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Menzi Muck: Baggern mit großen Schritten

Der Menzi Muck Schreitbagger kommt aus der bergigen Schweiz, inzwischen erfreut er sich aber auch hierzulande steigender Beliebtheit. Wir haben uns mit Jürgen Schürlein, zuständig für den Vertrieb in Deutschland und den Benelux-Ländern, darüber unterhalten, wo die Vorteile gegenüber regulären Baggern liegen und wie sich die Maschinen rechnen.

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Von: Tobias Meyer

Welche Einsatzszenarien gibt es im kommunalen Umfeld für den Menzi Muck?

Viele kennen den Menzimuck nur als Hangsicherungsgerät oder von Pistenbauern. Hierzulande wird sie aber sehr vielseitig als sogenanntes Landschaftspflegegerät eingesetzt, vor allen Dingen, weil die Maschine in der Lage ist, bis 2,30 m ins Wasser zu gehen, nach unseren Angaben. Die Bundeswehr hat mit zwei Maschinen auch schon 2,52 m gemacht. So kann man dann vom Wasser aus bestimmte Arbeiten erledigen, die ansonsten vom Land aus viel schwieriger wären oder viele Beschädigungen verursachen würden. Die Maschine ermöglicht extensive Landschaftspflege auch abseits der Wege. Wir können natürlich aber auch auf dem Weg fahren und die Arbeit jedes Radbaggers machen. Wir können aber auch jeden Kettenbagger ersetzen, zumindest bis 20 t. Die Kunden sagen häufig: Der Schreitbagger macht nur die Arbeit, die getan werden muss – nichts Drumherum. Er macht natürlich im Gelände auch etwas Schaden, wenn er nicht die Straße blockiert sondern z.B. in der Böschung Arbeitet.

Wie hoch kommt der Bagger?

Er kann einfache Hindernisse wie Zäune bis 1,70 m problemlos ohne Berührung übersteigen. Wir können außerdem bis zu 4,80 hohe Hindernisse praktisch hinaufschreiten. Wenn eine Mauer also stabil genug ist, dann komme ich da hoch.

Es ist also hierzulande keine reine Gewässermaschine?

Nein, wir machen ebensoviele Radwege oder Kanalbau und andere Bereiche, die eben einfach nur schwer zugänglich sind. Die Maschine kann eben kinderleicht einen Weg verlassen und weiterarbeiten, ohne große Schäden an einer Böschung anzurichten. Hier kann dann auch mit hydraulisch angetriebenen Werkzeugen wie einem Mulcher am Arm gearbeitet werden.

Wieviel Leistung steht da zur Verfügung?

Der große M545x– aktuell der meistverkaufte – mit einem Eigengewicht von ungefähr 14 Tonnen hat 160 PS und kann hydraulische Anbaugeräte bis etwa 2,2 Tonnen wunderbar bewältigen und eben auch antreiben. Ein normaler Bagger ist ja eine reine Kraftmaschine, wir dagegen bieten eine Leistungsmaschine. Dafür sorgen mehrere Hydraulikpumpen: Eine für den Antrieb, eine für die Hydraulik des Baggers, eine Pumpe für die Vorsteuerung und eine optional separate Hydraulikpumpe, die wir programmieren können hinsichtlich Literleistung, Druck und Zeit. Das ist wichtig für Maschinen mit Keilriemenantrieb und Schwungmasse. Daraufhin kann man auch die Motordrehzahl einstellen und dadurch auch den Spritverbrauch reduzieren.

Wie sieht es mit der Standfestigkeit im Detail aus?

Jede klassische Maschine – Schlepper, Bagger, Lader etc. – hat eine fest definierte Auftrittsfläche, meist durch zwei Achsen gegeben. Unsere große Maschine hat eine Standardaußenbreite von 2,43 m und somit Straßenzulassung. Aber ich kann den M545x auch bis zu sechs Meter breit machen. Das muss man aber nicht: Schon bei 3,10 m Breite stehe ich rundherum am stabilsten. Das Besondere ist aber nun, wenn man zum Beispiel auf einem Standstreifen nach rechts arbeiten muss, dann mache ich nur meine rechte Seite so breit. Die linke Seite lasse ich einfach schmal. Ebenfalls praktisch ist das hinsichtlich Bodendruck und Grasnarbe: Bei einer regulären Maschine mit vier Rädern läuft das Hinterrad in der selben Spur wie das Vorderrad. Erst das hintere macht in der Regel aber den Schaden. Bei uns reicht eine Taste, dann habe ich beispielsweise vorne eine Spur von 3,50 m und hinten 2,50 m. So überfährt die Maschine mit jedem Rad eigenen Boden.

