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Akkugeräte im kommunalen Einsatz: Die neue Kraft für Straßenreinigung und Grünpflege

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Ob Motorsense, Blasgerät oder Heckenschere – für die professionelle Straßenreinigung und Grünpflege gibt es im Bereich der handgetragenen Geräte seit einigen Jahren eine Alternative zum herkömmlichen Benziner: Akkugeräte drängen in den Markt und in die Geräteparks vieler Bauhöfe. Die ersten Erfahrungen sind positiv. Doch laut Herstellerseite sei das Potenzial dieser leiseren und emissionsfreien Antriebsart noch lange nicht ausgeschöpft.

Leise wie ein Elektrogerät, dabei aber dank fehlendem Kabel ebenso flexibel wie ein Benziner: Für Endverbraucher bieten Gartengeräte mit Akkutechnologie so manchen Vorteil. Doch für die professionelle Anwendung in Straßenreinigung und Grünpflege? Hier stehen Akku-Geräte vielfach noch in dem Verdacht, nicht dieselbe Leistungsstärke wie der konventionelle und seit Jahrzehnten bewährte Benzinantrieb aufzuweisen. Dabei bieten Akkugeräte im kommunalen Einsatz zahlreiche Vorteile für den Anwender, die Bürger und nicht zuletzt für die Umwelt. Durch rückentragbare Akkupacks sind zudem lange Betriebszeiten möglich. Kein Wunder also, dass viele renommierte Hersteller eigene Akkulinien auf den Markt bringen.

Weniger gesundheitliche Belastung für die Anwender

Aus arbeitsmedizinischer Sicht profitieren Anwender von Akkugeräten gleich mehrfach: Zunächst sind sie dank des abgasfreien Antriebs vor gesundheitsschädlichen Emissionen geschützt. Zudem weisen die Geräte in der Regel ein geringeres Gewicht auf als ihre benzinbetriebenen Pendants. Wiegt ein benzinbetriebenes Blasgerät zum Beispiel bis zu zwölf Kilogramm, bleibt die Akkuvariante mit rund 2,5 Kilo Gerätegewicht und rund 6 Kilogramm für den rückentragbaren Akku noch unter der Zehn-Kilo-Marke. Eine um 10 dB (A) geringere Schallemission wirkt sich positiv auf den Gehörschutz aus. Und da kein Verbrennungsmotor eingebaut ist, weisen Akkugeräte deutlich weniger Vibrationen auf oder sind je nach Gerätetyp sogar vibrationsfrei. Negative Folgen wie kribbelnde Hände oder Durchblutungsstörungen werden vermieden. Insgesamt ist zudem ein längeres und ermüdungsärmeres Arbeiten mit Akku-Geräten möglich.

Geringere Schallemissionen für mehr Akzeptanz

Der leisere Betrieb ist nicht nur für die Gesundheit förderlich, sondern sorgt auch für eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Bürger werden durch die leiseren Betriebsgeräusche weniger belästigt. Das gilt in besonderem Maße, wenn in lärmsensiblen Bereichen gearbeitet wird.

Gut für Klima und Umwelt

Der Elektroantrieb ist eine saubere Sache. Es treten weder Abgase noch CO2-Emissionen auf. Somit ist mit Akkugeräten eine umwelt- und klimaschonendere Straßenreinigung und Grünpflege möglich. Das setzt allerdings natürlich voraus, dass für das Laden des Akkus Ökostrom verwendet wird.

Teurer in der Anschaffung, einfacher in der Wartung

Ein Nachteil von Akku-Geräten liegt nach wie vor in einem deutlich höheren Preis. Die Anschaffung ist damit teurer, als die von Benzingeräten, sodass sich die Amortisationszeit je nach Gerätepreis über mehrere Jahre zieht. Im Unterhalt zeigen Akkugeräte dann allerdings wieder Vorzüge: Da weder Zündkerzen, Zylinder oder Getriebe vorhanden sind, sind sie praktisch wartungsfrei, was den Unterhalt sehr günstig macht.

Erfahrungen aus der Praxis

„Wir bieten unseren Mitarbeitern Akkugeräte an und diese werden auch gerne mitgenommen“, auf dieses kurze Resümee kann Jörn Denhard vom USB Bochum die Erfahrungen mit der Akkutechnologie bringen. Der USB habe inzwischen 13 Laubblasgeräte und 8 Freischneider mit Akkutechnologie im Gerätepark und wird diese Anzahl weiter ausbauen. Im Vordergrund stehen dabei die Vorteile für die Mitarbeiter. Denhard: „Bei den Akkugeräten ist der Lärm deutlich reduziert und es treten weniger Vibrationen auf.“
Die gesundheitlichen Vorzüge bestätigt auch Anja Wuschof von den Entsorgungsbetrieben Essen. Vier Akku-Blasgeräte und ein elektrischer Citysauger sind aktuell im Einsatz. „Sowohl von unseren Mitarbeitern, als auch von Anwohnern und Bürgern haben wir bislang nur positive Resonanz erhalten, vorallem weil die Geräte leiser und umweltfreundlicher sind“, zieht Wuschof eine positive Bilanz. „Wir planen deshalb noch in diesem Jahr weitere Blasgeräte anzuschaffen.“ Dank der rückentragbaren Akkus seien die Geräte inzwischen auch von der Leistung mit Benzinern vergleichbar. Lange Einsatzzeiten sind möglich.

