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20 Jahre HEN AG – eine unternehmerische Erfolgsgeschichte

Vom reinen Handels- und Vertriebsunternehmen hat sich die schwäbische Firma zum europaweit agierenden Spezialisten für Wegeunterhaltung und Straßenbau gemausert

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Von: Michael Loskarn

Die Idee war eine einfache: Feldwege besser in Stand zu halten als bisher. Allein, die Umsetzung geriet zur unternehmerischen Herausforderung. Was vor mehr als 20 Jahren begann, ist ein Paradebeispiel schwäbischen Schaffens- und Tüftlergeistes. Zwei Verkäufer für MB Tracs und Unimogs sowie ein Lohnunternehmer mit entsprechendem Schlepper schickten sich damals an, ein Unternehmen zu gründen, das sich in erster Linie der Wegeunterhaltung und dem Straßenbau verschrieb. Bis heute. Im Mai feierte die HEN AG in Steinheim an der Murr ihr 20-jähriges Betriebsbestehen.

„Vor etwa 22 Jahren habe ich – damals noch allein – ein Gerät aus Italien importiert“, erinnert sich der heutige Vorstandsvorsitzende der AG, Helmut Nafzger. „Holger Trautwein hatte den entsprechenden Schlepper, um dieses Gerät bei potenziellen Kunden vorzuführen oder um damit als Lohnunternehmer tätig zu sein.“ Mit ihrer Dienstleistung verdienten die beiden in der Region Stuttgart ihre „ersten Kreuzer“. Parallel präsentierten sie die Maschine: und zwar „in der Regel bei den Interessenten vor Ort“. Bis dato wurden auf maroden Wegen Löcher lediglich mit Schotter aufgefüllt. „Das hält ein paar Wochen bis zu wenigen Monaten“, schildert Nafzger. Nun war dagegen Fräsen, Mischen, Profilieren und Verdichten in einer Überfahrt möglich. Auch die am meisten verkaufte Maschine der HEN AG, der WPF 200, basiert noch auf dieser Arbeitsweise.

Geräte genießen schnell Zuspruch

Und wer es schafft, vier Arbeitsschritte mit einem Anbaugerät zu „erschlagen“, der genießt entsprechend Zuspruch. „Die Resonanz war so gut, da war es nur konsequent, Eberhard Weil ins Team zu holen“, erinnert sich der 64-Jährige. Bereits im Herbst 1998 kommt die Bankettfräse ins Spiel. „Zu dieser Maschine hat uns damals der Förster Otto Hahn aus Obersulm gedrängt“, weiß der AG-Chef. „Und der damalige Bauhofleiter von Langebrettach“, ergänzt der 51-jährige Trautwein. „Bringet mir was, um mei Bankett wegzumache, aber kommet mir net mit em Gräder oder em Bagger – die send viel zu teuer“, habe Hahn damals gepoltert. Und nachdem die HEN AG seit jeher Kundenwünsche äußerst ernst nahm, wurden zehn Geräte gebaut. Holger Trautwein hatte damals den Anwenderpart übernommen. Jedoch, das Gerät war äußerst anfällig. „Holed den Scheißdreck bloß ab, i hon koi Luschd mee, dem Ding mit´em Schwoißgräd hinterher zu laufe“, so O-Ton Trautwein. Aber, „der Grundgedanke war geboren“, wirft Weil ein. Letztlich musste die Arbeitsleistung günstig sein. „Entstanden ist daraus die SP 61, die noch heute gut verkauft wird und bei vielen Lohnunternehmen und auf kommunalen Bauhöfen im Einsatz ist“, schildert der 62-jährige Vollblutverkäufer und Aufsichtsrat der AG.

Ebenfalls 1998 entsteht die Kooperation mit dem italienischen Fahrzeughersteller Bonetti. Schnell hatten die Schwaben das Potenzial der allradgetriebenen Kompaktfahrzeuge erkannt und sich für Deutschland den Exklusivvertrieb gesichert. Um den Jahreswechsel reißt Weil in nur wenigen Wochen einen Präsentationsmarathon herunter. Bei 99 Bauhöfen stellt er das Fahrzeug vor, lässt es ein bis zwei Tage testen und danach von den Experten eine Liste mit Pro und Contra ausfüllen. Einen Bonetti verkauft Weil während dieser Zeit sogar an den Bauhof Cleebronn: für 32.000, bei einem Einkaufspreis von 29 Millionen. „D-Mark zu Lire“, klärt Nafzger, sich diebisch freuend, über die Zeit vor der gemeinsamen EU-Währung auf. Mit dieser knapp 100 Seiten starken Liste reisten die Schwaben nach Vignate bei Mailand. „Und bis zur bauma 2001 hatten die Italiener das Fahrzeug für den Deutschen Markt angepasst“, erläutert Nafzger die gute Zusammenarbeit. Erste Fahrzeuge und Geräte werden in Deutschland, der Schweiz und Österreich verkauft.


