Winterdienst 4.0: Streusalz effizient einsetzen
Winterdienst ist wahrscheinlich eine der schwierigsten Aufgaben, denen sich ein Bauhof stellen kann. Hier kommt es auf Schnelligkeit, Gründlichkeit und eine gute Organisation an. Darüber hinaus besteht seit Jahrzehnten eine Debatte über den richtigen Einsatz von Streusalz, das eine schädliche Wirkung auf die Pflanzen in Straßennähe ausübt. Deswegen halten sich Anwender bei der Ausbringung des Streumittels oftmals an die Richtlinie „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Für diese Strategie benötigen die Bauhof-Mitarbeiter allerdings einiges an Informationen – eine weitere Aufgabe für die Digitalisierung, bzw. den Winterdienst 4.0.
Wie dieser aussehen kann, hat die Stadt Heidenheim an der Brenz demonstriert. Um genau zu wissen, wann ein Streusalz-Einsatz benötigt wird, arbeitet der hiesige Bauhof mit der örtlichen Verkehrsgesellschaft zusammen. So wurden die Busse mit Temperatursensoren ausgestattet, sodass die Streckenplaner immer aktuelle Daten haben, wie kalt bestimmte Straßen im Einzugsgebiet werden. Mit etwas Einsatzerfahrung lässt sich so schnell bestimmen, welche Straße kurz vor dem Überfrieren steht. Clever, denn die Strecken der Buslinien decken sich zu 80 Prozent mit den Straßen, die im Schneefall geräumt werden müssen. Dadurch können die Heidenheimer ihren zur Verfügung stehenden Streustoff noch effizienter einsetzen.
Heidenheim ist nur ein Beispiel, wie mit der Digitalisierung im Winterdienst experimentiert wird. Tiefergreifende Forschung findet zurzeit in Nordrhein-Westfalen beim Forschungsprojekt „NachWinD“ (https://www.bauhof-online.de/d/praezision-durch-digitalisierung-nrw-forschungsprojekt-nachwind-zur-nachhaltigen-winterdienst-organisation/) statt. Ziel des Projekts ist es, den Winterdienst durch Digitalisierung nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Hier soll ein IoT-System mithilfe von Sensorik, KI-Modellen und Expertenwissen zum einen die Streumittel-Ausbringung, zum anderen Einsätze reduzieren, um Umwelt und Ressourcen zu schonen. Pilotprojekte im Kreis Lippe und in Paderborn sind für den Winter 2025/2026 geplant.
Manchmal schwierig: die Implementierung
Unschwer vorstellbar, dass sich Anwender in Zukunft auf eine Vielzahl an Digitalisierungs-Neuheiten einstellen können. Doch so vielversprechend die Entwicklung auch ist, sie stellt Bauhöfe doch vor die ein oder andere Herausforderung. Eine der größten Hürden ist die Bereitschaft vieler Mitarbeiter, neue Technologien anzunehmen. Viele Angestellte auf Bauhöfen sind aufgrund jahrzehntelanger Arbeit eher die analogen Arbeitsweisen gewohnt und nicht selten bestehen Vorbehalte gegenüber der Digitaltechnik. Für Bauhofleiter kommt es deswegen auf eine gute und transparente Kommunikation an. Sorgen der Mitarbeiter müssen ernst genommen und die Vorteile der neuen Technik belegt werden. Dann lassen sich auch skeptische Mitarbeiter überzeugen. Ein anderes Problem ist die Finanzierung, denn digitale Lösungen erfordern oft erhebliche Investitionen in Software, Hardware und Infrastruktur. Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene können hier Abhilfe schaffen, um auch kleineren Kommunen den Zugang zu moderner Technologie zu ermöglichen. Deshalb kommt es bei der Implementierung von Digitalisierungs-Lösungen vor allem auf eine durchdachte Herangehensweise an. Sind die Details dann erst einmal geklärt, kann der Bauhof für die Zukunft der Infrastrukturverwaltung ausgestattet werden.