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ANGEWANDTE DIGITALISIERUNG AUF BAUHÖFEN Die Zukunft der Infrastrukturverwaltung

Digitalisierung ist auf vielen Bauhöfen an der Tagesordnung. Kein Wunder, immerhin sind die Dokumentationspflichten zu groß, als dass Anwender sie allein mit Zettelwirtschaft erledigen könnten. Doch wie sehen Digitalisierungsmaßnahmen in der Praxis aus? Ein Überblick.

Lesedauer: min | Bildquelle: Bauhof-online, mm-lab, EineStadt, pexels/pixabay
Von: Tim Knott

Bei der täglichen Arbeit des Bauhofs kommt es auf Organisation an. Immerhin sind die Einrichtungen die Schnittstelle zwischen Behörden und der kommunalen Infrastrukturverwaltung. Viele Betriebsleiter setzen mittlerweile auf digitale Organisationssoftwares, mit denen sich die anstehenden Aufgaben klar und ohne Informationsverlust verteilen lassen. Um den unterschiedlichen Tätigkeiten der Bauhöfe Rechnung zu tragen, lassen sich die Softwares üblicherweise nach einem Modulsystem um verschiedene Organisationstools erweitern. Dabei geht die Aufgabenfülle von Baumkataster übers Flächenmanagement bis zur Spielplatzkontrolle. So können Betriebsleiter die digitale Einsatzplanung schnell, transparent und gründlich erledigen. Durch die Nutzung von entsprechenden Apps auf den Smartphones der Arbeiter werden die erledigten Aufgaben dokumentiert und somit rechtssichere Nachweise über die geleisteten Arbeiten erbracht. Schnittstellen für Bürgerrückmeldungen ergänzen das System.

Abgesehen von einer effizienteren Nutzung der verfügbaren Ressourcen können Verantwortliche ebenfalls flexibler auf kurzfristige Anforderungen reagieren. Da das System alle Mitarbeiter immer im Blick hat, lassen sich plötzlich auftretende Aufgaben schnell an Bauhof-Experten weiterleiten, die wegen anderer Arbeiten sowieso in der Nähe sind. Das spart langfristig nicht nur Zeit und Kosten, sondern reduziert auch die Umweltbelastung, da unnötige Fahrten und Ressourcenverschwendungen vermieden werden. Apropos Fahrtkosten: Um diese möglichst gering zu halten, kommt in immer mehr Unternehmen eine KI zum Einsatz, welche die optimale Route für jedes Fahrzeug ermittelt. Was die kommunale Flächenverwaltung angeht, werden Drohnen in Zukunft wahrscheinlich ebenfalls wichtig werden, um Flächen aus der Vogelperspektive zu analysieren. Noch lassen solche technischen Lösungen zumindest im Kommunalen aber auf sich warten.


 

Smart Maintenance: präventive Instandhaltung durch IoT

Doch nicht nur bei der Organisation, sondern auch bei den Maschinen selbst kann Digitalisierung großes bewirken. Genauer gesagt, das Konzept des „Internets der Dinge“ (IoT). Sensoren und Telematik werden hier für eine Vielzahl an Aufgaben herangezogen, eine der wohl wichtigsten ist aber die präventive Instandhaltung . Die Sensorik innerhalb der Maschine ermöglicht es Anwendern, eventuelle Defekte schon frühzeitig zu diagnostizieren. Mit diesem Wissen lassen sich die Wartungsintervalle der Maschinen effektiver setzen. Praktisch, denn so können Anwender nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Nutzbarkeit und Lebensdauer ihrer Geräte verlängern.

Smart Maintenance ist jedoch nicht nur bei der Instandhaltung von Maschinen einsetzbar, sondern auch bei der Instandhaltung der urbanen Infrastruktur. Ein Beispiel ist die Ausrüstung von Fahrzeugen mit Sensorik, die den Zustand von Straßenbelägen während der Fahrt analysiert. Diese Daten werden automatisiert an eine zentrale Plattform übermittelt, wo sie ausgewertet und für die Planung von Reparaturmaßnahmen genutzt werden.