Braucht man eine spezielle Schulung, wenn man sein Leben lang normale Radbagger gefahren ist?

Wir geben ein bis zwei Tage Einweisung bei der Auslieferung und dann nach vier bis fünf Wochen noch mal einen Tag. Behördenchefs, die Angst haben, dass die Maschine schlussendlich keiner fahren kann, sage ich immer: Schicken sie mir ihre Sekretärin und geben sie ihr zwei Stunden, dann lädt sie den Bagger von einem Tieflader ab – ohne Rampe. Die Bedienung schreckt im Vorfeld zwar viele, da die Bewegung komplex aussieht. Wenn sie es dann probiert haben, kommen die meisten aber schnell klar: Am ersten Tag sagen die meisten „Oh, so viele Knöpfe“. Am zweiten Tag „Ah, das geht schon ganz gut“, spätestens am dritten Tag schicken sie mich dann nach Hause. Sobald klar ist, dass ein Teil der Bedienelemente nur für das Fahren ist und andere nur für das Arbeiten, wird es entspannt. Ich habe gerade jetzt in Corona-Zeiten aber nicht immer die Möglichkeit, zum Kunden zu fahren und der Kunde kann nicht ins Werk. Also haben wir die Einweisung auch schon am Telefon gemacht. Bei Kunden, die etwas Erfahrung mit größeren Maschinen haben, geht das problemlos. Nach 50 bis 100 Einsatzstunden vereinbart man dann nochmal einen Termin mit dem Fahrer und kann dann bereits auf Augenhöhe sprechen. Da gebe ich dann praktische Tipps, indem ich schaue, wie der Fahrer was löst und ihm eventuell aufzeigen, was noch möglich ist, einfach weil er aus Gewohnheit zum normalen Bagger garnicht an eine andere Vorgehensweise gedacht hat. Hier kommen dann nochmal viele Aha-Momente. Seit einigen Jahren haben wir die Maschine auch im Mietpark, was zu 80 Prozent Neukunden nutzen. Auch mit denen haben wir keinerlei Probleme, solange etwas Vorerfahrung mit schwerem Gerät vorhanden ist.

Oft wird das fehlende Gegengewicht skeptisch beäugt, oder?

Ja, das ist eines unserer Geheimnisse. Jeder andere Bagger besteht aus einen Arm und dem auf der gegenüberliegenden Seite angebrachten Gewicht. Wir haben das nicht. Denn auch ein Gegengewicht muss man ja immer bewegen, was Energie kostet. Der Fahrer muss hier verinnerlichen: Da wo ich den Arm hinschwenke, ist das Gewicht. Im Endeffekt ist immer das Rad gegenüber vom Arm entlastet. Und das kann man sich zunutze machen: Wie bei einem Schemel mit drei Beinen stehen wir viel satter, als ein vierbeiniger Stuhl, der schon sehr gut gebaut sein muss, dass er nicht kippelt. Genau in solchen Momenten kommen auf Vorführungen immer die typischen Fragen: „Was macht denn der da? Wie kommt der da hoch? Wie geht das?“ Dabei ist das nur ganz einfache Physik. Dafür muss man natürlich ein wenig fahrerisches Können aufbauen.

Kommen so die Kunden auch auf immer neue Ideen?

Exakt das passiert dauernd. Neulich hat ein Kunde eine Methode entwickelt, wie er Weiher entschlammen kann, was normal großen Kettenbaggern vorbehalten ist. Er macht das nun mit einem Schreitbagger, schneller und günstiger. Und mit keinerlei Schaden an Böschung und Damm, da er keine Rampe benötigt. Als ich vor 20 Jahren den Verkauf von Menzi Muck angefangen habe, hatte ich die meisten Kunden im süddeutschen Raum, bergigeres Gebiet eben. Heute habe ich auf meiner Landkarte die meisten Markierungen um Berlin, Hamburg und im Ruhrpott. Alles Gegenden, die mit viel Wasser gesegnet sind. Aber auch in Dänemark oder Holland kaufen immer mehr Firmen und Kommunen einen Schreitbagger, etwa um das Räumen von Gräben mit zu übernehmen. Denn der Menzi-Muck kann ja neben diesen Aufgaben auch das Feld eines normalen Baggers bespielen.