Auch die Wirtschaftsbetriebe Duisburg setzen Akku-Geräte in verschiedenen Bereichen der Stadtreinigung und der Grünpflege ein. Genutzt werden Handblasgeräte, Motorsensen, Schneeschieber für den manuellen Winterdienst, Laubbläser, Heckenscheren, Motorsägen und Hochentaster. „Akkubetriebene Geräte sind geräusch- und vibrationsärmer. Sie können daher in ‚sensibleren‘ Bereichen, wie zum Beispiel Kliniken, Kindergärten oder in Morgen- beziehungsweise Abendstunden eingesetzt werden“, sagt Silke Kersken von den Wirtschaftsbetrieben. „Ein großer Nachteil von Akku-Geräten ist, dass sie nicht an die Leistungen von Geräten mit Verbrennungsmotor herankommen. Hinzu kommt, dass bei täglicher Nutzung der Akku ebenso täglich aufgeladen werden muss.“ Für spezielle Anwendungsbereiche würden in den kommenden Jahren voraussichtlich noch weitere Akkugeräte angeschafft, ein genereller Austausch der benzinbetriebenen Geräte sei aber nicht geplant.

Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft

In der praktischen Anwendung sind Akkugeräte aktuell eine Ergänzung für den Gerätebestand der Bauhöfe. Das nehmen auch die Hersteller wahr. „Es gibt aktuell noch keinen Bauhof in Deutschland der komplett auf elektrischen Antrieb umgestellt hat“, erklärt Victor Fischer vom Akku-Hersteller Calmdura. Komme es „hart auf hart“, werde nach wie vor zum Benzinmodell gegriffen. Eine Kooperation mit dem Gerätehersteller EGO soll das ändern. Fischer: „Abgesehen von Kettensägen und großen Rasenmähern gibt es für alle Produkte im Bereich der Handgeräte akkubetriebene Alternativen. Das Meiste auf dem Markt ist allerdings auf den semiprofessionellen Bereich ausgerichtet. Unser Ziel ist, gemeinsam mit unserem Partner auch für die Modelle mit leistungsstärkeren Modellen eine Akkualternative zu bieten.“ In der Kooperation mit EGO entsteht dazu aktuell eine Profilinie, die mit 56 Volt eine neue Leistungsklasse erschließt. Die Energie stammt aus dem Calmdura-Universalakku, der unter den Rückentragbaren Akkus die größte Kapazität und Energiedichte im Markt bietet. In der Saison 2017/2018 soll es soweit sein, dass diese neue Gerätegeneration vorgestellt wird.

„EGO ist seit 2016 auf dem europäischen Markt“, erklärt Axel Stemmer von der EGO Europe GmbH. „Unser Ansatz ist, unser Sortiment für den professionellen Bereich weiterzuentwickeln.“ Der Weg bei Elektrogeräten gehe ganz klar in Richtung Akku. Stemmer: „Ich kann mir nicht denken, dass in 20 Jahren noch benzinbetriebene Geräte genutzt werden.“ Die Zukunft liege in der Kombination leistungsstarker EC-Motoren mit hoch leistungsstarken Akkus und ergonomischen Handgeräten.

Für Alexander Hertweck vom Gerätehersteller Pellenc sind Akkugeräte bereits heute voll und ganz auf Augenhöhe mit den Benzinern. Einzelne Bauhöfe hätten inzwischen schon sechsstellige Beträge in Akkugeräte investiert. „Die Wirtschaftlichkeit von Akkugeräten bestreitet niemand“, erklärt er. Vor allem vor dem Hintergrund, dass für Benzingeräte im professionellen Einsatz teure Sonderkraftstoffe vorgeschrieben sind, hat die saubere Antriebsenergie Strom Vorteile. Doch auch die Leistung stimmt, so Hertweck: „Wir haben in unserem Sortiment eine Heckenschere, die Spritzwassergeschützt ist, einen Freischneider mit 2 kW Leistung und Blasgeräte mit 920 m³ Luftstrom – die innerstädtischen Aufgaben lassen sich mit diesen Akkugeräten sehr gut erfüllen.“

Text: Christoph Lindemann - Redaktion Bauhof-online.de
Bilder: Pellenc, Calmdura, EGO

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