Winterdienst 4.0: Streusalz effizient einsetzen

Winterdienst ist wahrscheinlich eine der schwierigsten Aufgaben, denen sich ein Bauhof stellen kann. Hier kommt es auf Schnelligkeit, Gründlichkeit und eine gute Organisation an. Darüber hinaus besteht seit Jahrzehnten eine Debatte über den richtigen Einsatz von Streusalz, das eine schädliche Wirkung auf die Pflanzen in Straßennähe ausübt. Deswegen halten sich Anwender bei der Ausbringung des Streumittels oftmals an die Richtlinie „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Für diese Strategie benötigen die Bauhof-Mitarbeiter allerdings einiges an Informationen – eine weitere Aufgabe für die Digitalisierung, bzw. den Winterdienst 4.0.

Wie dieser aussehen kann, hat die Stadt Heidenheim an der Brenz demonstriert. Um genau zu wissen, wann ein Streusalz-Einsatz benötigt wird, arbeitet der hiesige Bauhof mit der örtlichen Verkehrsgesellschaft zusammen. So wurden die Busse mit Temperatursensoren ausgestattet, sodass die Streckenplaner immer aktuelle Daten haben, wie kalt bestimmte Straßen im Einzugsgebiet werden. Mit etwas Einsatzerfahrung lässt sich so schnell bestimmen, welche Straße kurz vor dem Überfrieren steht. Clever, denn die Strecken der Buslinien decken sich zu 80 Prozent mit den Straßen, die im Schneefall geräumt werden müssen. Dadurch können die Heidenheimer ihren zur Verfügung stehenden Streustoff noch effizienter einsetzen.

Heidenheim ist nur ein Beispiel, wie mit der Digitalisierung im Winterdienst experimentiert wird. Tiefergreifende Forschung findet zurzeit in Nordrhein-Westfalen beim Forschungsprojekt „NachWinD“ (https://www.bauhof-online.de/d/praezision-durch-digitalisierung-nrw-forschungsprojekt-nachwind-zur-nachhaltigen-winterdienst-organisation/) statt. Ziel des Projekts ist es, den Winterdienst durch Digitalisierung nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Hier soll ein IoT-System mithilfe von Sensorik, KI-Modellen und Expertenwissen zum einen die Streumittel-Ausbringung, zum anderen Einsätze reduzieren, um Umwelt und Ressourcen zu schonen. Pilotprojekte im Kreis Lippe und in Paderborn sind für den Winter 2025/2026 geplant.

Manchmal schwierig: die Implementierung

Unschwer vorstellbar, dass sich Anwender in Zukunft auf eine Vielzahl an Digitalisierungs-Neuheiten einstellen können. Doch so vielversprechend die Entwicklung auch ist, sie stellt Bauhöfe doch vor die ein oder andere Herausforderung. Eine der größten Hürden ist die Bereitschaft vieler Mitarbeiter, neue Technologien anzunehmen. Viele Angestellte auf Bauhöfen sind aufgrund jahrzehntelanger Arbeit eher die analogen Arbeitsweisen gewohnt und nicht selten bestehen Vorbehalte gegenüber der Digitaltechnik. Für Bauhofleiter kommt es deswegen auf eine gute und transparente Kommunikation an. Sorgen der Mitarbeiter müssen ernst genommen und die Vorteile der neuen Technik belegt werden. Dann lassen sich auch skeptische Mitarbeiter überzeugen. Ein anderes Problem ist die Finanzierung, denn digitale Lösungen erfordern oft erhebliche Investitionen in Software, Hardware und Infrastruktur. Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene können hier Abhilfe schaffen, um auch kleineren Kommunen den Zugang zu moderner Technologie zu ermöglichen. Deshalb kommt es bei der Implementierung von Digitalisierungs-Lösungen vor allem auf eine durchdachte Herangehensweise an. Sind die Details dann erst einmal geklärt, kann der Bauhof für die Zukunft der Infrastrukturverwaltung ausgestattet werden.

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