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BAD NENNDORF Mehr Platz für mehr Maschinen: Bauhof-Neubau unter der Lupe

Seit zwei Jahren verfügt der Bauhof Bad Nenndorf nun über ein neues Betriebsgelände. Gut so, urteilt Betriebsleiter Dirk Bergmeier, denn die Anforderungen an die Kommunal-Experten sind nicht gerade weniger geworden. Welche Standards der moderne Betrieb erfüllen musste, und welche Schwerpunkte die Kommunal-Experten bei der Planung gelegt haben, hat Bauhof-online herausgefunden.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott
Von: Tim Knott

„Langweilig wird es hier nicht“, berichtet Bauhofleiter Dirk Bergmeier bei der Fahrt durch Bad Nenndorf. Kein Wunder, steht die niedersächsische Kleinstadt doch bald im Zentrum allen Interesses. 2026 wird die Landesgartenschau (LAGA) hier abgehalten und die Vorbereitungen laufen. Zentrum der Schau soll der Kurpark der Stadt sein, der gerade für die LAGA umgebaut wird. Die 35 Hektar große Parkanlage fällt jetzt schon in den Verantwortungsbereich des Bauhofes, der seit 2017 mit der hiesigen Kur- und Tourismusgesellschaft zusammengeschlossen wurde. „Dieser Fokus auf den Kurpark fordert unseren Betrieb vielleicht ein bisschen mehr als andere Bauhöfe“, fährt Bergmeier fort. Immerhin geht die Gründung des Parks auf das Jahr 1792 zurück, entsprechend alt sind die vorhandenen Gewächse, die teilweise besondere Pflege benötigen. Aber: „Wirtschaftlich sind die Pflegemaßnahmen nicht immer.“

Auch bei den Anwohnern stoßen Baumschnitt-Maßnahmen für den Kurpark nicht immer auf Verständnis, besonders, wenn uralte Bäume auf den Stock gesetzt werden müssen. „Es gab auch Fälle, wo die Kollegen vor Ort beschimpft wurden. Manche Bürger verstehen die Eingriffe halt nicht. Die denken wahrscheinlich, dass wir da Brennholz machen.“ Dennoch seien solche Fälle eher die Ausnahme, denn seit Bergmeiers Kollegen den Kurpark pflegen, würde der Bauhof besser wahrgenommen werden. Immerhin sei der Park ein Prestigeobjekt für Bad Nenndorf, wie der Betriebsleiter erklärt. Daher werden hier auch spezielle Maschinen gebraucht. Für die Baumschnitt-Arbeiten leihen die Niedersachsen regelmäßig ein Raupenteleskop mit Spezialarbeitsbühne von Mateco. Das sei auch nötig, denn „gerade bei Gelände in Hanglage ist ein Einsatz mit dem Lkw fast nicht möglich.“


Neues Gelände bringt bessere Kapazitäten

Doch nicht nur auf die richtige Maschine kommt es an. Auch der Betrieb muss für die Anforderungen eines modernen Arbeitsalltags ausgelegt sein. Bis vor zwei Jahren war das in Bad Nenndorf allerdings noch nicht der Fall. So bot der alte Bauhof zu wenig Lagermöglichkeiten und auch die unzureichenden Fahrzeugstellplätze der veralteten Immobilie sorgten in jeder Mittagspause für Probleme. „Allein schon alle Fahrzeuge auf das Gelände zu bekommen, war eine Herausforderung.“ Deswegen war es Zeit für einen Neubau. Aufgrund der schwierigen Situation der Baubranche in den vergangenen Jahren, Bauzeitenverzögerungen und den damit gestiegenen Honoraren lag der Gesamtpreis der 2022 fertiggestellten Anlage bei circa 3,7 Mio. Euro.

Jedoch konnten die Angestellten dabei ihre Forderungen gleich in die Planung mit einbringen. Deswegen ist der neue Bauhof mit Durchfahrtshallen ausgestattet, die genug Platz bieten, dass Fahrzeuge selbst mit Anhänger ohne Probleme geparkt werden können. So müssen die Anwender die Fahrzeuge nach Feierabend nur noch abstellen und können am nächsten Tag gleich mit der richtigen Fahrzeugkonfiguration aus dem Betrieb fahren. Doch die Neuerungen sind nicht nur praktisch, sondern bieten auch Möglichkeiten, um im Betrieb Geld zu sparen. So verfügt der Bauhof jetzt zum ersten Mal über eine Werkstatt. Außerdem lassen sich mit mehr Lagerplatz nun Materialien in größeren Mengen und somit kostengünstiger einkaufen. Eine Regenwasserzisterne ergänzt das Gelände, sodass Regenwasser für die Baumwässerungen im Sommer genutzt werden kann. Dennoch hat Bergmeier weitere Verbesserungsvorschläge. „Mein Traum ist, dass wir zusätzlich eine Kalthalle hier auf dem Gelände kriegen.“ Aktuell lagert der Bauhof zusätzliches Material, z.B. für den Winterdienst, noch in einer angemieteten Halle in der Stadt.