Für die Auslastung braucht es also nicht nur Spezialaufgaben…

Genau! Wer einen normalen Bagger braucht, aber eben auch ein paar spezielle Sachen machen möchte, ist bei uns bestens bedient. Wir erledigen mit einem Gerät, wo andere drei bräuchten. Etwa eine Treppe in die Kreidefelsen von Rügen bauen. Oder das Beispiel eines Städtchens im Harzer Vorland mit vielen kleinen Flussläufen, gleichzeitig aber alles zugebaut: Vor zwei Jahren hat da ein Hochwasser viel Gehölz reingeworfen, wofür man dann ein Dreivierteljahr nach einer Lösung gesucht hat. Dann hat sich ein Forstunternehmer bei uns gemeldet, ich solle mir das doch mal angucken. Ich bin hoch gefahren und musste fast lachen, denn so würde ich mir den perfekten Arbeitseinsatz für den Menzi Muck malen: Viele kleine Brücken, kleine Straße, oft auf 300 m und mehr Wassergräben, begrenzt von Zaun, Gebäuden oder Garten. Das war für uns aber überhaupt kein Problem, denn wir hüpfen quasi einfach über die Brücke in den Bach oder Fluß und arbeiten mit einer Greifsäge, die Bäume bis 70 cm sicher Fällen und halten kann. Damit fahre ich das Holz an die Brücke, wo es von einem normalen Bagger oder Lkw mit Kran verladen wird. Der Vorteil ist hier die unbeschränkte Reichweite, denn in Handarbeit vom Boot war das nicht zu schaffen und mit einem Autokran konnte man nicht weit genug auslegen. Sowas beeindruckt dann meist sogar die Lokalmedien, wenn etwa eine Maschine wie in ner Hansestadt im Norden über eine Leitplanke in einen Garten klettert. Andere brauchen dafür die normale Straße als Zufahrt und müssen dann zur Fällung eines Baumes mit Autokran und Teleskoplader anrücken. Wenn wir etwas mehr Höhe überwinden müssen, können wir auch direkt von einer Lkw-Ladefläche aus losklettern. Auch in Weinbergen bringt das viele Vorteile. Aber eben besonders auch auf dem Bauhof, denn dort hat man meistens sowieso einen Bagger, dessen Aufgaben der Menzi Muck ebenso erledigen kann, aber eben noch viel mehr.

Wie sieht es mit dem Service aus?

Da gibt es einen Spruch bei uns: Wer einen Menzi fährt, muss mit Menzi leben. Das heißt, unsere Techniker sind normale Menschen, die auf Augenhöhe mit dem Kunden kommunizieren und sich ihre Arbeit selbst einteilen. Sprich, sie sagen auch mal einem Kunden am Telefon, dass sein defektes Radio leider weniger Priorität hat und eventuell erst nächste Woche jemand kommt – nicht sofort morgen. Denn oft gibt es Kunden mit schwerwiegenderen Problemen. Da kommen sie aber auch Samstag oder Sonntag. Denn wenn in der Saison, wie etwa dem Winter in der Landschaftspflege, etwas passiert, auch am Anbaugerät, dann helfen wir sofort. Derzeit haben wir fünf Servicestellen in Deutschland, jede mit ein bis drei Monteuren, die für Menzi Muck geschult sind. Zusätzlich betreuen vier weitere Mitarbeiter direkt vom Werk in Österreich aus die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Alle Servicepartner arbeiten auch zusammen, was bedeutet, dass ein Fahrer immer von dem Servicepartner betreut wird, der seinem Einsatzort am nächsten liegt, auch wenn das nicht die Werkstatt ist, die dem eigentlichen Betriebsstandort zugeteilt ist. Ebenso verlassen die Monteure ihr Revier aber auch, wenn ein anderer Partner einen Notfall in seinem Gebiet nicht übernehmen kann, etwa wenn er schon anderweitig im Einsatz ist. Die Koordinierung übernimmt dabei die Zentrale.

Bleiben ihre Kunden treu oder reicht ein Spezialbagger pro Unternehmen?

Nicht selten stellen Betriebe einfach ganz um. Auf der letzten Bauma 2019 kam ein Kunde auf den Stand, der uns vom Hören kannte und auf der Messe erstmals live einen Menzi Muck gesehen hat. Er hat sofort einen gekauft, der im November desselben Jahres ausgeliefert wurde. Inzwischen hat er den fünften bekommen. Denn es kamen auf einmal völlig neue Aufträge. Es wurden Arbeiten übernommen, die vorher unmöglich schienen. Das kann auf einem Bauhof genauso gehen. Man darf im Gegenzug aber auch nichts verklären, es gibt natürlich genauso Arbeiten, die auch wir nicht schaffen. Das muss im Vorfeld genau erörtert werden, welche Probleme es in der Vergangenheit eventuell gab und ob wir die richtigen sind. Denn nicht wenige denken inzwischen, ein Menzi Muck schafft alles. Dem ist aber nicht so. Wir schaffen viel, auch mehr als andere, aber eben auch nicht alles.

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