Einsparungen in Höhe von rund 300 Prozent

Für die WPF 200 (Wegepflegefräse) erhält das Unternehmen 1999 die silberne Preismünze der Agritechnica. Immerhin ist es gelungen, die Unterhaltung von Schotterwegen um bis zu 300 Prozent günstiger zu gestalten. Zusätzlich hilft das System dabei, Ressourcen zu schonen, da es häufig keinen frischen Schotter benötigt, sondern bereits ausgebrachten recycelt und wieder einbringt. Das Portfolio steht, Referenzen sind geschaffen, ein findiger Steuerberater legt den drei Herren die Rechtsform einer Klein-AG ans Herz. Danach geht es Schlag auf Schlag. Vom reinen Handels- und Reparaturbetrieb entwickelt sich die AG immer mehr in Richtung selbstproduzierendem Mischbetrieb. 2001 entsteht das erste Firmengebäude, auch erste Maschinen werden modifiziert. 2007 weitet sich die Internationalisierung – vor allem in Sachen Unterbauverfestigung – über Europa aus. Ein „verrückter Zufall“ hilft den Tüchtigen: „Wir hatten eine Vorführung in Ungarn, und der dortige Anwender hatte über die HEN-Fräse in einer Zeitschrift berichtet. Zufällig las dies wiederum ein Mitarbeiter der Firma Nanoplan. Mit dem Ergebnis: ,Wir brauchen solche Fräsen.‘, ist Helmut Nafzger auch heute noch erstaunt. „Zugehört“ haben dann die HEN-Leute, die Kundenwünsche umgesetzt und entsprechende Fräsen vom Typ RMB (recyceln, brechen, mischen) produziert. Mehr als ein „Zuggerle“ sei dieses Geschäft dennoch nie gewesen.

Solide Basis des Unternehmens bildeten und bilden auch heute noch die HEN-Fahrzeugtechnik mit den Marken Bonetti und Picco Truck sowie E-Fahrzeugen und Unimog-Aufbauten. Außerdem die HEN-Technologie mit eigener Technik sowie Lösungen für innovative Wegeunterhaltung und Straßensanierung via Wegepflegefräse (Fräsen – Mischen – Profilieren – Rückverfestigen), Wegebau-, Stein- und Mischfräsen (Auffräsen – Brechen – Mischen in einem Arbeitsgang), Bankettpflegegeräte (Abfräsen – Zerkleinern – Schleudern) sowie Anbaugräder, Planierschilder und Anbauplattenverdichter. Die HEN-Werksvertretungen für die Marken BRUNI (Auslegemähgeräte), VOTEX (Mulchgeräte, Mähköpfe und Schlegelwerkzeuge) und BEMA (Anbau-Kehrmaschinen, freikehrend und mit Aufnahmebehälter, mechanische Wildkrautbeseitigungstechnik, Schneeräumgeräte sowie Hochdruckschwemmanlagen) runden das Portfolio ab. Seit Mitte letzten Jahres bietet die Sparte Werksvertretungen ihren Fachhändlern auch die neuen in Steinheim entwickelten und hergestellten HEN-Laubverladegebläse und Blasgeräte – darunter auch den automatischen Laubsaugarm – zum Verkauf an deren Kunden an.

Peter Nafzger blickt zuversichtlich in die Zukunft

Ein Portfolio, das sich auch in kommenden Jahren nicht fantastisch-ausufernd verändern wird, wie Peter Nafzger, derzeit zusammen mit seinem Vater gleichberechtigter Vorstandsvorsitzender der HEN AG, in die Zukunft blickt. Vielmehr ist dem 38-Jährigen wichtig, das Firmen-Know-how in den Bereichen Entwicklung und Produktion auszubauen. Selbstredend habe er auch den Umsatz – im vergangenen Jahr waren es rund sechs Millionen Euro – im Auge. Dennoch sei dies für ihn nicht mit Priorität eins verbunden. „Prio eins hat für mich, betriebsintern mit der Technik mitzugehen – flexibel, schnell, kunden- und serviceorientiert zu agieren und bei den Ersatzteilen immer just in time zu sein“, gibt der Nafzger Junior vor. Als Vision schwebt dem Familienvater vor, „die eigenen Produkte noch breiter aufzustellen“ sowie das „geballte Wissen“ von Technikern und Konstrukteur noch intensiver zu nutzen. Außerdem steht auf seiner Agenda, den europäischen Markt sowie die Anzahl der Länderimporteure weiter auszubauen und das Unternehmen in Sachen Elektromobilität breiter aufzustellen. Und, was die Beziehung zu Bonetti betrifft: „Da werden wir nie den Fuß vom Gas nehmen.“

Wie gesagt, die Idee war zwar zu Beginn eine einfache, die unternehmerische Umsetzung jedoch bleibt weiterhin eine Herausforderung – auch in den kommenden 20 Jahren.

Text/Bilder (3): Michael Loskarn

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