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85-JÄHRIGES BEMA-JUBILÄUM Geschäftsführerin Koopmann: „Es gab einige Widerstände, aber wir sind immer noch da“

2025 markiert das 85-jährige Firmenbestehen der bema Maschinenfabrik. Aus diesem Anlass ist die Bauhof-online-Redaktion ins niedersächsische Voltlage-Weese gereist, um sich mit Geschäftsführerin Sonja Koopmann zu unterhalten. Über Geschichte, Durchhaltevermögen, E-Maschinen und warum es im Geschäftsleben manchmal auf den richtigen Zeitpunkt ankommt.

Lesedauer: min | Bildquelle: Tim Knott (Bauhof-online)
Von: Tim Knott

In Voltlage-Weese ist die bema GmbH schnell gefunden. Von der Durchfahrtsstraße ist das Firmenschild des Herstellers weit sichtbar. Das Unternehmen ist hier in der Region schon seit langem verwurzelt. Ursprünglich als Schmiede im Jahr 1940 gegründet, entwickelte sich bema im Laufe der Jahrzehnte weiter: Zunächst konzentrierte sich die Unternehmensleitung auf die Wartung und Reparatur von Landtechnik. Als in den späten 1980er-Jahren der Verkauf von Landmaschinen stagnierte, schlugen die Niedersachsen einen neuen Weg ein, der bis heute das Fundament ihres Erfolgs bildet – die Produktion von Anbau-Kehrmaschinen. In dieser spezialisierten Nische hat sich das Familienunternehmen einen guten Ruf erarbeitet. Heute wird bema in dritter Generation von Sonja Koopmann geführt, die im Gespräch Einblicke in die vergangenen Jahre gewährt.

Frau Koopmann, wie blicken Sie auf dieses besondere Jahr in der Geschichte von bema?

Sonja Koopmann: 85 Jahre sind eine respektable Zahl. Aber ich frage mich gerade, wo die Zeit seit unserem 75-jährigen Jubiläum geblieben ist. Besonders die letzten fünf Jahre sind wie im Flug vergangen.

Und das trotz Corona-Pandemie?

Koopmann: Die war anstrengend für uns, es gab viele Unsicherheiten und Herausforderungen. Das waren zum Beispiel kurzfristige Preiserhöhungen der Lieferanten. Hier mussten wir schauen, wie und wann wir das an unsere Kunden weitergeben konnten. Die Preiserhöhung, aber auch die Angst des Handels, keine Ware mehr zu bekommen, führten innerhalb kürzester Zeit zu einem erhöhten Auftragseingang. Das Handling dieses Auftragsberges war sehr aufwendig. Zudem erhöhte sich unsere Lieferzeit von vier auf bis zu 24 Wochen. Dazu kam dann noch der Brexit und später der Ukraine-Krieg. Einziger Vorteil war, dass es nicht nur uns betraf, sondern der gesamte Markt mit diesen widrigen Bedingungen zu kämpfen hatte. Glücklicherweise konnten wir alle Arbeitsplätze erhalten und Kurzarbeit vermeiden.

Corona war nicht die erste herausfordernde Situation, der sie sich gestellt haben: Im Jahr 2012 haben Sie nach dem unerwarteten Tod ihres Vaters Günther Berens das Unternehmen übernommen. Wie war die Anfangszeit damals für Sie?

Koopmann: Der Anfang war hart, insbesondere den Kunden zu signalisieren, dass es jetzt ohne Günther Berens weitergeht. Damals gab es schon einige Unkenrufe wie: ‚Das Mädchen schafft das ja sowieso nicht‘. Aber wir sind immer noch da. Und ich sorge ja nicht allein dafür, dass der Laden hier läuft, sondern werde tatkräftig von meinen Mitarbeitern unterstützt.


Und die aktuelle Lage?

Koopmann: Ich würde lügen, wenn ich sage, es ist alles super. Aber zurzeit kommt es ja in zahlreichen Maschinenbau- und Technikbranchen zu Umsatzeinbrüchen. Wie das kommende Jahr wird, kann ich nicht vorhersagen. Aktuell nutzen wir die Zeit, in der wir weniger Aufträge haben, um interne Verbesserungen in unserem Werksablauf auszuarbeiten, das Produktportfolio zu überarbeiten, neue Märkte zu erschließen und natürlich die Events zum 85-jährigen Bestehen vorzubereiten. Die wirtschaftliche Lage ist für uns nicht bedrohlich, und auch hier gibt es viele Lichtblicke: Durch unsere Sweezy-Kehrmaschinen haben wir jetzt bei vielen Firmen einen Fuß in der Tür.

Auf der vergangenen Agritechnica haben Sie die Sweezy E vorgestellt, die speziell für den Anbau an elektrische Trägerfahrzeuge entwickelt wurde. Wie lange ging die Konzeptionszeit der Maschine?

Koopmann: (Lacht) 20 Jahre, oder 25.

Damit habe ich nicht gerechnet.

