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20 Jahre Landesverband Gartenbau Brandenburg

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Zur diesjährigen Mitgliederversammlung des Landesverbandes Gartenbau Brandenburg am Freitag, 12. März, hatte Präsident Jörg Kirstein nach Werder/Havel eingeladen. 100 Berufskollegen und Gäste hatten es sich nicht nehmen lassen, in den Ort zu kommen, in dem vor 20 Jahren der Landesverband Gartenbau mit seiner Arbeit begann. Werders Bürgermeister Werner Große und der stellvertretende Landrat Potsdam-Mittelmark, Christian Stein, würdigten in ihren Grußworten die 20-jährige Geschichte des Verbandes. Die Staatssekretäre beider für die Gärtner zuständigen Ministerien – Hans-Rüdiger Schubert vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und Axel Steffen vom Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - gaben einen Einblick in ihre Arbeit, die den gärtnerischen Berufsstand tangiert. Höhepunkt war das Auftreten des erst seit zwei Wochen im Amt befindlichen Agrarministers Jörg Vogelsänger.

Der Bürgermeister der Stadt Werder, Werner Große, ist sich des Obstanbaus für die Region wohl bewusst, betonte er gegenüber den Anwesenden. Deshalb sorge die Stadt unter anderem für die Verfügbarkeit von Brauchwasser. Große sieht aber auch die Gefahren, die in einem Rückgang von Obstflächen und der immer geringer werdenden Verfügbarkeit des Berufsnachwuchses liegen.

Der stellvertretende Landrat Christian Stein würdigte in seinem Grußwort die Bemühungen Werders um die Erhaltung der Kulturlandschaft im traditionellen Obstanbaugebiet und die Entwicklung der Spargellandschaft im Raum Beelitz. Er sieht eine gute Ergänzung zwischen Obstbau und Tourismus. Nach seiner Meinung könnte der sich vollziehende Klimawandel eine Chance für den Obstanbau sein. Dazu gelte es, vorhandene Sorten und Produktionsstrukturen weiter zu entwickeln und alte Sorten wieder zu entdecken.

Der stellvertretende Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL), Hans-Rüdiger Schubert, machte die Anstrengungen in Vorbereitung seines Ministeriums auf die Agrarreform 2014 deutlich. Dabei spiele auch die integrierte Produktion eine Rolle, die zwar gut, aber allein wegen des Begriffs dem Verbraucher nur schwer nahezubringen sei. Für Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen in Land- und Forstwirtschaft will sich das Ministerium stark machen. Unmissverständlich machte Schubert deutlich, dass das Ministerium künftig nur noch Pflichtaufgaben übernehmen könne. Zum Thema Versuchsstation Müncheberg (das betrifft auch die Bereiche Gemüse und Zierpflanzen) kündigte er neue Wege an, die in Kooperation mit Praxisbetrieben zu finden seien. Zum immer wieder diskutierten Flächenverkauf durch die Bodenverwertungs- und –verwaltungs GmbH (BVVG) konnte der stellvertretende Staatssekretär keinen Kompromiss verkünden: „Flächenverkauf zu unterschiedlichen Konditionen geht nicht.“

Jürgen Ebel, ehemaliger Präsident des Landesverbandes Gartenbau, malte das Szenario aus, das sich aus der ausschließlichen Erfüllung von Pflichtaufgaben ergibt. „Dann haben wir nur noch Beamte, die keine Ahnung von der Praxis haben, aber Gesetze machen. Dafür hat der Staat Geld, auch noch für die Kontrollen. Doch für Abstimmungen, um sinnvoll Gesetze vorzubereiten, fehlt das Geld.“ Der Beifall der anwesenden Mitglieder unterstrich seine Worte.

Axel Steffen, Staatssekretär und Abteilungsleiter Naturschutz im Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, sind die Anliegen der Gärtner durch zahlreiche Gespräche in der Vergangenheit bekannt. Er lobte die Anstrengungen, die die Obst- und Gemüseanbauer mit der integrierten Produktion eingehen, insbesondere betreffs Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln und zum biologischen Pflanzenschutz im Gewächshaus. Nach seiner Meinung ist es wichtig, eine Vielfalt an Arten und Sorten zu erhalten und er meinte nicht nur Wildpflanzen.

Die Ausführungen, aber auch die anschließende Diskussion, machten einen notwendigen Gesprächsbedarf deutlich, zu dem seine Abteilung gern bereit ist. Das betrifft insbesondere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, zu denen nicht bei allen Bewilligungsbehörden die notwendige Sachkenntnis besteht. In die Diskussion schaltete sich auch die Landtagsabgeordnete Sabine Niels (Grüne) ein, die agrarpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist. Sie bot den Gärtnern Gespräche zur Klärung offener Fragen an.

Ein Kaleidoskop der Arbeit der Zentralverbandes Gartenbau (ZVG) bot sein Generalsekretär Dr. Siegfried Scholz mit dem Vortrag „Erfolgreiche Politik für die Gärtner“. Er machte die Anstrengungen deutlich, um den Anliegen der Gärtner in der Bundespolitik Gehör zu verschaffen. „Eine neue Regierung bedeutet für uns auch immer wieder neue Ansprechpartner“, damit verwies er auf den Vorteil der Brandenburger Berufskollegen, die mit Hans-Rüdiger Schubert einen Ansprechpartner hätten, mit dem sie bereits seit vielen Jahren zusammen arbeiteten. In der Diskussion wurde deutlich, dass der Gartenbau aus der Defensive herauskommen muss, um Skandalmeldungen wie zur Rucola-Problematik 2009 nicht in der Öffentlichkeit wirksam werden zu lassen. Dazu gibt es erste Gedanken für entsprechende Aktivitäten in Koblenz, dem Ort der Bundesgartenschau 2011.

Für eine Stunde war der neue Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger zu Gast. Er nahm sich die Zeit, um den Gärtnern seine Glückwünsche zum 20-jährigen Bestehen zu übermitteln und die Arbeit zu würdigen. „Sicher stand zuerst die Sorge um Ihre Existenz im Vordergrund. Doch zunehmend wuchsen leistungsfähige Unternehmen heran, die die Strukturen des Landes intensiv mit gestalten wollen“, unterstrich Vogelsänger. Anschließend nahmen er und Präsident Jörg Kirstein die Ehrungen der Gründungsmitglieder vor. Es folgten die notwendigen Regularien einer Mitgliederversammlung. Ein herzlicher Dank gilt der Gärtnerei Leuchtenberger für die blumige Ausgestaltung der Veranstaltung. (Quelle: LVBB)

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