Glücklicherweise ist Bad Nenndorf aufgrund der geografischen Lage mit milden Wintern gesegnet. „Normalerweise haben wir hier nur Reifglätte“, berichtet der Bauhofleiter. Für den Winterdienst sind zwei Kolonnen mit sieben Mitarbeitern eingeteilt. Hier fährt ein Vorarbeiter um 03:30 Uhr die Streckenkontrolle und entscheidet, wie der folgende Einsatz zu erfolgen hat. Hauptfahrzeuge für die Streugut-Ausbringung sind ein Unimog U300, ein Hako Multicar sowie ein Holder C270. Daneben übernehmen einige Mitarbeiter die Handabstreuung. Viel Streusalz verbrauchen die Niedersachsen dabei jedoch nicht. Grund: Das Stadtgebiet von Bad Nenndorf ist sehr kompakt, wie am Füllstand des 90-Tonnen-Hochsilo des Bauhofs zu erkennen ist. „Das ist vom letzten Winter immer noch zu drei Vierteln gefüllt, sodass wir für diesen Winter noch nichts nachbestellen mussten“, so Bergmeier. Auch für die Beladung sei der Speicher ein Riesenvorteil. Im alten Betrieb wurden die einzelnen Geräte mit Streusalz-Säcken beladen, heute lässt sich das alles schnell über die Befüllung des Silos erledigen.

Grünfläche: jetzt auch digital

Bis zum Einsetzen der Reifglätte ist aber noch ein bisschen Zeit, und nicht nur der Kurpark hält Bergmeiers Mitarbeiter zurzeit beschäftigt. Immerhin bestehen 85 Prozent des Verantwortungsbereiches aus Grünfläche. Und die Zahl der Rückmeldungen aus der Bevölkerung ist hoch: „Wenn die Grünanlagen nicht in Ordnung sind, fällt das dem Bürger seltsamerweise mehr auf als Schäden an der Straße.“ Grund genug, den Betrieb zu digitalisieren und effizienter aufzustellen. Deswegen implementieren die Mitarbeiter gerade die Software-Lösung BIS-Office der Firma Public Solution. „Ich wollte gerne ein einheitliches Programm haben, um mehrere Aufgaben auf dem Bauhof zu digitalisieren“, erinnert sich der Bauhofleiter. Neben der Grünflächenpflege lassen sich so auch Aufgaben wie das Baum-Management oder die Spielplatzkontrolle managen. „Bis Ende des Jahres wollen wir die Testphase dann abschließen und ab nächstem Jahr soll alles digital sein.“

Doch nicht nur die Digitalisierung befindet sich in einer Testphase, auch im Bereich des insektenschonenden Mähens probieren die Landschaftsgärtner des Bauhofs gerade einiges aus. Zurzeit wird das Gras mit einem Kersten-Doppelmesser in zehn cm Höhe gemäht und anschließend mit einer Raupe mit Pick-Up-Schwader aufgesammelt. Grundsätzlich sinnvoll, allerdings seien das einfach zu viele Arbeitsschritte: „Für die Insektenvielfalt und die Natur ist das zwar gut, aber der ganze Diesel, den ich dabei verfahre, ist auch nicht im Sinne des Naturschutzes.“ Ein weiteres Problem ist die Entsorgung des Mähguts, denn der Lagerplatz für Grünschnitt auf dem Bauhofgelände ist begrenzt. Deswegen werden in absehbarer Zeit nur Teilbereiche des Stadtgebiets insektenschonend gemäht.

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Das Problem mit dem Müll

Doch nicht nur die natürlichen Abfälle, sondern auch die menschengemachten sorgen zurzeit für Probleme. „Der wilde Müll ist mehr geworden“, erklärt Bergmeier. „Das Schlimmste war mal eine Styroporladung in der Natur, mit der wir einen 7,5-Tonner füllen konnten.“ Darüber hinaus scheinen viele Bürger Glascontainer mit Entsorgungsmöglichkeiten für Sperrmüll zu verwechseln. Ein Resultat sind mehr Touren für die Mitarbeiter und mehr Koordination für den Bauhofleiter. „Das ist ein bisschen nervig, da es die Arbeitszeit bindet und mehr Geld kostet.“

Alles eine weitere Aufgabe auf der großen Liste des Betriebsleiters. Mittlerweile hat Bergmeier die Rolle seit zwei Jahren inne. Die Kolonnen-Koordinierung hatte er schon in seiner vorherigen Position auf dem Bauhof übernommen, nur die komplette Führungsrolle über den Betrieb war für ihn neu: „Es war schon ungewohnt, wenn es wirklich ins Geschirr ging, z.B. in Personalgesprächen oder wenn es Widerstände in der Truppe gab. Da gab es schon die ein oder andere schlaflose Nacht.“ Mittlerweile sitzt der Bauhofleiter jedoch fester im Sattel, denn: „Verantwortung muss getragen werden und da wächst man schnell rein.“


Fakten zum Bauhof Bad Nenndorf

Mitarbeiter: 28 Mitarbeiter, davon drei als Saisonkräfte beschäftigt

Aufgabenbereich: Winterdienst, Grünflächenpflege, Friedhofspflege, Urnenbeisetzungen, Straßenbau, Baumpflege, Spielplatzkontrolle

Verantwortungsbereich: Samtgemeinde Nenndorf (51 km2), Feuerwehren, Kindergärten, acht Friedhöfe mit neun ha, zwei Grundschulen

Fuhrpark: diverse Kastenwägen; drei Dreiseitenkipper, Unimog U300 mit Abrollkipper, Krampe, Hakenliftanhänger, vier Container für Grünschnitt, Baumaterialien und weiteres; Hako Multicar, Ausleger Fiedler, Heckenschnitt, Wildkrautbesen, Schmailzl-Sinkkastenreinigung; Holder C270 mit GMR-Mähdeck, Dücker Schlegelmulcher, Doppelmesser-Mähwerk der Firma Kersten; Schäffer-Radlader 450-70-Z; Kleinschlepper Kioti, Gießarm und Fasswagen; MDB-Funkraupe Doppelmessermähwerk, und Schlegelmulcher, Kress-Mähroboter; TS Industrie Holzhacker auf Fahrgestell

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