein Mähcontainer, ein Anbaulaubverladegerät, diverse Kleingeräte (Stampfer, Handrasenmäher etc.)

Verantwortungsbereich: 55 km Gemeindestraßen, 40 km Gehwege, 60 km Feld- und Radwege, 24 Hektar Grünflächen, neun Spielplätze, zwei Friedhöfe, sieben km Wassergräben, drei Hafenanlagen

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