Koopmann: Mein Vater hat schon sehr früh mit dem Gedanken einer elektrifizierten Kehrmaschine gespielt und herumexperimentiert. Aber zum einen war die Branche noch nicht reif dafür, zum anderen waren die benötigten Bauteile in der entsprechenden Preislage gar nicht verfügbar. Später haben wir eine E-Projektierung für einen Kunden von uns durchgeführt. Da hätte die elektrifizierte Kehrmaschine gegenüber einer hydraulischen 30 bis 35 Prozent mehr gekostet. Wir waren der Meinung, dass das zu teuer für den Markt ist, deswegen wurde das Projekt eingestellt. Die Initialzündung war dann schließlich die GaLaBau 2022. Da gab es viele Produkte im Handbetrieb, die mit Akkumotoren angetrieben wurden. Wir dachten uns, dass wir diese Motoren auf unsere Maschinen adaptieren könnten. In unserem Portfolio gab es schon eine Maschine, die für den elektrischen Antrieb über Akkus prädestiniert war. Das war dann die Geburtsstunde der Sweezy E.

Beinhaltet das Maschinenkonzept noch eine Basis des Prototyps ihres Vaters?

Koopmann: Nein. Darüber hinaus wollen wir aber Synergien mit Produkten finden, die es schon gibt, wie in diesem Fall die verbauten Akkumotoren von EGO. Wir haben in der Vergangenheit schon mit der Hochschule in Osnabrück für ein Projekt zur Elektrifizierung einer Kehrmaschine zusammengearbeitet. Dort hätte man uns auch die richtige Technik entwickelt, aber das wäre halt nur bema-Technik gewesen. Da fehlten jedoch die Stückzahlen und die Kompatibilität zu anderen Produkten. Unser jetziges Vorgehen ist sinnvoller. Manchmal muss man einfach auf den passenden Zeitpunkt warten.

Sehen das die Kunden ähnlich? Wie sieht es hier mit der Nachfrage aus?

Koopmann: Die Maschine ist noch recht neu, da müssen wir erstmal Klinken putzen. Und man sieht es ja auch beim E-Auto, es gibt immer noch viele Vorbehalte gegenüber elektrischen Geräten. Das dauert einfach seine Zeit, um die Leute zu überzeugen. Aber wir bleiben dran, wir dürfen nicht die Geduld verlieren. In diesem Jahr werden wir die Weltleitmessen bauma und Agritechnica nicht nur dafür nutzen, unsere neuen Produkte vorzustellen, sondern auch, um neue Kooperationen und Komponenten zu finden, mit denen wir unser Konzept verbessern können.

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Also haben die Messen trotz steigender Preise immer noch ihren Stellenwert?

Koopmann: Die Weltleitmessen ja. Eine Teilnahme wird jedes Mal wieder neu hinterfragt und bewertet, weil sie unwahrscheinlich teuer sind. Aber es sind immer noch wichtige Plattformen für das Netzwerken und zur Präsentation neuer Produkte.

Apropos neue Produkte: Auf der vergangenen GaLaBau haben Sie Ihre neue Quadline vorgestellt, also Anbaugeräte, die an Quads angeschlossen werden können. Wen haben Sie dabei als Zielgruppe ins Auge gefasst?

Koopmann: Zum Beispiel Reiterhöfe. Wir haben die Prototypen mit einem Partner vor Ort, der schon lange im Quad-Geschäft tätig ist, entwickelt und erprobt. Hierzulande ist das noch nicht so verbreitet, aber im Ausland werden Quads in zahlreichen Branchen als Arbeitsgeräte eingesetzt. Anbaugeräte gab es schon ein paar, aber nicht für den professionellen Bereich. Die Sweezy-Kehrmaschine war dafür super geeignet, weil der Eigenantrieb Teil des Konzepts ist. Die einzige Herausforderung war die mangelnde Schnittstelle. Also haben wir eine definiert. Insgesamt umfasst die QuadLine-Produktpalette eine E-Kehrmaschine, einen Schiebebesen und ein Schneeschild. Abgesehen von der Landwirtschaft ist die Quadline gut für Hausmeisterservices geeignet. Also überall, wo es kleine Wege gibt. In diesem Jahr gehen wir in die Vermarktung.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens?

Koopmann: Sauber gemacht werden wird immer. Unsere Produkte sind deswegen auch in zehn Jahren immer noch aktuell. Was unsere internen Prozesse angeht, wird KI vermutlich eine große Rolle spielen, aber wie die aussieht, kann ich noch nicht sagen.

Wie sie eingangs schon erwähnten, die Zeit vergeht schnell. In 15 Jahren ist schon das 100-jährige Firmenbestehen erreicht.

Koopmann: Das müssen dann meine Nachfolger übernehmen (lacht). Ich werde das 100-jährige auf jeden Fall nicht mehr vorbereiten. Ich komme dann aber gerne zu Besuch.

 

Anm. d. Red.: Zum 85-jährigen Firmenbestehen öffnet die bema GmbH Maschinenfabrik am Sonntag, den 14. September 2025, ihre Türen und lädt alle Interessierten ein, den Betrieb zu erkunden.

Firmeninfo

bema GmbH Maschinenfabrik

Recker Str. 16
49599 Voltlage-Weese

Telefon: +49 (0)5467-92090

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